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Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Titel: Das Schatzbuch der Köchin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martine Bailey
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Nacht, bis der Hufschlag seines Pferdes die Echsen und Frösche durch das dürre Gras davonhüpfen ließ. Dann stieg er aus dem Sattel, und einen herrlichen Moment später lagen wir uns schon in den Armen und verloren das Gefühl für Zeit und Ort. Erst wenn die Glocken der Kirche von Ombrosa eins schlugen, trennten wir uns widerstrebend voneinander und flüsterten zum Abschied Liebesworte.
    Am nächsten Morgen stand mir wieder ein endloser Tag dieses Zwischenlebens in der Villa bevor, das aus den Pflichten und der Schinderei bestand, während ich mir ein wunderschönes Leben mit Renzo ausmalte. Ich hörte kaum zu, was andere mir sagten. Meine Tagträume waren mächtiger. Ohne Unterlass spitzte ich die Ohren, ob der Botenjunge an die Küchentür klopfte, denn Renzo hatte ein zerlumptes Kind gefunden, das Briefchen zwischen uns hin und her trug. Wenn wir uns trafen, sprach ich absichtlich wenig mit ihm bis auf die geflüsterten Liebkosungen. Dann, eines Nachts, küsste er mich und ergriff danach das Wort.
    «Ich muss dir etwas sagen. Ich werde den Haushalt des Conte verlassen. Ich habe mich zum letzten Mal mit meinem Herrn gestritten, Carinna», berichtete er heiser. «Er hat etwas behauptet, das ich ihm nie vergeben werde.»
    «Was hat er denn gesagt?»
    Er schüttelte den Kopf. «Er will dich, Carinna.»
    Diese Eifersucht schien mir überflüssig. «Dem Trottel brauchst du doch keine Beachtung zu schenken. Und wo willst du überhaupt hin?»
    «Ich werde schon Arbeit finden. Irgendwo.»
    Ich umfasste seine Hände. «Wo?»
    Wir saßen auf einer niedrigen Steinmauer im Schutz eines Baumes. Ich sah seine Augen funkeln, als er die Straße entlangblickte. Zum ersten Mal erlebte ich ihn ungeduldig.
    «Wie soll ich das jetzt schon wissen? Irgendwo finde ich Arbeit», sagte er angespannt. «Vielleicht in meiner Heimatstadt.»
    «Irgendwo», wiederholte ich. Mir wurde schwer ums Herz.
    Doch dann wandte er sich mir zu und legte die Arme um mich. «Aber ich hätte auch eine Idee. Es klingt vielleicht dumm, aber …»
    «Erzähl.»
    «Um mit dir zusammen sein zu können, würde ich alles tun. Kann ich nicht dein Koch werden, Carinna?»
    Es war gut, dass es so dunkel war, denn so konnte er nicht sehen, wie mir vor Schreck die Gesichtszüge entglitten. Die Stille dauerte an. Ich suchte nach einem Grund, irgendeinem, um sein Angebot abzulehnen.
    «Meine Köchin Biddy», stotterte ich. «Sie ist krank. Das wäre nicht gerecht.»
    «Sie bekommt nur ein Kind», erwiderte er kalt. «Was wird nach der Geburt aus ihr?»
    «Vielleicht kocht sie dann wieder. Es tut mir leid.»
    «Sie muss eine sehr gute Köchin sein, wenn sie sogar dich beeindruckt.»
    «Nein, aber sie hat mir geholfen. In der Vergangenheit.» Seine Arme wurden steif. «Ich will einfach nur bei dir sein», wisperte ich.
    «Dann sag mir, wie das gehen soll, Carinna. Denn ich versuche doch, dir zu zeigen, dass ich alles tun würde, um bei dir sein zu können.»
    «Ich wünschte, ich könnte hierbleiben», sprudelte es aus mir heraus.
    «Dann bleib doch in der Villa. Oder verlangt dein Mann von dir heimzukehren?»
    «Mein Mann?» Jetzt fühlte ich mich angegriffen. «Es kümmert mich nicht, was mein Mann will.»
    «Trotzdem bist du ihm gegenüber äußerst treu.» Das klang verbittert, denn ich gestattete ihm keine Freiheiten. Am liebsten hätte ich laut aufgestöhnt, weil er mich für ein treues Eheweib hielt und nicht für eine verzweifelte Jungfer.
    Schon kurz darauf ging ich wieder heim und wischte seine Einwände damit beiseite, dass ich zurück zu Biddy müsse. Ja wirklich, Biddy schon wieder! Was für eine Vorstellung – er als mein Koch. Natürlich war das unmöglich, aber allein der Gedanke erschütterte mich. Zum tausendsten Mal fragte ich mich, ob er sich auch so viel aus mir machen würde, wenn er wüsste, dass ich weder eine Adelige noch wohlhabend war. Er war so bescheiden, nicht mit seinem Ruf anzugeben. Ich wusste aber von dem hohen Amt, das er in seiner Gilde innehatte. Er las Bücher, besaß ein Haus und hatte in der Küche des Conte Dutzende Männer unter sich. Wie konnte er ein einfaches Küchenmädchen wie Biddy Leigh lieben? Und was hatte das schon zu bedeuten? Carinna bekam schon bald ihr Kind, und dann packten wir unsere Sachen und kehrten nach England zurück.
     
    Am Karfreitag saß ich vor der Küchentür und rupfte zwei Jungenten. Mich in harte Arbeit zu vertiefen war für mich die einzige Möglichkeit, um meine aufgewühlten Gedanken zu

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