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Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Titel: Das Schatzbuch der Köchin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martine Bailey
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nicht, wie ich das alles erklären soll. So viele Fragen. Mr. Pars, Ihre Ladyschaft – was soll ich denn sagen, was mit ihnen passiert ist? Wie kann ich unschuldig sein, wenn sie beide kalt in ihren Gräbern liegen?» Kurz blitzte Hoffnung auf wie die Sonne, die hinter einer dicken Wolke hervorkommt. «Wenn ich aber meinen Namen ändere. Wenn ich das Baby nehme und mich nicht mehr Obedience Leigh nenne. Du allerdings, du musst so schnell wie möglich verschwinden.»
    Dann holte er Brot und Käse und Wein, und sobald Biddy erst anfing zu essen, entwickelte sie großen Appetit. Sie bat ihn, Mr. Pars’ Schatulle zu holen. Darin fanden sie Briefe und einen großen Haufen Goldmünzen, dazu Notizen und Silber.
    Biddy las ihm den obersten Brief vor. «Hör dir das an. Der Brief traf ein, kurz nachdem du nach Livorno aufgebrochen bist.»
    Marsh Cottage, Saltford, Cheshire
    30 . März 1773
    Humphrey,
    ich schreibe dir, weil ich eine schreckliche Nachricht habe. Verzeih, dass ich nicht schneller schrieb, doch ich war zu erschüttert. Dein Bruder Ozias wurde letzte Woche von den Männern des Konstablers festgenommen und nach Chester ins Gefängnis gebracht. Dann kamen noch mehr Männer her und stellten in seinem Cottage alles auf den Kopf. Sie brachen meine alte Truhe auf und schenkten unserem guten Namen keinerlei Beachtung. So eine Schande, bei Gott! Sie behaupteten, sie würden nach Papieren suchen, die du ihm geschickt hast, Humphrey. Schlimmer, sie waren berechtigt, dich festzunehmen, weil du eine falsche Bankbürgschaft in Sir Geoffreys Namen unterschrieben hättest. Sie behaupteten, Beweise zu haben. Briefe, die nach dem Tag unterschrieben und datiert waren, an dem der Schlag ihn lähmte, sodass er nicht mal eine Feder halten konnte. Aber das ist bestimmt falsch, das kann nicht stimmen! Das ist das Treiben dieses schmierigen John Strutt, da bin ich mir sicher, er hat nach Anerkennung gesucht, seit du ihm die Stelle gegeben hast. Sie haben jetzt deine Briefe an Ozias mitgenommen und sagten, dass schon seit ein paar Monaten all deine Briefe heimlich an die Männer des Konstablers umgeleitet wurden.
    Gott sei Dank wurde dein Bruder gestern zurückgebracht, und obwohl er noch schwach ist, wird er sich hoffentlich wieder erholen. Jetzt aber flehe ich dich an, Humphrey: Komm heim und beweise deine Unschuld vor diesen starrköpfigen Männern, denn das alles ist doch nur ein Haufen schmutziger Lügen.
    Humphrey, schreib mir noch heute und sag mir, wann du hier eintriffst, um den Namen unserer Familie von dieser Ungerechtigkeit reinzuwaschen.
    Deine Schwägerin und Freundin
    Martha Pars
    «Er wäre also doch erwischt worden», sagte Biddy. «Vielleicht hat er deshalb gestern seine Chance ergreifen wollen.» Sie wühlte in den Papieren und verzog angewidert das Gesicht. «Hier schreibt er, Lady Carinna sei mit dem Geld weggelaufen. Und schau dir das an», sie nahm ein Blatt, das eng beschrieben war, «… 
diese schamlose Biddy Leigh hat einen dicken Bauch von ihren umtriebigen Taten.
Und hier, erst gestern behauptete er:
An Karsamstag starb die arme Biddy bei der Geburt.
Wie verdammt entgegenkommend von mir. Mr. Loveday, das alles macht mich krank. Sei so gut und wirf die Briefe ins Feuer.»
    Als Loveday zurückkam, leerte sie die Schatulle. Allein die Berührung der Metallmünzen schien sie zu beleben. «Du musst die Hälfte davon nehmen», drängte sie und bildete zwei riesige Haufen. «Ich lass das Geld nicht hier. Außerdem schulden sie uns noch den Lohn und mehr.»
    Auf ihn wirkte der große Haufen Metall wie Ketten, die ihn nach unten ziehen würden wie ein Anker das Schiff. «Das zu viel Gefahr für mich», erklärte er ihr. Aber er verbarg vier Goldmünzen in seiner Hose, auf dass sie ihm Glück brachten, und dann stopfte er kleine Silbermünzen und Kupferpennys in seine Taschen.
    «Du ruhst jetzt», sagte er. Draußen erklangen Schritte auf dem Kies, und sie fuhren herum wie nervöse Hasen. Die Schritte umrundeten das Haus, und dann klopfte jemand leise an die Hintertür. Loveday schlich zum Fenster und blickte schweigend nach unten. Der kleine dunkle Kopf des zerlumpten Jungen war zu sehen.
    «Botenjunge», sagte er und atmete erleichtert aus. Keine Meuchler.
    Unten in der Küche ignorierte die Amme Loveday. Sie hatte das Baby über die Schulter gelegt und klopfte sanft seinen Rücken. Er nahm zwei Briefe von dem Jungen entgegen und sagte ihm, er solle warten. Nachdem er die Handschrift auf dem oberen Zettel

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