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Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Titel: Das Schatzbuch der Köchin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martine Bailey
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dem
Schatzbuch der Köchin
kamen mir wieder in den Sinn: Der beste Ehemann sollte Tugend, Freundlichkeit und Kameradschaft in sich vereinen. Renzo war der Mann meiner Träume, das wusste ich. Und er war der beste Partner auf dem Weg, den die Verfasserin der Zeilen das «Labyrinth des Lebens» nannte. Als er meine Hand drückte, spürte ich seine starken Finger um meine, die so gut passten, als wären wir als Zwillingsseelen geboren worden.
    «Hab keine Angst», flüsterte er. «
Carissima
, ich werde dich immer lieben und ehren.» Und im gedämpften Licht des Waldes flocht er mir einen Kranz aus weißen Blüten und steckte ihn auf mein Haar.
    In der Kirche nahmen wir unseren Platz vor den Altarstufen ein und bibberten in der feuchtkalten Morgenluft. Ich verstand mein Ehegelübde nur teilweise, denn der Priester sprach schnell, und die Sätze waren mir fremd. Aber ich wiederholte die Worte, die Renzo mir vorsprach, und ich kniete mich hin und senkte den Kopf zum Gebet. Die ganze Zeit, während Renzo leise und zärtlich mit mir sprach, brannte sich mir diese Szene auf ewig ins Gedächtnis ein. Ich trug nicht den Brokatmantel einer Braut, ich brach nicht einmal den gesegneten Hochzeitskuchen, den ich auf Mawton gebacken hätte. Dennoch war diese Hochzeit für mich der strahlende Stern auf meiner bescheidenen Lebensbahn. Ich spürte den harten Stein unter meinen Knien und sagte mir: Er ist hier, und er liebt mich, und ich liebe ihn. Dann schob Renzo den goldenen Ring von seinem kleinen Finger auf meinen Ringfinger, und wir waren vereint als Mann und Frau.
     
    Zurück im Gasthaus zogen wir uns in unsere Kammer zurück. Ich entkleidete mich bis auf mein Unterhemd und zitterte plötzlich in dem kalten Bett. Inzwischen legte Renzo seine Kleidung ab und wusch sich über der Schüssel. Die ganze Zeit überlegte ich, was für ein Traum das sein sollte, in den ich geraten war – und wann ich daraus wieder aufwachen würde? Dann erinnerte ich mich an die Verbrechen der letzten Tage, und ich fühlte mich so schwach wie ein Lämmchen. Als er zu mir kam, so behaart wie ein sanftes Tier, klammerte ich mich sehnsüchtig an ihn. Was blieb mir denn außer diesem Mann? Und im Grunde war er alles, was ich brauchte.
    Er wärmte meinen kalten Leib, und seine Liebkosungen waren sehr zärtlich. Als der entscheidende Moment kam, war sein Gesicht dicht über meinem, und er beobachtete mich aufmerksam. Feucht hingen ihm die schwarzen Haare ins Gesicht.
    «Meine Liebe», hauchte er. Sein Atem war heiß auf meiner Wange. Zärtlich küsste er meinen Hals, meine Lippen, meine Augen. Ich zeichnete seine Züge nach, ich liebte, was ich sah … Und dann waren wir Mann und Frau, und mich erfüllte eine stille Freude, nicht länger Jungfrau zu sein. Und wie groß unser Hunger war! All die Wochen hatte die Lust in uns geschwelt, und nun genügte seine Berührung, um meine Haut wie Gold im Feuer schmelzen zu lassen.
    Es dauerte viele gemütliche Stunden, unseren Appetit zu stillen, und der neue Morgen dämmerte herauf, ehe wir endlich Schlaf fanden.
     
    Am folgenden Tag fiel es uns schwer, den Himmel zu verlassen, der unser Federbett war. Doch Renzo erklärte: «Wir müssen die Stadt erreichen. Heute Nacht will ich mit meiner Braut an meiner Seite zu Hause schlafen.»
    Am Abend lag eine imposante Stadt mit funkelnden Türmen und Kuppeln vor uns.
    «Schau nur!», drängte Renzo mit der Begeisterung eines kleinen Jungen. «Santa Maria. Der
Duomo
.» Der riesige Dom ragte hoch hinaus, und die Kuppel schimmerte aprikosenfarben. «Sieh doch, Bibi. Die größte Kirche der Welt.»
    Nachdem wir das Stadttor passiert hatten, sah ich Häuser mit Marmorfassaden und jede nur denkbare Bildhauerkunst. Was die Kirchen betraf, so hatte ich noch nie so wertvolle Steine in Marmor eingelassen gesehen, und am schönsten war natürlich der Dom. Der Anblick war überwältigend, und man musste den Kopf weit in den Nacken legen, um das Dach zu erkennen.
    «Das ist also Florenz», sagte ich und verband den Namen der Stadt mit jenem Ort, der so viele Kunstschätze barg, dass alle Welt hierherströmte. Überall wurde der Weg von weißen und roten Blumen gesäumt, als wäre die Nachricht von unserer Hochzeit uns vorausgeeilt. Es gab auch Flaggen, die rotseiden von den hohen Fenstern herabwehten, und auf der riesigen Piazza standen Zelte und Pavillons, die mit Gold bestickt waren.
    «In Florenz wird immer etwas gefeiert», erklärte mein Mann mir. «Wir haben zweimal im Jahr

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