Das scharze Decameron
Wenn ihr morgen früh den Brunnen nicht fertig habt, so werde ich euch allen die Köpfe abschlagen lassen.« Danach legte sich Sidi Baba zu Bett. Seine Kriegsmannschaft arbeitete die ganze Nacht, und am anderen Morgen, als Sidi Baba erwachte, war der Brunnen vollendet. Es war ein Brunnen von weit über 100 Metern Tiefe. Man zeigt ihn noch heute. Er hat lange, lange Zeit bestanden, aber im Laufe der Zeit ist er verschüttet.
Sidi Baba kam nach Garrio und nahm es ein.
Als Sidi Baba von Tonna aufbrach, hatte er 10 000 lange starke Stricke mitgenommen. Die ließ er nun aneinanderbinden und begann damit, daß er in den ersten einen Gefangenen binden ließ. Einer ward hinter den anderen gebunden. Wie eine Kette von Schafen nahm sich das aus. Er unterwarf 100 Dörfer und band die Unterworfenen jeden in die Schleife eines der 10 000 Stricke. Die Leute sagten zu ihm: »Herr, du hast schon soviel getan, kehre doch heim!« Er sah an der Reihe der Gekoppelten entlang an das Ende und fragte: »Ist noch freie Schnur da?« Die Leute sagten: »Ja, es ist noch etwas Schnur da.« Sidi Baba sagte: »Dann sind wir noch nicht fertig, dann können wir noch nicht heimgehen.«
Er unterwarf das Land bis nach Barbe und Fentala im Kunarigebiet. Dann war fast die ganze Schnur aufgebraucht. Als er wieder zu dem Busch Nampala kam, sah er aber, daß doch noch 200 Schnüre ungenützt herunterhingen. Darauf sagte er: »Wir haben gerade 200 Djongwalde (Sklavenaufseher, ursprünglich wohl Distrikts- resp. Haufenführer). Wir haben gerade 200 Stricke übrig. Mit den 200 Stricken wollen wir den 200 Djongwalde die Hände auf dem Rücken zusammenbinden lassen. Dann will ich die 200 Djongwalde verkaufen. Sollten deren Kinder und Weiber aber schreien, so laß ich alle 200 Djongwalde einfach totschlagen.« So wurden die 200 Anführer verkauft, und dafür kaufte sich Sidi Baba Getränke. Sidi Baba starb, nachdem er 30 Jahre regiert hatte. Er hat in seinem Leben 620 Dörfer eingenommen. Seinem Stamme nach war Sidi Baba Kulloballi. Seine Nachkommen leben noch heute zwischen Gumbu und Sokolo. Es sind Bammana.
Hassum Labo
Sahel
Fondu Gorori galt als der klügste Mabo (Kaste der Spielleute) im ganzen Farimaka. – Eines Tages sagte die Frau des Hassum Labo: »Wenn du mir nicht das Rindvieh des Fondu Gorori wegtreibst, lasse ich mich von dir scheiden, denn alles, was du bis jetzt getan hast, genügt mir nicht. Du bist kein rechter Labo und kein rechter Fulbe.« Hassum sagte: »Ich werde sogleich mein Pferd satteln lassen und das Vieh des Fondu holen.«
Hassum machte sich auf den Weg. Er kam an Ort und Stelle, nahm alles Vieh zusammen und trieb es fort. Fondu hörte es und setzte hinter ihm her. Er erreichte ihn nach einiger Zeit. Fondu fragte: »Willst du heute lieber in der Erde oder im Himmel übernachten?« Hassum sagte: »Ich will bei mir zu Hause übernachten.« Fondu nahm seine Lanze und warf sie nach Hassum. Sie zersplitterte. Hassum nahm seine Lanze und warf sie nach Fondu. Sie zersplitterte. Hassum hatte noch einen ganz kurzen Speer. Mit dem warf er nach Fondu und verwundete ihn so, daß er vom Pferde sank. Hassum trieb aber sein erbeutetes Vieh heim.
Als Fondu Gorori kam, schalt ihn seine Frau und sagte: »Du bist kein echter Labo, kein echter Fulbe. Erst läßt du dir das Rindvieh fortnehmen, dann läßt du dich verwunden!« Fondu fragte: »Wer ist nun ein richtiger Labo?« Seine Frau sagte: »Hassum.« Fondu sagte: »Es ist gut.«
Am anderen Morgen verband Fondu sein Bein und setzte sich auf sein Pferd. Er ritt zum Gehöft Hassums. Hassum war nicht da. Hassums Frau war da. Fondu fragte: »Wo ist Hassum?« Die Frau sagte: »Mein Mann ist im Dorf. Was willst du?« Fondu sagte: »Dich will ich!« Die Frau sagte: »Bitte, nimm mich. Du kannst mich nehmen. Ich weiß, daß mein Mann hinter dir hersetzen wird, also!« - Fondu nahm die Frau Hassums und setzte sie hinter sich aufs Pferd. Dann ritt er fort.
Die Sklaven liefen zu Hassum und sagten ihm: »Fondu hat deine Frau genommen.« Hassum rüstete sein Pferd, sprang auf und setzte hinter Fondu her. Fondu hatte hinterlassen: »Sagt Hassum, daß ich kein Räuber bin. Ich werde vor dem Zaune meines Gehöfts auf ihn warten, um ihn zu sehen.« Die Leute sagten das Hassum. Hassum erreichte Fondu an dem Eingang vor dessen Gehöft. Fondu hatte hinter sich auf dem Pferd die Frau Hassums.
Fondu hatte immer sein Toru bei sich, das ihm guten Rat gab. Dies war ein Uodjerre, ein Kaninchen, das er in seinem
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