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Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Titel: Das Schatzbuch der Köchin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martine Bailey
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miesepetrig.
    «Nein, gar nicht, Sir.» Ein paar Münzen hätten nun wirklich nicht geschadet, aber ich wollte ihn nicht glauben lassen, ich würde ihn anbetteln. «Vielleicht eine Rinderschulter zu Ostern? Was meint Ihr?»
    Er nickte zustimmend und kratzte sich die grauen Bartstoppeln. «Fleisch und ein guter, englischer Pudding. Nicht schon wieder dieses Makkeronizeug.»
    «Wie Ihr wünscht, Sir. Sonst noch etwas?»
    Er klopfte die Pfeife gegen die Tischkante, und ich musste mich zusammenreißen, weil die Asche zu Boden rieselte. «Eine Rolle Tabak. Und eine Unze Huflattich, wenn es den an diesem verdammten Ort gibt. Und den üblichen Beinwell für deine Herrin.»
    «Ja, Sir. Wenn ich schon hier bin, könnte ich Eure Kammer auch aufräumen.»
    Er begehrte auf und hob die Hand, um mich davon abzuhalten. Die Finger waren von Tinte ganz blau verschmiert; er hatte wohl zuletzt recht viel geschrieben. Auf dem Schreibtisch lagen Papiere verstreut, aber ich konnte nichts erkennen außer endlosen Zahlenreihen.
    Da war nichts zu machen, er wollte sich nicht helfen lassen oder mit mir sprechen. Ich ließ ihn allein und redete mir ein, dass ich wenigstens versucht hatte, mit ihm Frieden zu schließen. Dann ging ich in meine Kammer, um mir die Hände zu waschen.
     
    Ich saß wieder im Garten und schälte Zwiebeln, als Mr. Loveday mit meinen Einkäufen aus der Stadt kam. Er hatte einen Brief in der Hand, und für einen Moment erwachten meine Lebensgeister wieder.
    «Ist der für mich?»
    Er schüttelte den Kopf, plumpste neben mich und hielt das Gesicht in die warme Sonne. Himmel, mittags war es wirklich drückend heiß. Es herrschte eine Hitze wie im Glutofen.
    «Jesmire noch nicht weiß, sie bekommt Neuigkeiten. Du willst es lesen?»
    Ich nickte und war dankbar für die Ablenkung. Wir steckten auf der Bank die Köpfe zusammen. Es handelte sich um die Antwort auf einen der Briefe, die sie wie einen beständigen Strom auf der Suche nach einer neuen Anstellung verschickte.
    Captain im Ruhestand William Dodsley
    Casa Il Porto, Livorno, den 8 . April 1773
     
    Meine liebe Miss Jesmire,
    mit freudiger Überraschung und großem Vergnügen erhielt ich Eure Anfrage, die mir auf Euer Geheiß von der Wirtin der Albergo Duono zu Pisa weitergeleitet wurde. Meine werte Dame, Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie passend das Eintreffen Eurer bescheidenen Zeilen war. Zur Erklärung: Ich bin ein ernster, ruhiger Gentleman, der einen Großteil seiner Lebenszeit auf hoher See verbrachte. Ein Gentleman mit einem guten Ruf und großem Verdienst, der sich nun in einer höchst geräumigen Unterkunft mit acht Schlafgemächern, Küche, Keller et cetera im besten Viertel von Livorno niedergelassen hat. Seit nunmehr zwei Jahren logiere ich hier, und obwohl die Menschen in dieser Stadt erträglich sind, muss ich Euch gestehen, dass ein alter Kerl wie ich sich in einem so großen Haus irgendwann recht einsam fühlt. Was ich also brauche, wie Ihr inzwischen vermutet haben dürftet, ist eine Lady mit Anstand und gesundem Menschenverstand, die mir den Haushalt auf althergebrachte englische Art führt. Es würde mich besonders freuen, wenn es sich bei dieser Dame um eine vornehme englische Lady handelte, also um eine Frau, wie Ihr es seid, die schon viele Jahre Lebenserfahrung sammeln konnte und weiß, wie alle Dinge gehalten werden müssen. Ich habe keine Verwendung für junge, geschwätzige Mädchen, …
    Ich wandte mich an Mr. Loveday und starrte ihn mit offenem Mund an. «Das hätte ich nie gedacht.»
    «Jesmire bekommt Platz, der klingt wie Paradies für sie. Befehlen andere Diener ganzen Tag.»
    «Vielleicht. Aber nimmt sie die Stelle an? Was schreibt er noch?» Ich riss ihm das Papier aus der Hand.
    … deren Benehmen mir nicht passt.
    Bitte, Madam, seid so frei und nehmt die Casa Il Porto schnellstmöglich in Besitz, schickt jedoch vorweg Nachricht, wann Ihr eintrefft. Ich hoffe, ich kann Euch in Eurem neuen Heim baldmöglichst willkommen heißen, wie wir beide es ersehnen, und verbleibe als
    Euer baldiger Freund und gehorsamer Diener
    William Dodsley, Captain (im Ruhestand)
    «Sie wird bestimmt nicht gehen», sagte ich. «Sie hält sich für was Besseres, weshalb sie einem unverheirateten Gentleman unmöglich den Haushalt führen kann.»
    Mr. Loveday schüttelte den Kopf. «Ich glaube, sie will große Lady sein mehr als sonst was. Und Lady Carinna sagt, sie zum Teufel gehen.»
    «Aber sie kann doch nicht verschwinden, bevor das Baby da

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