Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)
Karneval, viele Feiertage und Feste. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit ziehen die Menschen ein Kostüm an und öffnen ihre Geldbörsen. Da können wir uns fast ungehindert bedienen und die eigene Schatulle füllen.»
«Und was essen diese Feiernden gerne?», fragte ich meinen Mann und ließ mir von ihm die Stufen zu seinem Haus hochhelfen. Ich war sehr zufrieden damit; es sah ordentlich und respektabel aus.
«Schmalzgebäck, Kuchen, alles Exotische und Üppige. Sie essen alles, was sie kriegen.»
Wir lächelten uns wortlos an. Wenn die Menschen gerne aßen, waren wir die Richtigen, sie anständig zu füttern.
Schon bald eröffnete Renzo seine Werkstatt und stellte Arbeiter ein, um seine hübschen Zuckerkunstwerke herzustellen. Eines Nachts errichtete er einen großen Tempel aus Zuckermasse, der auf der Platte so groß war wie eine Schäferhütte, für das Bankett eines Adeligen. Die Speisekarte bot weitere Köstlichkeiten: drei Gänge mit je fünfundsiebzig Portionen, die von vier Köchen zubereitet wurden, während mein Mann sich um die großartige Nachspeise kümmerte. Damit ich ihm bei der Dekoration helfen konnte, zeigte Renzo mir, wie man Zucker schmilzt und ihn dann mit der Messerspitze langsam hochzieht, bis ein transparenter Faden entsteht. Wenn man diese Fäden über umgedrehte Schüsseln wob, entstanden halbrunde Schalen aus Zucker, die so hart wie Kristall waren. Klebte man zwei Hälften zusammen, hatte man glitzernde Kugeln, die wir mit Bonbons und bunten Zuckerblüten füllten.
«Wir machen die feinsten Leckereien der Stadt», murmelte ich. «Und die Bestellungen beginnen, sich zu stapeln.» Ich liebte es, unsere Bücher zu verwalten – fast so sehr, wie ich es liebte, Süßigkeiten herzustellen. Renzo bemalte gerade einen Zuckersoldaten, und seine Zungenspitze lugte dabei aus dem Mund, während er versuchte, der Figur das Gesicht des Adeligen aufzumalen, der die große Präsentation bei ihm in Auftrag gegeben hatte.
«
Si
, aber wir brauchen mehr Platz», knurrte er. «Das Zuckerwerk braucht einen trockenen Raum, damit wir es häufiger anbieten können.»
«Stimmt», sagte ich und rechnete rasch nach. «Wenn wir das könnten, würden sich unsere Einnahmen vervielfachen.»
Und während ich mich wieder zufrieden und schweigend in meine Arbeit vertiefte, dachte ich nach. Ach, es war, als würde ich Gold spinnen. Mein Herz begann so schnell zu rasen, dass ich einen geschmolzenen Zuckerklumpen fallen ließ und verdarb. Eine großartige Idee begann, in meinem Kopf Form anzunehmen. Ich erzählte Renzo von den Reisenden, die allzu oft in schäbigen Absteigen übernachten mussten oder, wenn sie genug Geld hatten, sich in einem teuren Palazzo einmieteten. Wir wussten, weshalb es so wenige Unterkünfte gab: Es war teuer, ein Hotel einzurichten, außerdem war es riskant und bedeutete viel Arbeit. Doch es gab auch viele Vorteile: Wir könnten unseren Gästen das beste Essen servieren, sogar englische Speisen, falls sie dies wünschten. Und niemand kannte die Sehnsucht der Reisenden besser als ich, die nach Sauberkeit und Ordnung lechzten. Wir hätten im selben Hotel auch genug Platz für Renzos herrliche Zuckerskulpturen. Aus einer Küche könnten wir sowohl die Gäste als auch die Bankette außer Haus bekochen. Und was die Schlafzimmer betraf, so wären sie natürlich die besten der Stadt.
Mein Mann schlug sich vergnügt auf die Schenkel. «Wir heuern einen Mann an, der an den Stadttoren die Fremden direkt abfängt und zum Hotel führt. Oder er verteilt Zettel mit unserer Adresse.»
«Und wir lassen eine Anzeige in die Reisebücher schreiben, die diese Leute lesen!», rief ich. Unsere Ideen hüpften so hoch wie heiße Nüsse in der Pfanne.
Und dann kam mir die Erleuchtung. «O Renzo», sagte ich und hielt ihn am Ärmel fest. «Wir müssen ein Restaurant haben.»
«Ein Restaurant? Was ist das?»
«Weißt du noch, wie ich dir von diesem hervorragenden Speisesaal erzählt habe, in den die Schwachen und Siechen gingen, um ein Stärkungsmittel zu sich zu nehmen? Die Bouillons, die Cremes, all diese überteuerten, gesunden Speisen?»
«
Si
, und sie werden dafür bezahlen. Bei uns sagt man schließlich: ‹Wer den Mund voll hat, kann nicht nein sagen.›»
«Genau, und sie werden sogar noch mehr zahlen für diese feine Art zu essen. Wenn wir das schaffen, wird unser Unternehmen aufblühen.»
Genau so taten wir es. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, heißt es ja. Es hat noch nie zwei Menschen
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