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Das scharze Decameron

Das scharze Decameron

Titel: Das scharze Decameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Frobenius
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Gespräch des Onkels mitangehört. Er sagte aber seiner Gewohnheit nach kein Wort.
    Am anderen Tag gingen die Sklaven mit Njidi an der Spitze in den Busch, um Holz zu schlagen. Njidi führte sie sehr weit, so daß sie sich nicht mehr zurecht fanden. Njidi sagte: »Wartet hier im Walde, ich will den Weg suchen.« Die Sklaven blieben zurück. Njidi ging aus dem Busch und auf Keke zu. Es war schon dunkel; der Mond schien nicht. Dazu regnete es. Njidi stieg nahe dem Dorf auf einen hohen Baum und schrie. In dem Orte fuhren die Leute auf: »Was hat da geschrien?« Andere sagten: »Wo war das?« Andere sagten: »Es muß ein Kriegszug sein, der gegen die Stadt heranzieht.« Andere sagten: »Und die Sklaven sind noch nicht zurückgekommen.« Andere sagten: »Das wird der Heereshaufe von Segu sein, der über uns herfallen will. Unterwegs hat er unsere Sklaven angetroffen und sie gefangengenommen.« Alle Männer holten
    Waffen und Pferde hervor und ritten mit Sira Maga Njoro und dem Bruder König Ardos an der Spitze zum Stadttor hinaus.
    Die Helden ritten dem Schrei nach und kamen unter den großen Baum, auf dem Njidi saß. Sira Maga Njoro hielt auf der einen Seite, der Bruder König Ardos auf der anderen. Njidi schrie wieder über ihnen auf. Da packte den Onkel Sira Maga Njoros große Angst, und er jagte Hals über Kopf nach Keke zurück. Seine Leute folgten ihm. Inzwischen war Sira Maga Njoro ruhig an seinem Platz geblieben. Er rief zum Baum hinauf: »Wer ist denn da oben?« Njidi aber schrie noch einmal. Sira Maga Njoro fragte nochmals: »Wer ist denn da oben?« Darauf antwortete Njidi: »Ich bin es, der Sklave Sira Maga Njoros, die anderen Sklaven und ich haben den Weg verloren.« Sira Maga Njoro sagte: »So komm herab und steige hinten auf meinem Pferd auf. Wir wollen zurückreiten.« Als der Onkel am Stadttor von Keke endlich anhielt, fragte er: »Wo ist Sira Maga Njoro?« Seine Leute sagten: »Sira Maga Njoro ist unter dem Baum geblieben. Er hat sich nicht von der Stelle bewegt.« Darauf schämte sich der Onkel und ritt zurück. Als er zu dem jungen Helden kam, sagte er: »Mein Pferd ist durchgegangen, ich verlor die Macht über das Tier, und es jagte mit mir bis nach Keke zurück. Da erst bekam ich es wieder in meine Gewalt.« Hierauf sagte niemand etwas, aber alle machten sich auf den Rückweg durch die dunkle Steppe.
    Als sie so durch die Steppe ritten, brüllte es in der Nähe. Darauf schreckte das Pferd Sira Maga Njoros und stieg. Aber Sira Maga Njoro packte fest in die Zügel und zwang es herab. Nach einiger Zeit brüllten ganz nahe zwei Löwen auf. Darauf stieg das Pferd Sira Maga Njoros hoch auf und machte einige Sätze nach vorn. Dann zwang der junge Held es zurück. Als der Onkel das Durchgehen des Pferdes sah, sagte er: »Siehst du, ebenso ging vordem mein Pferd durch.« Sira Maga Njoro sagte: »Aber es kommt nicht gleich bis an die Stadtmauer von Keke.« Der alte Sklave Njidi öffnete aber gegen seine Gewohnheit den Mund und sagte: »Gestern abend hörte ich von dort aus, wo ich das Essen für meinen Herrn bereitete, drei Worte meines Herrn Sira Maga Njoro und drei Worte eines anderen, der vorüberging. Das Wort des anderen ging durch ohne den Kopf seines Herrn, wie das Pferd des Bruders König Ardos. Das Wort meines Herrn war stark und stolz wie die Hand, die eben das Pferd Sira Maga Njoros bändigte.« Da schämte sich der Onkel.
    Sira Maga Njoro sagte: »Wer weiß, ob ich noch länger als ein Jahr leben werde - denn ich habe schon zwei Sachen gemacht, die man mich entgelten lassen wird - ich habe die Boten des Herrschers von Segu töten lassen und ich habe meinem Onkel eine Frau weggenommen. Vergnügen wir uns also. Spielen wir das Paddi!« Sira Maga Njoro spielte das Paddi nicht wie andere mit Steinchen oder Holzstückchen, sondern mit Gold- und Silberwürfeln. Sie begannen das Spiel. Er ergriff die Silberstücke. Die anderen sagten: »Weshalb nimmst du als Königssohn nicht das bessere, die Goldstücke?« Sira Maga Njoro sagte: »Das Weiße ist rein, das Gelbe schmutzig. Ich will nur Reines haben. Mögt ihr das Schmutzige bevorzugen!«
    Sie begannen dann das Spiel. Sira Maga Njoro sagte (spielgemäß): »Ich trete ein. Alles, was ich bereiten lasse, könnt ihr ohne Abscheu und Schlechtes zu bemerken essen.« Polor, ein älterer Haushöriger, der in hohem Ansehen stand, spielte mit. Er wurde als ein ganz besonderer Mann und Held angesehen, und die Sage erzählt, daß, wenn im Kampf Sira Maga Njoro auf der

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