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Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Titel: Das Schatzbuch der Köchin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martine Bailey
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weit gekommen, da hörte er seinen Namen hinter sich. Biddy rannte hinter ihm her und wedelte mit einem Brief in der Luft. Als sie ihn erreichte, war sie außer Atem, und sie trug keine Haube auf den offenen Haaren und nur ein schmuddeliges Unterhemd. Doch ihre Verzweiflung schien gewichen zu sein, denn ihr Gesicht strahlte voller Vorfreude, als hätte sie eine Entscheidung getroffen.
    «Mr. Loveday, kannst du mir einen Gefallen tun und diesen Brief zur Poststation mitnehmen? Sie sollen ihn sofort verschicken. Hier hast du eine Silbermünze.»
    Er stieg ab und nahm beides entgegen. «Mein richtiger Name ist Keraf», sagte er schüchtern.
    «Keraf.» Sie sprach den Namen langsam aus. «Pass gut auf dich auf, Keraf.»
    «Du auch.» Zögerlich berührte er ihre lockigen Haare. «Mögen die guten Geister dich leiten, meine Freundin.»
    Plötzlich schlang sie die Arme um seinen Hals und drückte ihn. Der Moment war schnell vorbei, doch er war glücklich und gesegnet.
    «Und nun fort mit dir», sagte sie und lächelte ihn an. «Geh und bereite deiner hübschen Frau und deinem Jungen eine ordentliche Überraschung.»
    «Vielleicht.» Er stieg in den Sattel und nahm die Zügel. Jetzt war er frei.
    Er ritt die staubige Straße entlang und machte nur kurz an der Brücke nach Ombrosa halt. Er holte die alberne Perücke aus der Satteltasche, die wie ein gerupfter weißer Affe aussah. Mit Vergnügen warf er sie über die Brüstung in den Fluss. Danach zog er den grellen Mantel aus der Tasche und ließ ihn gerade lange genug über dem reißenden Fluss baumeln, um an Biddys Brief zu denken, den er hineingesteckt hatte. Mantel und Perücke wurden langsam in einen Strudel gezogen. Dann verschwanden sie wie eine bleiche Blase und eine kleine, haarige Kreatur.
    Er machte sich nicht die Mühe, Biddys Brief zu lesen. Nachdem er nun auf die große Reise ging, kümmerten ihn die Belange der Weißen und ihr Papageiengeplapper nicht länger. Aber als er den Brief mit der Silbermünze an der Poststation abgab, las er den Namen des Empfängers:
Signor Renzo Cellini.
Er erinnerte sich, wie der große Mann Biddy so behutsam auf das weiße Pferd gehoben hatte. Wie er sie angesehen hatte, als wäre sie das einzige lebende Geschöpf auf Erden. Dann stieg ihm der salzige Geruch des Meers in die Nase, und er nahm die Zügel auf und ritt los. Jetzt konnte er an nichts mehr denken außer an die heftige Strömung, die ihn nach Hause zog.

XXXVI Villa Ombrosa
Ostersonntag 1773
Biddy Leighs persönliche Aufzeichnungen
    Die beste Heilung für
eine Schwellung oder Schürfwunde
    Wenn die Schürfwunde arg schlimm ist, macht man einen Umschlag; dafür erhitzt man ein Becken und gießt kochendes Wasser hinein, in das man Brot und Holunderblätter gibt. Diese Mischung lässt man zugedeckt stehen. Wenn das Brot sich ordentlich vollgesogen hat, drückt man es aus, verteilt es auf einem Stück Stoff und legt diesen Umschlag auf die Verletzung, um die Heilung zu beschleunigen.
    Ein altes Heilrezept, das Martha Garland von einem sehr geschätzten Apotheker namens John Delafosse in Chester bekam. Notiert im Jahre 1747
    N icht lange nachdem der Staub sich hinter Mr. Lovedays Pferd gelegt hatte, fuhren ein Priester und sein Begleiter auf einem Karren vor der Villa vor. Der Priester hatte einen verschlagenen Ausdruck im Gesicht und sah heruntergekommen aus. Mr. Pars musste versucht haben, möglichst wenig für seinen Dienst zu zahlen. Trotzdem wussten die zwei, was zu tun war, und bald erklang ein schreckliches Poltern aus dem Gemach meiner Herrin. Kurz darauf wurde ein ungehobelter Sarg die Treppe heruntergezerrt. Ich führte sie zum Friedhof und drückte mir während der Beerdigung die meiste Zeit ein Taschentuch vors Gesicht. Aber es gab einen schrecklichen Moment, als ich in das gähnende Loch schaute und Mr. Pars’ toten Finger durch die aufgeworfene Erde ragen sah. Ich irritierte den Priester, weil ich eine Handvoll Erde ins Grab warf, obwohl wir noch gar nicht so weit waren. Doch der Gedanke an den Finger genügte, mich zum Zittern zu bringen; ich kannte die gelben Tabakflecken zu gut, und die Erinnerung an die tödliche Kraft dieser Hand war mir in lebhafter Erinnerung.
    Nachdem all die Kreuze in die Luft gemalt und alle Lieder gesungen waren, kam der Priester zu mir und verlangte nach seinem Lohn. Er quasselte weiter, als er mir seine schmutzige Hand hinhielt. Ich musste ins Haus gehen, um ihm Geld aus der Schatulle zu holen, weshalb ich nicht mitbekam, wie

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