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Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Titel: Das Schatzbuch der Köchin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martine Bailey
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öffnete ich den Brief und sog Renzos Worte ein, als handle es sich um die Luft, die ich zum Leben brauchte.
    Mein Liebling,
    mein Herr ist über das Osterfest nach Rom gereist, nachdem er mir befahl, ich solle verschwunden sein, wenn er heimkehrt. Nichts hält mich jetzt noch hier außer dir. Carissima, ich muss mit dir reden. Ich flehe dich an, triff mich heute Abend um zehn. Ich liebe dich, Geliebte. Ich liebe dich mehr, als Worte ausdrücken können. Tief in deinem Herzen weißt du, wir wurden geschaffen, um unser Leben zu teilen. Irgendwie werden wir alle Schwierigkeiten überwinden und so leben, wie wir sollten
    – in inniger Umarmung.
    R
    Ich kritzelte eine Antwort, dass ich ihn sehen wollte, und lief nach draußen zu dem abgerissenen Jungen, der am Tor wartete. Der Bengel grinste mich aus dem Staub frech an, als ich ihm eine Münze in die Hand drückte und befahl, er solle sich eilen.
    Die Villa war ausgesprochen ruhig, nachdem Jesmire und Mr. Loveday fort waren. Ich steckte Renzos wertvollen Brief in die Schürzentasche und bereitete das Abendessen zu.
    Zeitig machte ich Licht, denn der Himmel war schon recht früh dunkel geworden. Ich entkam meinen Sorgen eine Zeitlang, indem ich mir Mühe gab, die Enten nach Renzos Rezept zuzubereiten. Wenn ich schon sonst nichts von ihm haben konnte, wollte ich zumindest seine Kunst erlernen.
    Um halb acht klopfte jemand laut an die Tür. Der nächste Bote stand draußen und jagte mir einen gehörigen Schreck ein. Ich dachte nämlich, Renzo habe seine Meinung geändert. Dieser Brief jedoch war an Mr. Pars adressiert und war den weiten Weg von Mawton hierher gereist.
    Ich untersuchte ihn sorgfältig, aber die Handschrift kannte ich gar nicht. Als ich die Ente zusammen mit den frischen Erbsen zu Mr. Pars hochtrug, brachte ich ihm auch den Brief. Doch als ich bei ihm klopfte, schrie er mich ungeduldig an, ich solle alles vor der Tür stehen lassen. Ich seufzte und stellte das Tablett mitsamt dem Brief dort ab.
    Dann nahm ich eine Portion von der gezuckerten Zitronencreme zu meiner Herrin mit. Sie lag wach im Bett und weinte ihr Kissen nass.
    Ich lärmte ein bisschen herum, dann ging ich zu ihr und streichelte ihre Schulter. «Was bekümmert Euch, Mylady?»
    Sie drehte sich auf den Rücken. Ihr Gesicht war tränenüberströmt. «Ich vermisse ihn», krächzte sie. «Und ich darf nicht nach ihm schicken.»
    Darauf wusste ich nichts zu erwidern. Doch die Versuchung war zu groß, und ich flüsterte: «Nach wem?»
    Sie schüttelte den Kopf und schniefte. Zweifellos sprach sie von dem Glückssucher Napier.
    «Er ist es nicht wert», sagte ich sanft. Das ließ sie laut und bitter auflachen, und sie richtete sich halb auf.
    «Jesmire ist also fort», sagte sie und rieb sich die Tränen mit den Handrücken vom Gesicht.
    «Ja. Bis morgen Abend müsst Ihr mit mir vorliebnehmen.» Ich setzte mich neben sie, und sie probierte von der Zitronencreme. Ich redete mir ein, dass die Süßspeise sie in bessere Laune versetzte.
    «Dich als Zofe zu haben ist keine Strafe. Ich bezweifle, dass du die Haarnadeln so boshaft in meine Kopfhaut rammst.»
    «Ich gebe mein Bestes, genau das nicht zu tun, Mylady.»
    «Glaubst du, Jesmire wird bei diesem Kerl bleiben?»
    Es hatte wohl keinen Zweck, die Wahrheit zu beschönigen. «Ich glaub schon. Aber Ihr findet zweifellos eine neue Zofe, sobald wir Turin oder eine andere Großstadt erreichen.»
    «Und Loveday?»
    «Er kommt morgen wieder, Mylady. Er hat mir sein Wort gegeben.»
    Danach blieb ich noch ein wenig, weil ich sie nicht allein lassen wollte. Eine arg mitgenommene Holzkiste, in der vorher Decken aufbewahrt wurden, stand nun neben ihrem Bett. Ich legte sie mit einer Decke und Tüchern aus. Eine schäbige Wiege, aber mehr konnte ich nicht auftreiben.
    «Es ist bald vorbei», fiel mir als einziger Trost ein.
    «Ich danke den Sternen dafür. Ich werde der Pflegefamilie jede Summe zahlen, die sie verlangt. Glaubst du, sie werden mir schreiben, wie es dem Baby geht? Das wäre mir noch mehr wert.»
    Ich nickte. Sie war wirklich sehr einsam. Ich erinnerte mich wieder an den Brief ihres Bruders und meine Dummheit, ihn ins Feuer zu werfen. Ich hätte ihm schreiben sollen, auch wenn er meine Nerven strapazierte. Ich nahm mir fest vor, schon am nächsten Tag einen Brief zu verfassen und ihm mitzuteilen, dass seine Schwester bald nach Hause käme. Ich trat ans Fenster und zog die Läden zu, denn der Wind begann, an ihnen zu rütteln.
    «Es gibt einen

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