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Das scharze Decameron

Das scharze Decameron

Titel: Das scharze Decameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Frobenius
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Ledersack eingeschlossen hatte. Fondu fragte das Toru: »Was muß ich tun, um Hassum heute zu überwinden?« Das Uodjerre antwortete: »Du darfst nicht hoffen, mit einem Speer irgendwie etwas gegen Hassum ausrichten zu können. Du kannst nur obsiegen, wenn du mit dem Sattelgurt nach ihm schlägst.« Fondu sagte: »Es ist gut.«
    Hassum kam heran. Hassum nahm seine Lanze und warf nach Fondu. Es war ein Fehlwurf. Fondu nahm den Gurt, schlug nach Hassum und da sank er getroffen vom Pferd. Fondu sagte: »Wenn ich dir weiter nichts tue, so ist das, weil ich eine Frau hinter mir auf dem Pferd habe.« Fondu kam nach Hause. Er sagte zu seiner Frau: »Wer ist nun der wahre Labo? Hassum hat mir zweihundert Stück Rindvieh genommen. Ich aber habe seine Frau, und ich werde sie ihm nur wiedergeben, wenn er mir mein Rindvieh wiedersendet und zweihundert Stück obendrein.«
    Hassum tat so.

Das Glück des Toren
    Kabylen
    Ein Bursche hatte eine Mutter; der Vater lebte aber nicht mehr. Der Bursche war ein Waisenkind. Die Mutter war eine große Beterin, die keine Stunde des Gebets vorübergehen ließ. Der Bursche war aber ein törichter Schwätzer. Wenn morgens um vier Uhr der Muezzin von der Moschee aus zum Gebet rief, erhob sich die Mutter schon und begann laut zu beten. Und wenn er abends zum letzten Gebet rief, erhob sie sich abermals und betete nochmals laut.
    Der Bursche schlief aber morgens gern lange, und das Beten der Mutter störte ihn. Eines Morgens weckte der Muezzin wieder wie immer um vier Uhr und störte dabei den törichten Burschen im Schlafe. Der Bursche nahm darauf seine Keule, ging hin, schlug ihn mit der Keule so in den Nacken, daß er tot hinfiel. Dann nahm er die Leiche des Muezzin und trug sie zum Brunnen. Er war sehr froh über das, was er angerichtet hatte.
    Froh kam er nach Hause und sagte zu seiner Mutter: »Der Muezzin wird mich nicht mehr morgens im Schlafe stören. Ich habe ihn totgeschlagen und in den Brunnen geworfen.« Die Witwe erschrak. Sie sagte bei sich: »Mein Sohn wird es allen Leuten erzählen!« Die Witwe ging in den Schafstall, zog ein Schaf heraus, tötete es, trug es zum Brunnen und warf es hinein.
    Der törichte Bursche lief auf den Männerversammlungsplatz, sprang froh unter den Männern umher und rief: »Ho! Der Muezzin wird mich jetzt morgens nicht mehr im Schlafe stören. Ich habe ihn totgeschlagen und in den Brunnen geworfen.« Die Männer sagten: »Das ist ja entsetzlich!« Sie liefen mit Haken und Stricken zum Brunnen und suchten das, was da unten lag, heraufzuholen. Sie ergatterten endlich den Hammel, den die Witwe eben erst wohlüberlegt obenauf geworfen hatte, zogen ihn herauf und lachten. Sie sagten untereinander: »Oh! Der törichte Bursche hat keinen so schlechten Witz gemacht. Er nennt den Muezzin einen Hammel!«
    Eines Tages gab die Mutter dem törichten Burschen einen Teppich, daß er ihn auf den Markt trage und verkaufe. Der Bursche ging mit seinem Teppich auf den Markt, bot ihn feil, wartete, verhandelte, fand aber den ganzen Tag über niemanden, der ihm den Teppich abgekauft hätte, und ging abends damit wieder heim. Zwischen dem Markt und dem Dorf, in dem seine Mutter wohnte, rann ein Fluß, an dem der törichte Bursche vorbeigehen mußte. Als der törichte Bursche vorbeiging, rauschte der Fluß. Der Bursche sagte: »Was sagst du? Du sagst, deine Füße frören dich? Du sagst, du brauchst einen Teppich? Willst du mir den Teppich nächsten Markttag bezahlen? – Du willst dies tun? - Dann will ich dir den Teppich über die Füße decken.« Der törichte Bursche warf den Teppich weit aus und breitete ihn auf dem Flusse aus. Der Fluß trug den Teppich fort. Der Bursche rief ihm nach: »Vergiß nur nächsten Markttag nicht zu zahlen!«
    Der Bursche ging heim. Er sagte vergnügt zu seiner Mutter: »Ich habe den Teppich verkauft.« Die Mutter sagte: »Wo hast du das Geld?« Der Bursche sagte: »Das Geld bekomme ich nächsten Markttag. Der Fluß hat nämlich den Teppich gekauft.« Die Mutter fragte: »Wer hat den Teppich gekauft?« Der Bursche sagte: »Der Fluß hat ihn gekauft. Der Fluß fror an den Füßen. Er will ihn mir nächsten Markttag bezahlen.« Die Mutter sagte: »Da sieh nur zu, wie du dein Geld bekommst. Nimm nur gleich die Hacke mit, um das viele Geld, das er dir in der Tasche bereithält, herauszukratzen.«
    Am nächsten Markttag nahm der Bursche eine Hacke über die Schulter und ging auf dem Wege zum Markt zum Fluß hinab. Er ging an das Ufer und sagte: »Zeig'

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