Das scharze Decameron
legte den Knochen mit dem Fleisch beiseite und sagte: »Vielleicht gibt es da, wo die Kalebassen wieder hingehen, noch jemand, der danach Hunger hat.« Alsdann legte er auch die roten Kolanüsse beiseite und aß den Rest der Schüssel mit den beiden weißen Kolanüssen auf. Zuletzt legte er die roten Kolanüsse wieder in die Kalebassen und sandte die leeren Schüsseln an Hatumata zurück. Hatumata nahm die Kalebassen mit den zwei roten Kolanüssen und fragte: »Wie ist es gegangen?« Der Hörige sagte: »Kide hat den Knochen mit dem Fleisch beiseite gelegt und gesagt: ›Vielleicht gibt es da, wo die Kalebassen hingehen, noch jemand, der danach Hunger hat.‹ Alsdann legte er die roten Kolanüsse beiseite, aß mit den Kameraden die weißen und den Brei auf und schickte die leeren Kalebassen mit den roten Kolanüssen wieder zurück.« Hatumata sagte: »Kide kann bis morgen bleiben. Das ist ein anderer Mann.«
Am dritten Tage sandte Hatumata ein Gericht von Brei, darauf hatte sie gelegt: vier weiße Kolanüsse, einen Knochen mit wenig Fleisch daran, einen Strohhalm, einen Baumwollsamen, einen Tommonokern. Außerdem war der Korbdeckel so darauf gelegt, daß nur die Hälfte des Inhaltes bedeckt war. Als Hatumata die Speise fortgesandt hatte, sagte sie zu ihren Leuten: »Macht mein Zimmer und mein Bett recht in Ordnung, denn heute kann sich vielleicht etwas ereignen.« Inzwischen kamen die Schüsseln mit den Speisen zu Kide. Kide nahm den Knochen herunter, legte ihn beiseite und sagte: »Vielleicht gibt es da, wo die Kalebassen wieder hingehen, noch jemand, der danach Hunger hat.« Dann nahm er Strohhalm, Baumwollsamen und Tommonokern weg, steckte sie in die Tasche und sagte: »Heute wollen wir alle (vier weißen) Kolanüsse und den Brei essen.« Er aß alles auf und gab die gänzlich leeren Kalebassen dem Knaben zurück. Der kleine Hörige brachte sie zu Hatumata. Hatumata fragte: »Wie ist es abgelaufen?« Der kleine Hörige sagte: »Kide hat den Knochen genommen und beiseite gelegt. Dazu sagte er: ›Vielleicht gibt es da, wo die Kalebassen wieder hingehen, noch jemand, der danach Hunger hat.‹ – Dann hat er Strohhalm, Baumwollsamen und Tommonokern in die Tasche gesteckt und gesagt: ›Heute wollen wir alles aufessen, den Brei und die Kolanüsse.‹ – Sie haben alles gegessen und mir die leeren Schüsseln wiedergegeben.« Hatumata sagte: »Das ist der rechte Mann, richtet mein Schlafzimmer und mein Bett gut her.« Alsdann ging Hatumata zu den Sklaven, die an den Toren Wache hielten, gab ihnen einen Hammel und sagte: »Diese Nacht braucht ihr nicht zu wachen. Nehmt diesen Hammel, eßt ihn und macht euch irgendwo anders eine vergnügte Nacht.« Dann sagte sie zu ihrem Sklaven: »Bringe mir einen weißen großen Baumwollsamen!« Der Knabe brachte ihn. Als es Abend war, legten sie den Baumwollsamen vor die Türe und legten statt der Holztür eine Strohmatte vor die Türöffnung, die aber den Eingang nur zur Hälfte schloß.
Gegen Mitternacht erhob sich Kide im Hause Alanjs, weckte seine beiden Kameraden und sagte: »Wacht auf!« Die beiden Kameraden erhoben sich. Der Alte sagte: »Was gibt es?« Kide sagte: »Heute nacht noch will ich hingehen und mich verheiraten.« Der Alte fragte: »Welche Frau willst du heiraten?« Kide sagte: »Ich will Hatumata heiraten.« Der Alte sagte: »Was sind das alles für Sachen. Alle anderen Leute dürfen nur einen Tag hierbleiben. Du aber bist schon drei Tage hier. Nun sagst du auch noch, daß du Hatumata in dieser Nacht heiraten willst.« Kide sagte: »Hatumata gefällt mir eben.« Der Alte fragte: »Sollen wir anderen wachen?« Kide sagte: »Nein, das braucht ihr nicht.« Der Alte sagte: »Dann will ich mir einen anderen Platz suchen. Die Sache scheint mir doch recht gewagt zu sein.« Der Alte verließ darauf das Haus Alanjs, ging zu einem anderen Bekannten und sagte: »Kide will heute Hatumata beschlafen. Ich komme zu dir, damit du mir nachher bestätigen kannst, daß ich nichts mit diesen Sachen zu tun hatte, wenn ich auch mit Kide gekommen bin.« Der Alte blieb da.
Kide machte sich auf den Weg. Im ersten Torhause waren keine Wächter, aber ein Hund. Der Hund wollte ihn anfallen, da warf er einen der drei Knochen hin. Der Hund war zufrieden. Im zweiten Torwege waren wieder keine Wächter, aber ein Hund. Der Hund wollte ihn anfallen, da warf er einen Knochen hin. Der Hund war zufrieden. Im dritten Torhause waren abermals keine Wächter, aber ein Hund. Der Hund wollte ihn
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