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Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Titel: Das Schatzbuch der Köchin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martine Bailey
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Wetterumschwung. Zumindest die Hitze wird nachlassen.»
    «Gut. Ich würde sonst was geben für englischen Regen. Komm her, Biddy.» Ich ging zu ihr, und sie streckte die Hand aus. Etwas Flehendes, Sehnsüchtiges lag in ihrem Blick. «Du bleibst doch bei mir, oder?» Ich nahm ihre Hand, die sich feucht und heiß anfühlte. «Ich fürchte mich so sehr vor der Geburt.»
    «Ich verspreche Euch, ich bin da, Mistress. Wie fühlt Ihr Euch? Habt Ihr schon Schmerzen?»
    «Nein», seufzte sie. «Alles wie immer.»
    Ich konnte Renzos Brief in meiner Tasche knistern spüren. Zum ersten Mal wurde mir bewusst, in was für einer Zwickmühle Jesmire mich allein gelassen hatte. Ich war jede Sekunde des Tages an meine Herrin gebunden, sobald die ersten Wehen einsetzten. Renzo würde nie verstehen, warum ich sie in dieser schweren Stunde nicht allein lassen konnte.
    Sie gähnte wieder, weshalb ich dachte, das wäre der richtige Moment, sie um einen Gefallen zu bitten.
    «Mylady, wenn Ihr jetzt schlafen wollt, würde ich gern um zehn Uhr noch ein bisschen rausgehen.»
    Sie öffnete die Augen nur halb. «Wo gehst du hin?»
    Ich hätte irgendwelchen Unsinn über den Conte erzählen können, aber die Zeit für falsche Behauptungen war vorbei. «Ich habe einen Freund. Einen anderen Diener. Ich bleibe nicht lange weg.»
    «Ich denke, Mr. Pars ist auch noch da, wenn ich etwas brauche.»
    Ich erinnerte mich an den wütenden Schrei hinter seiner verschlossenen Tür und fragte mich, ob ich Renzo auf morgen vertrösten sollte. Dann aber fiel mir wieder ein, dass unsere wertvolle Zeit bald vorbei war. Dass die Chance, offen mit ihm zu reden, schon bald ganz schwinden sollte. Als ich zurückkam und ihren Nachttopf holte, schlief sie schon und hatte sich die Decke über den Kopf gezogen.
    Es war ein Leichtes, eines der Kleider vom Ständer zu nehmen. Ich konnte unter allen Farben des Regenbogens entscheiden. Das Kleid, das ich schließlich wählte, liebte ich am meisten, denn es war blassgolden, mit goldener Spitze und mit Veilchen bedruckt. Ich warf den indigoblauen Mantel meiner Herrin über, damit mich niemand so sah. Dann wartete ich, bis es Zeit zu gehen war, und warf einen letzten prüfenden Blick auf meine Herrin. Sie schlief tief und fest. Ihr Atem ging regelmäßig.
    Sie war wohlauf, als ich sie allein ließ. Das schwöre ich bei meinem Leben.

XXXII Villa Ombrosa
Von Karfreitag bis Karsamstag, April 1773
Biddy Leighs persönliche Aufzeichnungen
    Beinwelltee
    Man koche eine Unze Beinwellblätter mit einem Quart Wasser auf und nehme von diesem Tee regelmäßig ein Weinglas voll zu sich. Eine stärkende Medicin bei jeder Form innerer und äußerer Beschwerden; bei Blutungen, Geschwüren, Schleim, Lungenleiden, Mandelentzündung und bellendem Husten.
    Ein Heilmittel, wie es Nanny Figgis, das Kindermädchen von Harriet, der Countess of Tilsworth, verwendet hat. Aufgezeichnet von Lady Maria Grice, 1744
    S chon bald, nachdem wir uns am Turm trafen, löste Renzo sich von mir und umfasste mein Gesicht mit beiden Händen.
    «Ich muss heute Nacht mit dir reden», sagte er. «Mir bleibt nicht viel Zeit.»
    Ich konnte diesem Gespräch nicht entkommen; er war sehr ernst und nachdrücklich. Doch als er anfing zu sprechen, kamen nicht die Vorwürfe eines Liebhabers, die ich erwartet hatte.
    «Der Leibdiener Roberto hat belauscht, wie mein Herr wiederholt gemeine Dinge über dich sagte, Carinna. Dass dein Ehemann schon bald tot sein wird. Ist das wahr?»
    «Er ist krank, das stimmt.» Ich wusste nicht, was ich sonst sagen sollte, darum wählte ich die Wahrheit. «Es ist traurig, aber mir bedeutet er nichts. Ich liebe dich.»
    «Hör zu, Liebes. Der Conte will dich heiraten. Nur wegen deines Vermögens und eines berühmten Juwels.»
    Darüber musste ich lachen. «Wie bitte? Ich würde nie diesen alten Einfaltspinsel heiraten. Glaubt er, ich wäre so einfach gestrickt?» Wenigstens in der Hinsicht wären Carinna und ich einer Meinung.
    «Carinna. Du bist hier allein. An einem Ort, der in jeder Hinsicht für dich fremd ist. Ein paar Diener allein taugen nicht als Schutz, und er ist sehr mächtig. Ein Narr mag er sein, aber er ist clever und bekommt immer, was er will.»
    Ich dachte an all die Geschenke und seine lächerliche Galanterie. War ich geschlafwandelt, oder warum hatte ich nicht erkannt, worum es ihm ging?
    «Ich vermute … Wenn mein Mann stirbt, bin ich frei.» Und wenn ich Carinna wäre, wäre ich dann mächtig reich, dachte ich. Aber das sprach

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