Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das scharze Decameron

Das scharze Decameron

Titel: Das scharze Decameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Frobenius
Vom Netzwerk:
Tages Zähne speien lassen würde?«
    Siga Sanke gelang es aber doch noch, auf sein Pferd zu springen, und er jagte nun von dannen. Es gelang ihm auch, dem Kreis zu entschlüpfen, aber Sira Bo war ihm dicht auf den Fersen und stieß ihn mit dem Flintenkolben in die Seite. Siga Sanke schrie: »Hëig!« und heulte. Er rief: »Töte mich nicht.« Dreimal wiederholte sich das. Dann hatte er die Tore von Söina erreicht.
    Sira Bo rief: »Du weinst?! Da kannst du sehen, daß du ein Njamogode (ein Unedler) bist. Ich aber bin ein Njerre Ulu (reinen Blutes). Ich bin ein Massassi. Du hast geweint!« Dann kehrte Sira Bo heim. Siga Sanke war gerettet. Als er in der Stadt angekommen war, fragte er seine Leute: »Wo ist die Trommel?« Die Leute antworteten: »Du hast sie draußen auf dem Bolanieni zurückgelassen.«
    Siga Sanke hatte nun mit allen Leuten Streit angefangen. Eines Tages sagte auch der König der Surakka: »Wir wollen den Siga Sanke angreifen.« Er machte sich mit allen seinen Leuten auf und kam vor Söina an. Seine Leute umkreisten Söina. Siga Sanke hatte die Tore rechtzeitig geschlossen, aber er hatte doch Furcht, es möchte diesmal ein böses Ende nehmen. Er rief seinen Sohn und seinen Bruder und sagte: »Geht zu König Njagaleng Gara von Kaarta und sagt, ich hätte ihm unrecht getan und ihn geschädigt. Aber ich bäte ihn auch um Entschuldigung. In Zukunft will ich sein Höriger sein. Jetzt soll er mir aber gegen die Surakka helfen.« Die beiden machten sich auf den Weg und kamen an den Hof des Königs von Kaarta. Sie richteten ihren Auftrag aus. König Njagaleng Gara und sein Volk riefen: »Jetzt haben wir zwei aus dieser Gesellschaft. Schlagt sie tot.« Damals war aber ein Numu der Richter. Der sagte: »Laßt das, tötet diese Leute nicht. Der König soll mit einem Heerhaufen hinziehen!« Darauf gaben der König und das Volk den Gedanken auf. Er sandte die beiden Boten zurück und ließ sagen: »In drei Tagen kommen meine Leute.«
    Der König Njagaleng Gara war mit seinem Heerhaufen unterwegs. Da sandte ihm auch der König der Surakka eine Botschaft und ließ ihm sagen: »Überlaß mir diesen Siga Sanke. Ich will ihm den Kopf abschlagen und will ihn mit Gold aufwiegen. Das Gold soll dein sein.« Der König von Kaarta war einverstanden. Er wollte nun Siga Sanke in eine Falle locken – denn es war nicht möglich, die Mauern zu zerstören. Siga Sanke kam heraus und verhandelte mit den Boten König Njagaleng Garas. Er entdeckte aber die Absicht, ließ sein Pferd zurück und entkam in die Stadt.
    Man sagt, Njagaleng Gara habe nachher doch noch den Siga Sanke getötet.

Sidi Baba
    Sahel
    Sidis Vater war Baba. Babas Dorf war Tonna. Baba hatte eine Frau geheiratet, die hieß Schokolo. Er kümmerte sich nie um die Familie seiner Frau. Als Baba mit Schokolo drei Jahre verheiratet war, sagte sie: »Du hast nie meinen Vater und meine Mutter besucht.« Baba sagte: »Wenn du das wünschest, so kann das sehr schnell geschehen. Ich werde mich alsbald aufmachen.« Er rüstete eine Kriegerschar und machte sich auf den Weg.
    Baba kam in das Dorf der Eltern seiner Frau. Er rüstete schnell zum Angriff. Er griff an. Er brannte das Dorf nieder. Er nahm den Vater und die Mutter seiner Frau gefangen. Er tötete sie, er schnitt ihnen die Köpfe ab, er steckte die Köpfe in einen Sack und nahm den Sack mit. Als Baba wieder daheim angekommen war, sagte er: »Ich war, wie du es gewünscht hast, im Dorfe deines Vaters und deiner Mutter. Ich habe beide sehr herzlich umarmt und bringe dir von ihnen hübsche Neuigkeiten mit. Hier ist ein Sack. Schau hinein.« Die Frau öffnete den Sack. Sie zog einen Kopf heraus. Baba fragte: »Was ist das?« Die Frau sagte: »Das ist der Kopf meines Vaters.« Sie zog noch einen Kopf heraus. Baba fragte: »Was ist das?« Schokolo sagte: »Das ist der Kopf meiner Mutter.« Baba sagte: »Nimm die beiden Köpfe und lege sie als Unterlage unter deine Kochtöpfe. Bereite mir das Essen darauf.«
    Die Frau Schokolo sagte kein Wort. Sie nahm die Köpfe, sie legte Feuer an. Sie stellte die Kochtöpfe darauf. Sie bereitete das Essen für ihren Mann darauf, aber sie sagte kein Wort. Die beiden Köpfe verkohlten und verbrannten, aber die Frau sagte kein Wort.
    Nachdem genug Zeit vergangen war, daß Baba das alles vergaß und vergessen hatte, ging Frau Schokolo zu einem Schmied und ließ sich ein sehr scharfes Messer geben. Mit diesem Messer ging sie dann in aller Frühe in das Haus, in dem ihre Schwiegermutter, die

Weitere Kostenlose Bücher