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Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Titel: Das Schatzbuch der Köchin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martine Bailey
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vielen Tagen geborgen. Er streichelte meine Haare, meinen Rücken und sagte: «Oh, mein Liebling. Meine Liebste, weine doch nicht.» Es war wie die Heimkehr an einen Ort, den ich noch nie besucht hatte.
    Er schob mich von sich und betrachtete mich. Sein breites Gesicht musterte mich so freundlich, dass ich erneut an seine Brust gedrückt schluchzte.
    «Mylady Carinna. Was ist passiert?»
    Seine Finger fuhren durch meine Haare und berührten die Beule. Jetzt war der Moment gekommen, ihm die Wahrheit zu sagen. Ich drängte die Tränen zurück, atmete tief durch und gab mir einen Ruck.
    «Mein Name ist Obedience Leigh», sagte ich. «Und was passiert ist? Gott sei’s gedankt, aber ich lebe noch.»
    Ich erzählte ihm überstürzt die ganze Wahrheit. Wie meine Herrin gestorben und es immer ihre Idee gewesen sei, dass ich mich als sie ausgab. Und dass ihr Bruder jeden Moment hier eintreffen und alles aufdecken könne.
    «Mr. Pars hatte recht. Dafür werden sie mich einsperren, ich bin mir ganz sicher. Und der Umstand, dass sie vergiftet wurde, spricht gegen mich. Wen sollte man da verdächtigen, wenn nicht ihre eigene Köchin? Ich habe heute lange darüber nachgedacht. Ich muss fort von hier. Ich muss das Baby nehmen und irgendwohin verschwinden, wo mich keiner kennt.»
    Er hielt mich immer noch in den Armen und ließ nicht locker. Aber er sagte auch nichts.
    «Und jetzt habe ich dir alles erzählt», sagte ich tonlos. «Ich bin nicht die edle Lady, für die du mich gehalten hast. Renzo, ich kann dich nicht beschäftigen, ich habe keinen Haushalt. Ich bin nur … eine Köchin.»
    Ich versuchte, seine Miene zu deuten. Seine melasseschwarzen Blicke glitten über mein Gesicht, als versuchte er, einen Brief in einer ihm fremden Sprache zu entziffern.
    «Das ist ja mal …» Er suchte mit ein paar Schritten Abstand. Dann drehte er sich zu mir um. «Das kommt unerwartet.»
    Er ging zu seinem Pferd, und ich musste mich davon abhalten, ihm nicht nachzulaufen. Er fummelte am Zaumzeug herum, und bei meiner Seele, ich hielt die Luft an, weil ich dachte, er würde sich jetzt in den Sattel schwingen und mich für immer verlassen. Stattdessen blickte er mich an und ich ihn. Mein Leben schien über einem dunklen, schwindelerregenden Abgrund zu schweben, doch ich konnte mich nicht aus eigener Kraft retten. Wieder sah er zu mir. Er lächelte, dann lachte er leise. Und er kam zu mir zurück.
    «Du sagst die Wahrheit. Das spüre ich. Ich bin überrascht, aber auch froh, weil du mir alles erzählt hast. Tatsächlich eine Köchin!» Er lachte. «Kein Wunder, dass ich versucht habe, dich zu beeindrucken.» Dann nahm er meine Hände in seine und erklärte ernst: «Aber Bibi – der Name fühlt sich noch fremd an … Bibi, hast du auch so getan, als würdest du mich lieben?»
    Ich erklärte ihm, mein Name laute Biddy.
    «Bidi? Bibi ist schöner. Bibiana ist ein italienischer Name.»
    Dann zeigte ich ihm, dass ich ihn wirklich liebte, und ich tat es heftig. Und als unsere Lippen sich voneinander lösten, flüsterte ich: «Ich liebe dich, Renzo. Es hat mich geschmerzt, dich anzulügen. Du bist meine wahre Liebe, das schwöre ich dir.»
    Im Mondlicht sah ich sein zögerliches Lächeln. Er streichelte meine Wange, als wäre ich eine wertvolle Blume. «Du hast einen neuen Namen. Aber ich habe noch eine Frage, Bibi.»
    «Ja?»
    «Gibt es einen Signor Leigh?»
    «Nun ja, meinen Vater natürlich.»
    «Nein, nein. Bist du auch eine verheiratete Frau?»
    In meiner Brust war ein Flattern wie das eines Täubchens. «Nein. Das ist der Grund», und jetzt lachte ich zum ersten Mal seit Tagen, «warum du dir nicht alle Freiheiten hast nehmen dürfen.»
    «Und, Bibi …»
    «Mhhh.» Ich vergrub mein Gesicht an seinem Hals und spürte seine dunklen Locken, die meine Wange streiften.
    «Du kannst heiraten, wen du willst?»
    Ich blickte auf und nickte.
    «Wirst du dann mich heiraten? Und mit mir in meine Heimatstadt ziehen?»
    Einen Moment lang stand mein Mund vor Überraschung weit offen. «Aber du begreifst schon, dass ich nicht Ihre Ladyschaft bin?»
    «Nun, in dem Fall … umso besser. So kann ich dich wenigstens jeden Tag an die Arbeit schicken.»
    Dafür versetzte ich ihm einen Knuff, und er lachte und fing meine Hand aus der Luft. «Du bist diejenige, die ich will. Nicht den Rang oder das Geld. Also, wirst du mich heiraten?»
    Darauf antwortete ich, ohne nachzudenken: «Ja, ich will. Ja, ja, und wie ich will!»
     
    Es blieb keine Zeit der Freude, denn

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