Das Schattenreich von Morin
»Aber macht mich bloß nicht zur Legende oder gar zum Helden, das würde mir nicht gerecht.« Doch Fobo antwortete: »Und ob, wir, die Gefährten und Freunde von Lorbo, riskieren viel mehr als manch anderer und denke daran, Helden waren und sind für jede Kultur und jedes Volkes wichtig. Helden werden mit Gerechtigkeit, dem Glauben an das Gute verbunden, es sind Vorbilder für die Kinder eines jeden Volkes, auch wenn in den Legenden vieles übertrieben ist, so ist der Kern immer wahr.«
Dragon winkte lächelnd ab. »Aus dieser Sicht habe ich es noch nicht betrachtet, aber eine Sache wäre mir wichtig, versprecht mir, sollte ich diese gefährliche Reise nicht überdauern, schreibt, dass Estan die Liebe meines Lebens ist und war.«
Dragon schaute wieder prüfend den Himmel ab, östlich, nördlich, südlich, doch plötzlich westlich sah er einige Punkte weit entfernt am Himmel auftauchen, zwar nur schemenhaft, doch von Minute zu Minute deutlicher. Wie ein Mückenschwarm flogen hunderte von Koroks-Raben in Richtung Ruine direkt auf sie zu. Dragon pfiff, warnte seine Freunde: »Dort kommen sie!«, und zeigte mit dem ausgestreckten Arm auf den Schwarm.
Die Zwelfs luden ihre Bolzenschussgeräte, während Mandor und Dragon je einen Bogen und einen gefüllten Pfeilköcher zu sich nahmen.
Mandor rief zu Fobo und Robo: »Wartet, bis sie nah genug sind, schützt eure Augen, seid auf der Hut, sonst weiden sie euch aus. Und denkt daran, lasst ein paar entkommen, ihr wisst, sie sollen ihrem Herrn berichten, dass sie uns entdeckt haben.«
»Ja, wir haben verstanden!«, schrie Fobo. »Dort, sie kommen!« Und in der Tat, es stießen krächzend bösartige Koroks auf sie nieder, als wollten sie ein Klagelied singen, man erkannte, dass diese Vögel, die normalerweise friedlich waren, verändert wurden, ihre Augen funkelten blutrot, als würde in ihrem Innersten ein Vulkan beben.
Mandor schoss ein Dutzend Pfeile ab, zielsicher traf er Vogel um Vogel. Dragon, der am besten mit Pfeil und Bogen umgehen konnte, schützte seine Freunde vor den herannahenden Biestern. Er schoss zwei Pfeile auf einmal ab. Das Erstaunliche jedoch war, dass jeder Vogel, der getroffen wurde, zu Asche verbrannte.
Auch die beiden Zwillinge schossen aus allen Rohren ihrer Bolzenschussgeräte, da sie aber von Natur aus ein schlechteres Augenlicht wie Menschen und Elben hatten, ging so manch ein Schuss daneben.
Die Attacke der Koroks-Raben wurde immer heftiger und die Pfeile gingen zur Neige. Mandor und Dragon hatten kaum Probleme, aber dafür die beiden Zwelfs. Immer wieder wurden sie von den scharfen Krallen und den spitzen Schnäbeln der Raben am Kopf angegriffen. Dragon fackelte nicht lange und kam den Zwelfs zur Hilfe, er zog sein Elbenschwert und drosch in hohem Bogen auf die Raben ein.
Die Zwelfs hatten schon einige Wunden an ihren Strubbelköpfen, dann plötzlich ließen die Raben von ihnen ab und flogen laut krächzend in Richtung Festland. Völlig außer Atem keuchten die Zwelfs: »Diese Mistviecher hätten es fast geschafft.«
Mandor lief zu den beiden. »Na, einige Blessuren habt ihr abbekommen.« Fobo fasste sich an den Kopf und schaute sich auf die Hand, Blut klebte an seinen Händen. »Ja, immer auf die Kleinen.« Dragon holte aus seinem Rucksack eine Kupferdose, gefüllt mit Salbe, die nach Schwefel roch, setzte sich zu Robo und Fobo und verarztete sie, aber Fobo wollte nicht stillhalten, doch Dragon scherzte: »Ja, ja, die Salbe brennt, beim nächsten Mal tragt Filzhüte, es ist Schwefel vermischt mit Bullenpisse.« Fobo lachte nun seinerseits: »Ja, wenn wir in die nächste Stadt kommen, werde ich daran denken.«
»Also gut, heute Nacht ziehen wir ab«, rief Mandor in die Gruppe. »Ich werde mich auf die Lauer legen, sicher sind einige Späher hier geblieben und diese werde ich versuchen auszuschalten, so ahnt der Dunkle oder die Hexer nichts von unserem Aufbruch zu den Klippen.«
Kapitel 5
Drachenwüste
H och über den Wolken schwebend flog ein Geschöpf, das so alt war wie die Zeit, gepanzert, mächtige Flügel umzogen und besäumten seinen Körper. Scharfe Krallen an seinen Klauen sowie ein Schädel, der durch Stacheln und Hornplatten bis an den riesigen Schwanz geschützt wurde. Das Licht brach die Sonnenstrahlen auf seinen Schuppen, die ihn wie eine zweite Sonne am Himmelsfirmament erscheinen ließen. Dieser uralte Drachen war erwacht durch die Erschütterung des Gleichgewichts der Magie, er hatte seit
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