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Das Schattenkind

Das Schattenkind

Titel: Das Schattenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Alexander
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fest.
    "Mommy!"
    Es kostete sie Kraft, den Kopf zum Wasser zu drehen. Weit dra u ßen auf dem Meer stand Manuel mit David auf einem schmalen Floß, das zu einem Spielball der Wellen geworden war. Sie wollte zu ihren Kindern, aber das Wesen, in das sich Jonathan verwandelt hatte, hielt sie unerbittlich fest.
    "Bitte", flehte sie. "Bitte, ich muß sie retten."
    Nur ein heiseres Lachen antwortete ihr.
    Das Floß wurde weiter und weiter aufs Meer hinaus getrieben. Schon bald konnte sie die Kinder nicht mehr erkennen, aber noch i m mer hörte sie ihr verzweifeltes 'Mommy'.
    18.
    "Onkel Niklas freut sich bestimmt, wenn wir ihn besuchen", meinte David und blickte aus dem Wagenfenster. Laura und er waren in Ex e ter gewesen, um Nora Eden zu besuchen, die noch immer im Kranke n haus lag. Die junge Frau hatte gehofft, sich unter vier Augen mit der Kranken unterhalten zu können, aber es war nicht möglich gewesen. Ausgerechnet an diesem Tag hatte die frühere Gouvernante nicht nur Besuch von ihrer Tante, sondern auch von mehreren Freunden b e kommen.
    "Das fragt sich noch", meinte sie.
    "Onkel Niklas hat gesagt, daß wir ihn ruhig bei seiner Arbeit stören dürften", argumentierte der Kleine.
    Laura bog kurz vor Thorburn Hall von der Straße ab und fuhr auf eine Anhöhe zu, die sich etwa zwei Kilometer hinter dem Herrenhaus in Richtung Washford zog. Niklas Thorburn war seit drei Tagen dabei, dort Gesteinsformationen zu untersuchen. Er hoffte, auch einige Foss i lien zu finden. Scherzhaft hatte er vorgeschlagen, daß ihm David dabei helfen könnte.
    Die junge Frau brachte ihren Wagen neben Niklas' zum Stehen. David kletterte aus dem Fond und rannte auf die Felsen zu. "Onkel Niklas!" rief er. "Onkel Niklas, wir sind da!"
    Hinter einer Baumgruppe, die die Sicht auf den unteren Teil der Felsformation versperrte, trat ein älterer Mann hervor. "Master David, bitte stehenbleiben!" rief er dem Jungen zu.
    "Warum?" wollte David wissen, gehorchte jedoch. "Wo ist mein Onkel?"
    Laura war dem Jungen gefolgt. Sie spürte, daß etwas nicht in Or d nung zu sein schien. "Was ist passiert, Mister Sanders?" fragte sie besorgt.
    "Es hat einen kleinen Unfall gegeben, Miß Newman", antwortete der Mann. Er wies zu den Felsen. "Mister Thorburn war gerade damit beschäftigt, Bodenproben zu nehmen, als sich eine Felskugel löste. Zum Glück ist nicht viel passiert. Mister Thorburn konnte noch zur Seite springen. Aber wir wissen nicht, wie sicher dieser Ort jetzt ist. Deshalb wäre es besser, Sie würden mit dem Jungen nicht weiterg e hen."
    "Nein, wir bleiben hier", bestimmte Laura und ergriff Davids Hand. "Wo ist Mister Thorburn jetzt?"
    "Hier bin ich!" Niklas trat jetzt ebenfalls zwischen den Bäumen hervor. Er wirkte etwas mitgenommen. Seine Kleidung war nicht nur mit Staub bedeckt, in seinem rechten Hosenbein gab es einen langen, blutverkr u steten Riß.
    "Sie sind ja verletzt!"
    "Unkraut vergeht nicht", behauptete er und humpelte auf Laura und David zu. "Na, was macht Miß Eden?" fragte er seinen Neffen und hob ihn für einen Moment hoch.
    "Sie kann noch immer nicht laufen", antwortete David. "Tut es sehr weh, Onkel Niklas?" Er wies auf den Verband, der unter dem zerriss e nen Hosenbein hervo r sah.
    "Es geht." Niklas hob die Schultern und wandte sich an Laura: "Bei meiner Arbeit bin ich kleine Unfälle gewöhnt." Er drehte sich der A n höhe zu. "Allerdings ist es mir ein Rätsel, wieso sich diese Felskugel ausgerechnet heute lösen mußte. Ich werde das noch genauer unters u chen."
    "Kommt so etwas nicht hin und wieder vor?" fragte Laura. In ihr begannen, die Alarmglocken zu schrillen. Fröstelnd zog sie die Schu l tern zusammen. Auf ihren Armen bildete sich eine Gänsehaut.
    "Was haben Sie denn?" fragte Niklas und zog die Augenbrauen hoch. "Sie sehen aus, als wären Sie plötzlich in der Antarktis gela n det." Er lachte. "Machen Sie sich etwa Sorgen um mich? Das ist lieb von Ihnen." Sein Zeigefinger berührte flüchtig ihre Wange. "Aber verlassen Sie sich darauf, so schnell wird man nicht mit mir fertig."
    "Warum sagen Sie das?"
    "Weil ich..." Er winkte ab. "Nein, niemand konnte damit rechnen, daß sich die Felsenkugel lösen würde. Irgend etwas muß ihren Unte r grund gelockert haben. Verlassen Sie sich darauf, ich werde es herau s finden." Niklas griff erneut nach David und hob ihn hoch. "Am W o chenende ist in Bodmin ein Jahrmarkt. Hättest du Lust, mich und Miß Newman dorthin zu b e gleiten?"
    "Prima, Onkel Niklas." Der Kleine strahlte.

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