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Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Titel: Das Schatzbuch der Köchin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martine Bailey
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ist, oder?»
    «Du glaubst, sie sich schert einen Deut um Baby Lady Carinna? Nein, Sir. Nach so viel Geschrei?»
     
    Mr. Loveday sollte natürlich recht behalten. Er hatte den Brief kaum in Jesmires Hand gelegt, als sie schon anfing herumzuflattern, ihre Kiste zu packen und wieder auszupacken und darauf zu bestehen, dass Mr. Lovedays Livree gewaschen und geflickt werden musste, falls er hinter ihr herging. Sie kam sogar nach unten in die Küche, um sich im Licht ihres Erfolgs zu sonnen. Sie sah in ihrem grünen Seidenkleid aus wie ein Hammel, der sich als Lamm verkleidet hatte, und konnte einfach nicht still stehen. Rastlos lief sie auf und ab, schaute in die Töpfe und war ungeheuer stolz auf sich.
    «Und wann reist Ihr ab?»
    «Heute Abend. Ich werde morgen früh bei Kapitän Dodsley vorsprechen.» Sie schnüffelte am Käse und verzog angewidert das Gesicht.
    «Ihr scheint mächtig sicher, dass Ihr zu diesem Captain Doderer passt.»
    «Sein Name lautet Dodsley, und das weißt du ganz genau. Eins werde ich dir übrigens noch sagen, ehe ich gehe …» Ich schaute von der Pfanne auf, die ich mit Sand scheuerte. «Ich weiß, du hältst mich nur für eine, die sich aushalten lässt. Aber einst war ich eine Frau von Format, und das werde ich wieder sein.»
    Ich verdrehte die Augen. «Das werden wir alle.»
    «Mir ist klar, was du da treibst, du loses Weibsstück. Glaubst du, ich weiß nicht, dass du dich Nacht für Nacht davonstiehlst? Nur weil du die Männer am Schürzenband herumführen kannst …» Ihre Stimme zitterte, ehe sie mit einem erstickten Laut verstummte.
    «So ist das nicht», sagte ich bestimmt. «Ihr habt mich nie leiden können.»
    Sie lachte höhnisch auf. «Nicht leiden? Ich verabscheue dich, du niedere Kreatur. So sehr, wie ich
sie
verabscheue», sagte sie und nickte Richtung Treppe.
    «Verabscheut Ihr sie so sehr, dass Ihr sie vor der Niederkunft im Stich lasst?» Vor lauter Wut wurde ich laut. Ich kratzte fast das Eisen vom Pfannenboden, so wütend war ich auf sie.
    «Ach ja, sicher! Mindestens. Ich feiere diesen Tag. Ein begnadigter Gefangener könnte nicht glücklicher sein.»
    «Aber Ihr kommt doch morgen Abend zum Essen wieder? Mr. Pars hat sich zu Ostern einen richtigen Braten gewünscht. Und ich brauche Mr. Loveday zurück.»
    «Wir werden sehen, welchen Wunsch Captain Dodsley an mich richtet. Ich denke, Loveday kann zurückkommen, sobald es angemessen ist. Captain Dodsley hat zweifellos selbst viel eigenes Personal.»
    Einen Moment schnaubte ich über den Pfannen, dann blickte ich die alte Speichelleckerin böse an. «Dann geht schon und werdet glücklich», sagte ich nicht so barsch wie beabsichtigt. «Ich bin diese ganzen Querelen so leid. Wenn es für Euch die Chance aufs große Glück ist, ergreift sie.»
    Für einen Moment klappte ihr die Kinnlade herunter, so sehr überraschten sie meine Worte. Dann hob sie die Röcke und stapfte davon. Hinter ihr blieb nur eine widerliche Wolke ihres Parfüms zurück.
     
    Ehe sie davonfuhren, kam Mr. Loveday wieder mit einem Brief angelaufen. Jesmire hatte seinen Mantel mit Gold bestickt, und seine alte Perücke war frisch gepudert.
    «Botenjunge gerade das gebracht, Biddy. Wartet auf Antwort. Ich gehe jetzt.»
    Ich drückte den Brief gegen mein Mieder, denn ich erkannte Renzos Handschrift sofort.
    «Mr. Loveday!» Er blieb in der Tür stehen. «Du kommst doch morgen wieder, oder?» Ich sprach leise, damit uns keiner hörte.
    Er sah aus wie eine Katze, die sich den Schwanz in der Tür zur Vorratskammer eingeklemmt hatte. Ich wusste, was für eine große Versuchung es für ihn war, wegzugehen und nie mehr zurückzukommen.
    «Bitte.» Ich berührte seinen Arm, und der alte Glanz kehrte in seine Augen zurück. «Nur so lange, bis Ihre Ladyschaft wieder auf den Beinen ist.» Ich sah, dass er angestrengt nachdachte. «Bitte, um unserer Freundschaft willen. Ich schaffe das nicht allein. Aber danach helfe ich dir zu fliehen.» Er leckte sich die Lippen und grinste, jenes halb besorgte, halb glückliche Grinsen.
    «Ich komm zurück morgen, Biddy. Für dich. Letztes Mal vielleicht. Dann gehen.»
    «Danke. Komm um sechs Uhr, dann ist alles vorbereitet.»
    Wieder zögerte er und nickte schließlich. «Ich gehe jetzt.»
    «Gott sei mit dir», war alles, was ich sagte. Ich klopfte ihm auf die Schulter. Dann verschwanden die beiden mit großem Lärm in einer Staubwolke und fuhren auf der weißen Straße Richtung Livorno.
     
    Sobald Stille einkehrte,

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