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Das scharze Decameron

Das scharze Decameron

Titel: Das scharze Decameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Frobenius
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Böses in unseren Familien ist, so wollen wir lieber beides teilen. Wenn du eine Tochter hättest, würde ich dich bitten, sie mir zur Frau zu geben. Wenn du meine Fatumata heiraten willst, so gebe ich sie dir gern, denn du bist von meiner Familie und ein Held. So wollen wir handeln, aber wir wollen nicht einander bekriegen und uns berauben.« Sira Maga Njoro sagte: »Du hast recht, wir wollen diese Art nicht fortsetzen. Ich werde dir dein Vieh wiedergeben und deine Tochter zur Frau nehmen. Das war das Ganze. Du wirst ebenso Wort halten, wie ich es gewohnt bin.«
    Der König sagte: »Ich will nachsenden und das Vieh holen lassen. Bleib solange hier.« Sira Maga Njoro sagte: »Es ist besser, ich rufe meine Leute selbst.« Der König Galadio sagte: »Nein, es wird besser so sein!« Sira Maga Njoro sagte: »Es ist deine Sache. Ich fühle mich recht wohl so.« Galadio sandte die zwölf Kambodj und dreihundert Krieger aus, die sollten Polor sagen, daß er das Vieh zurücksende. Galadio nahm die Kambodj beiseite und sagte: »Wenn Polor sich weigert, so tötet ihn und die anderen hundert, aber das Vieh bringt mir jedenfalls zurück.« Die anderen nahmen bei Sira Maga Njoro Platz. Die Dialli spielten das Baudi.
    Polor hatte nach einer Weile gesagt: »Ihr hundert Helden, treibt ihr das Vieh nur langsam weiter. Ich werde euch den Rücken decken und werde sehen, daß kein Reiter Galadios an mir vorüberkommt.« Kurz nachdem sie den König verlassen hatten, sprengten die Kambodj voraus und ließen die dreihundert Reiter weit hinter sich zurück. Als Polor sich umsah, erkannte er zwölf fremde Reiter am Horizont und sprengte sogleich vorwärts zu den hundert Helden und sagte: »Unser Held Sira Maga Njoro muß gefallen sein, denn ich sehe feindliche Krieger nahen. Treibt das Vieh ruhig weiter. Ich werde sie nicht an mir vorüberlassen.« Dann blieb er wieder zurück. Er sah nun weit hinter den zwölf Kambodj die dreihundert Reiter herannahen. Er stürmte darauf nochmals vor und sagte den hundert Helden: »Treibt euer Vieh nur langsam vorwärts; denn ich habe hinter mir viel Arbeit. Es kommen mehrere Reiter. Laßt das Vieh am nahen Gewässer grasen und wartet
    mich ruhig ab. Sobald ich meine Sache erledigt habe, komme ich.«
    Darauf sprengte Polor zurück und sagte vor sich hin: »Sira Maga Njoro hat noch nie gelogen. Heute hat er gesagt: solange ich lebe, kommt kein Reiter an mir vorüber. - Also muß er getötet sein. Das sollen mir diese Leute entgelten.« Polor stürmte vorwärts. Er sah, daß einer der zwölf Reiter die Hand hochhielt. Aber er gellte seinen Schrei so laut heraus, daß er den Anruf des anderen: »Halt! Polor, eine Botschaft!« nicht hörte. Er legte seine Waffe an und schoß den anderen, den ersten Kambodj, vom Pferde herab. Er hob seine Flinte wieder auf und schoß den zweiten Kambodj herunter. Darauf machten die anderen zehn Kambodj kehrt und flohen.
    Das aber sahen die dreihundert Reiter, und sie hatten nichts Eiligeres zu tun, als ihre Pferde herumzuwerfen und rückwärts zu eilen. Sie waren voran. Ihnen folgten die zehn Kambodj, und das Ganze hetzte Polor vor sich her. Er schoß noch einmal. Abermals fiel ein Kambodj. Es blieben nur noch neun übrig. Und so schoß er von Zeit zu Zeit auf die Kambodj. Er fehlte nie. - Elf Kambodj fielen. Dann waren sie aber bis an jene Stelle gekommen, an der Sira Maga Njoro mit Galadio hielt.
    Sira Maga Njoro rief: »Halt, Polor!« Da setzte er das Gewehr ab, und somit rettete dieser Ruf dem letzten Kambodj das Leben. Polor rief: »Oh, Sira Maga Njoro, nie hast du vordem gelogen. Heute aber hast du die Unwahrheit gesagt. Denn vordem sagtest du mir: ›ich werde dafür Sorge tragen, daß, solange ich am Leben bin, kein Reitersmann zwischen diesen Tomonong an mir vorüberkommt‹. - Und nun bist du doch am Leben.« Sira Maga Njoro sagte: »Du hast vergessen, daß ich hinzusetzte: Um euch anzugreifen! - Diese Leute kamen aber nicht, um euch anzugreifen, sondern um euch eine Nachricht zu bringen.« Galadio sagte: »Jetzt sind meine elf Kambodj getötet und nur einer ist noch am Leben.« Sira Maga Njoro sagte: »Habe ich dir nicht gesagt: Es ist besser, ich rufe meine Leute selbst?« Nachher sandte Sira Maga Njoro die Kühe aus Konare an Galadio zurück, und wenig später heiratete Sira Maga Njoro Fatumata, die Tochter des Königs Galadio von Konare.
    Inzwischen drängte der durch Sira Maga Njoro eines Weibes beraubte Bruder König Ardos den König Daga von Segu, daß er den

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