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Das Schattenkind

Das Schattenkind

Titel: Das Schattenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Alexander
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muß es erst richtig le r nen."
    "Schade." David wandte sich dem Verwalter zu. "Spielst du mit, Onkel Jonathan?"
    "Leider wartet heute nachmittag noch eine Menge Arbeit auf mich. Ein anderes Mal gerne, David." Jonathan sah seinen Bruder an. "Du entschuldigst mich doch, Niklas? Wir werden uns  nach dem Dinner ausführlich unterha l ten."
    "Schon gut, alter Junge." Niklas schlug ihm burschikos auf die Schulter.
    "Sie können gehen, Miß Newman", sagte Lady Ireen. "Wir werden uns jetzt um David kümmern."
    "Wie Sie wünschen, Lady Thorburn", erwiderte Laura höflich. Sie wandte sich der Tür zu.
    "Warten Sie, ich komme auch gleich mit." Jonathan folgte ihr. "Wie finden Sie meinen Bruder?" erkundigte er sich, als sie durch die Halle gingen.
    Laura blieb stehen. "Sehr nett, sehr charmant", erwiderte sie au f richtig. "Außerdem scheint er David zu li e ben."
    Jonathan Thorburn legte für einen Moment seine Hände auf ihre Schultern. "Nehmen Sie sich vor Niklas in acht", meinte er ernst. "Es stimmt, er ist sehr charmant und liebenswürdig. Die Herzen fliegen ihm nur so zu, aber er ist wie ein Schmetterling, der von einer Blüte zur and e ren flattert."
    Laura fühlte, was er damit sagen wollte. "Machen Sie sich keine Sorgen um mich, Mister Thorburn", erwiderte sie ärgerlich, weil er scheinbar annahm, daß sie zu den Frauen gehörte, die sich im Sturm erobern ließen. "Ich kann sehr gut auf mich aufpassen."
    "Das würde mich freuen", bemerkte er, nickte ihr zu und ve r schwand in seinem Arbeitszi m mer.
    Sieht fast so aus, als wäre er eifersüchtig, dachte die junge Frau, als sie die Treppe hinaufstieg. Sie gestand sich ein, daß es ihr gefiel. Auch wenn sie sich nach wie vor nicht sicher war, ob sie ihm vertrauen durfte, sie hatte sehr viel für ihn übrig.
    17.
    Niklas Heimkehr veränderte das Leben auf Thorburn Hall. Dem Geologen gelang es, mit seiner Fröhlichkeit alle mitzureißen. Der Tee wurde jetzt meistens im Park unter zwei riesigen Apfelbäumen eing e nommen. Hin und wieder wurde auch Laura dazu gebeten. Zwar legte sie keinen Wert darauf, mit Lady Ireen zusammenzutreffen, doch sie wußte, daß David sich in der Nähe seiner Mutter bedeutend wohler fühlte, wenn sie bei ihm war. Außerdem genoß sie Niklas' Gesel l schaft. Jonathans Bruder konnte so interessant über Afrika und seine Arbeit erzählen, daß man darüber fast andere vergaß.
    Seit man im Wald auf David und sie geschossen hatte, waren vier Wochen vergangen, ohne, daß es zu einem weiteren Zwischenfall gekommen wäre. Auch wenn Laura noch immer nicht glauben konnte, daß es sich bei dem Schützen um einen Wilderer gehandelt hatte, b e gann sie sorgloser zu werden. Manchmal gestattete sie David sogar, alleine im Park herumzustrolchen. Sie sagte sich, daß sie dem Jungen eine gewisse Freiheit zugestehen mußte. Andere Fünfjährige wurden auch nicht ständig beau f sichtigt.
    An diesem Abend stieg die junge Frau den Turm hinauf. David schlief bereits. In der letzten Zeit war sie abends sehr oft auf dem Sö l ler gewesen. Sie liebte es, auf der Brüstung zu sitzen und über den Park hinweg nach Little Bridge zu schauen. In der Dunkelheit wirkte alles so friedlich.
    Zuerst schien alles wie immer zu sein, als Laura den Söller betrat, doch dann gewahrte sie eine dunkle Gestalt, die mit dem Rücken zu ihr an der Brüstung stand. Unwillkürlich schrie sie leise auf.
    "Tut mir leid, ich wollte Sie nicht erschrecken, Miß Newman", sagte Jonathan Thorburn. Er machte zwei Schritte auf sie zu und ergriff ihren Arm. "Hoffentlich haben Sie mich in der Dunkelheit nicht für einen Geist gehalten."
    "Ich hatte gar keine Zeit, darüber nachzudenken", gestand Laura.
    "Glauben Sie an Geister?" fragte er.
    Ich weiß, daß es Geister gibt, wollte die junge Frau antworten, aber sie wußte, daß ihr Jonathan nicht glauben würde, wenn sie ihm sagte, das es sich zum Beispiel bei Manuel um den Geist eines toten Kindes handelte. "Ich könnte mir vorstellen, daß unter gewissen Umständen die Toten keine Ruhe finden und sich mit den Lebenden in Verbindung setzen", erw i derte sie deshalb.
    "Sie sind der geborene Diplomat", meinte Jonathan. In der Dunke l heit konnte sie sein Gesicht zwar kaum erkennen, aber sie spürte, daß er lächelte. "Ich habe schon öfters bemerkt, daß Sie sehr geschickt darin sind, einer klaren Antwort auszuwe i chen."
    "Glauben Sie denn an Geister?" Laura lehnte sich über die Br ü stung.
    "Nein, ich glaube nicht an Geister", antwortete er. "Tote

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