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Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Titel: Das Schatzbuch der Köchin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martine Bailey
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Mehl und eine Unze gesiebten Zucker vom Zuckerhut. Man vermische beides mit einem Viertelpint Sahne und drei Unzen Butter, knete den Teig gut durch und rolle ihn dünn aus. Dann gebe man die Feigen mit ein bisschen Wasser in die Pfanne und koche sie, bis sie weich werden. Dann gebe man je nach Geschmack süße Gewürze hinzu, ein paar Johannisbeeren und Melasse. Falls vorhanden, kann man den Kuchen noch mit einer in Eiweiß getauchten Feder überpinseln und etwas Zucker darüberstreuen. Im Ofen bei mittlerer Hitze backen, denn bei zu viel Hitze verbrennt der Kuchen leicht.
    Wie Biddy Leigh sie am Palmsonntag im Jahre 1773 servierte.
    A llmählich bekam ich Heimweh, denn diese Villa war für keinen von uns ein Zuhause. Die Küche stellte mich nie zufrieden, und selbst das Feuer war furchtbar.
    Ich verschwendete Stunden meiner Zeit damit, es mit Kleinholz neu anzufachen. Während die anderen also oben ihre Zeit vertrödelten, befand ich mich unten auf den Knien und fütterte die Flammen mit moosigen Zweigen. Meine Haare stanken nach Rauch, und mein Gesicht war verrußt. Der Küchenhof war groß genug für meine Ansprüche, doch es war ein nackter, drückend heißer Ort, wo sich vor allem Fliegen und Mücken tummelten. Und wie das restliche Anwesen war alles heruntergekommen. Das einzig Gute, was man hier essen konnte, blieben die Zitronen, die ein Stück weiter auf einem alten Friedhof reiften. Der gesamte Ort war so lange schon verlassen, dass eine Melancholie wie Schimmel auf allem lag, dagegen konnte ich noch so viel anschrubben.
    So kam dann schließlich der Palmsonntag, und zu dieser Zeit des Jahres gingen die Leute daheim immer und besuchten ihre Mütter. Der Kuchen, den ich backte, hätte sogar meiner mäkeligen alten Ma gefallen, denn die Feigen vom Markt waren die aromatischsten Kugeln, die mit köstlichen, nach Lakritz duftenden Anissamen gewürzt verkauft wurden. Ich stand an jenem Tag schon mit den Lerchen auf, streute Mehl auf die Arbeitsfläche und knetete Teig, als Mr. Loveday den Kopf zur Tür hereinsteckte und mir erklärte, da sei ein Reiter, der den Weg heraufkomme.
    «Himmel, das ist doch nicht wieder dieser elende Conte?» Meine klebrigen Finger fuhren zum Kopf, und ich riss mir das schmuddelige Tuch herunter, das meine Haare bedeckte. Dann schaute ich an mir herunter und befand, das blaue Kleid aus Baumwollflanell müsse diesmal genügen. Es war schäbig und verschossen, aber wenn ich die sackleinene Schürze abnahm, mochte es gehen.
    «Nein, das ein großer Kerl, der allein reitet.»
    Ich trug ihm auf, nach oben zu rennen und unsere Mistress zu warnen, und ich wollte den Gast dann im Empfangszimmer willkommen heißen. Das war wirklich lästig, denn ich hatte gerade den ersten Kuchen ins Rohr geschoben und war nicht in Stimmung, mit einem Fremden Nettigkeiten auszutauschen.
    Aber ehe ich mich auf den Weg zum Empfangszimmer machen konnte, klopfte schon jemand laut an die Küchentür, und ich fuhr vor Schreck fast aus der Haut. Du lieber Himmel, es war kein Geringerer als Signor Renzo, der riesige Koch des Conte, der in meine Küche marschiert kam, als gehörte sie ihm. Als er mich am Tisch stehen sah, hielt er abrupt inne und schaute mich überrascht an.
    «Mylady Carinna.» Er verbeugte sich steif, und als er den Kopf hob, starrte er mich an. Sein Blick erfasste auch die Küche, und er schien ehrlich verblüfft. «Es tut mir leid, wenn ich Euch überrasche, Mylady. Ich bin zum Dienstboteneingang gekommen, weil, also … Seine Exzellenz bietet Euch meine Dienste an, solange Eure Köchin krank ist. Ich stehe Euch zu Diensten.»
    Er war für diese Aufgabe zu gut gekleidet, bemerkte ich, denn er hatte sich mit einem blauen Gehrock und einem weißen Hemd herausgeputzt. Er verneigte sich erneut sehr tief und richtete sich auf. Seine dunkelbraunen Augen spiegelten die Verwirrung wider, während er auf meine Antwort wartete. Er hatte so eine merkwürdige Art an sich, den Kopf nach hinten zu nehmen und mich unter schweren Lidern prüfend zu beobachten.
    Gott sei’s gedankt, endlich kamen meine Gedanken zur Ruhe. Von seinem fragenden Blick schaute ich zu den Resten des Kuchenteigs auf dem Tisch und zurück.
    «Richtet Eurem Herrn aus, dass ich keinen Bedarf für Eure Hilfe habe, Signore.»
    Er verneigte sich erneut. «Das werde ich tun. Wenn Ihr mir dennoch eine Frage gestattet: Gehört es zu den Angewohnheiten einer englischen Lady, zu … backen?» Er deutete mit einer Bewegung zu den Beweisen auf dem

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