Das scharze Decameron
töten!« Kide sah wohl, daß er sterben müsse; er sagte jedoch: »Ich will euch sagen, wie ihr das Gold erhalten könnt, das ich bei Hatumata zurückließ.« Die Mörder sagten: »Rede!« Kide sagte: »Sagt zu meinem Weibe Hatumata, ich hätte euch gesandt, damit ihr euch von ihr das Geld geben laßt, das unter ihrem Bett liegt und von meinem Kopf bis zu meinen Füßen reichte. Wenn sie euch dann nicht glauben sollte und euch um weitere Erkennungszeichen angeht, so sagt: ›Vom Morgen bis zum Abend sei der Kamerad mit den langen Hosen bei mir, vom Abend bis zum Morgen sei der alte Kamerad mit dem vorgestreckten Kopf bei mir und ich erwarte den Kamerad ohne Füße und Hände.‹ Wenn ihr das Hatumata sagt, so wird sie meine Absicht genau erkennen und wird dafür sorgen, daß ihr das Geld erhaltet, das ich euch schulde.« Die Mörder sagten: »Wir wissen nun, wie wir dein Geld erhalten werden. Du aber mußt nun doch sterben!« Darauf töteten ihn die sieben Mörder. Alsbald kehrten die sieben Mörder in die Stadt zurück und gingen zu Hatumata. Sie kamen an das Gehöft Hatumatas und sagten: »Wir haben eine Nachricht Kide Djaoras an Hatumata Djaora zu bestellen.« Der Bote ging hinein und rief sie dann in den Hof. Hatumata erwartete sie und fragte: »Was läßt mir mein Mann sagen?« Die sieben Mörder antworteten: »Dein Mann läßt dir sagen, du sollest uns sein Gold geben, das er unter deinem Bett gelassen habe und das von seinem Kopf bis zu seinen Füßen reiche.« Hatumata sagte: »Wartet, ich will meinen Vater rufen, damit er Zeuge dafür sei, daß ich nichts Unrechtes tue, indem ich die Botschaft ausführe.« Die sieben Mörder warteten. Der Vater Hatumatas ward gerufen. Er kam mit seinen Sklaven in den Hof.
Hatumata sagte: »Nun wiederholt die ganze Botschaft, die mein Mann euch aufgetragen hat.« Die sieben Mörder wiederholten Kides Rede und sagten: »Dein Mann hat uns gesagt: ›sagt zu meinem Weibe Hatumata, ich hätte euch gesandt, damit sie euch das Gold gebe, das unter ihrem Bett liegt und von meinem Kopf bis zu meinen Füßen reiche. Wenn sie euch nicht glauben sollte und euch um weitere Erkennungszeichen angeht, so sagt: vom Morgen bis zum Abend sei der Kamerad mit den langen Hosen bei mir, vom Abend bis zum Morgen sei der alte Kamerad mit dem vorgestreckten Kopf bei mir und ich erwartete den Kameraden ohne Füße und Hände. Wenn ihr das Hatumata sagt, so wird sie meine Absicht genau erkennen und wird dafür sorgen, daß ihr das Gold erhaltet, das ich euch schulde.‹ Das hat dein Mann uns gesagt. Nun gib uns das Gold.«
Hatumata sagte: »Mein Vater, du hast alles gehört. Du kennst diese Männer. Es sind Leute, die sich um meinen Besitz beworben haben, aber abgewiesen wurden. Sie konnten also mit Kide, den sie beneiden mußten, nichts Gutes vorhaben und können ihm auch schwerlich einen Dienst erwiesen haben, den er mit vielem Gold lohnen müßte. Kide hat kein Gold zurückgelassen. Die Bestellung, die er mir aus dem Busch durch diese Leute hat zukommen lassen, hat einen anderen Sinn. Das Gold, das von seinem Kopf bis zu seinen Füßen reichte, ist das Blut, das dem Überfallenen vom Kopf bis zu den Füßen überströmte. Der Kamerad, der vom Morgen bis zum Abend bei ihm ist, der Kamerad mit den langen Hosen, ist der Geier, dessen Federn bis auf die Klauen herabreichen.
Er hackt an seinem Leibe tagsüber. Der Kamerad, der vom Abend bis zum Morgen bei ihm weilt, der alte Kamerad mit dem vorgestreckten Kopf, das ist der Schakal, der nachts über an ihm zerrt. Der Kamerad, den er erwartet, der Kamerad ohne Füße und Hände, das sind die Würmer, die den Leichnam aufsuchen werden um ihn zu vernichten. Die Absicht Kides ist vollkommen klar, wenn er sagt, daß diese sieben Mörder das Gold erhalten sollen, das Kide ihnen schulde, so heißt das, daß ich ihr Blut ebenso vergieße, wie sie das Kides vergossen haben. Das ist das Gold, das ich ihnen geben werde. Vorher aber wollen wir auf dem Wege nach dem Dorf von Kides Vater die Tat feststellen, Kides Leichnam suchen und ihn bestatten. Denn er war ein kluger Mann, der eine ehrliche Bestattung erfahren muß.«
Die Hörigen des Vaters Hatumatas fesselten die sieben Mörder. Man suchte und fand den Leichnam Kides. Man bestattete Kide und ließ über seinem Grabhügel das Blut der sieben Mörder fließen.
Seitdem das geschehen ist, sollte niemand danach trachten, eine reiche Heirat zu machen, sondern jeder sollte danach sehen, eine kluge Frau oder einen
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