Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)
das waren schon meine zwei Pence dazu …
Er fraß Teg aus der Hand? Möge er daran ersticken, wenn sie ihn nicht vorher vergiftete! Ich sah genau, was sie da trieb. Oh Jem, hatte er denn keinen Verstand? War ich so schnell vergessen? Mächtig verärgert las ich weiter.
Wir haben auch über dich und Mylady geredet an den Abenden am Feuer, und dem Brief, den du mir aus London geschickt hast, wurde von allen große Beachtung geschenkt, weil du darin von der Verderbtheit der Hauptstadt erzählst. Meiner Meinung nach sollte dieser Meeks mal grün und blau geschlagen werden. Mir wird aber ganz warm ums Herz, weil du auch das Buch weiterführst, noch dazu mit so feinen Rezepten. Ich habe den Punsch ausprobiert, als ich mal etwas Alkohol hier hatte, er wärmte mich aufs angenehmste, und für mich war’s fast so, als wärst du wieder bei mir und würdest eine Köstlichkeit zubereiten, wie es in glücklicheren Tagen gewesen ist. In diesen kalten Tagen ist’s wirklich eine Wohltat. Biddy, Liebes, eins hab ich vergessen: Bitte schick mir doch eine Locke von deinem Haar, wenn du das nächste Mal schreibst. Ich mach mir mächtig Sorgen, wenn du nun bald den Ozean überquerst, und bete oft für deine Sicherheit auf hoher See.
Bitte richte auch Mr. Pars meine herzlichen Grüße zur Weihnacht aus, und wenn er noch bei euch ist, ruhig auch dem alten George. Ich hoffe, du schickst ihn mit einem Brief zurück, denn ich wüsste keinen besseren Weg, den Brief sicher zu mir zu senden. Ich habe dir nun alles erzählt und bitte dich inständig, mich nicht zu vergessen.
Deine liebe und aufrichtige Freundin
Martha Garland
Jem hatte Glück, dass ich inzwischen Hunderte Meilen von ihm weg war, sonst hätte ich nämlich seine Innereien auf glühenden Kohlen geröstet. Wirklich, nur Flausen im Kopf! Nicht zum ersten Mal dachte ich an die fünf Guineen in der Schatulle und daran, wie Mr. Pars uns damit ordentlich übers Ohr gehauen hatte.
Was soll ich vom Weihnachtstag erzählen? Für eine Köchin ist dieser Tag immer der anstrengendste, heißeste und turbulenteste Tag des Jahres. Doch die Vorarbeiten waren erledigt, wir mussten also nur das Fleisch und das Geflügel braten sowie die Puddings und anderen Nachspeisen anrichten. Herrje, in der Küche war es wirklich so heiß wie in einem Schmelzofen, wenn die drei Spieße erstmals gedreht wurden. Es gab die üblichen Missgeschicke – die Röcke eines Mädchens fingen Feuer, aber es konnte mit einem qualmenden Loch im Stoff entkommen, nachdem die Kolleginnen das Feuer erstickt hatten. Schlimmer war da schon, dass etwas heißes Fett auf die Fliesen verschüttet wurde und einige sich das Knie verdrehten, ehe Sand gestreut worden war.
Um elf waren wir von der Arbeit rechtschaffen erschöpft und verschwitzt. Ich hatte das Lendenstück gerade gewendet, und mit einem Auge achtete ich auf die Julkuchen, die direkt an der Ofentür aufgereiht standen. Eine Berührung an meinem Arm riss mich aus dem glücklichen Reich der Küche, und ich blickte in Mr. Lovedays Gesicht. Er wirkte mächtig bedrückt. «Lady Carinna will sehen dich. Sofort.»
«Ich werde nicht nach ihrer Pfeife tanzen», erklärte ich und hieb mein Messer ins Schneidebrett. «Ich steck hier bis zum Hals in Arbeit. Nein, sogar bis zum Scheitel, und ich komm ums Verrecken nicht mit dem Berg Arbeit nach.»
Ich funkelte ihn an, aber ich wusste genau, dass es kein Entkommen gab. Ich wusch mir nicht mal das Gesicht und nahm auch nicht die mehlbestäubte Schürze ab. Sie musste mich jetzt so nehmen, wie ich war. Atemlos stürmte ich in die Kammer Ihrer Ladyschaft.
«Entschuldigt vielmals, bitte, Melady. Ich hab eine ganze Weihnachtsfeier zu bekochen.»
Sie lag auf ihrem Bett und hatte die Schuhe abgestreift, und ihr Blick wirkte ganz verträumt. Jesmire saß etwas abseits an einem Tischchen und spielte an ihrer Näharbeit herum.
Ich trat näher, machte einen Knicks und nahm erneut Anlauf. «Es tut mir leid, Melady. Das ganze Essen verbrennt, wenn ich nicht zurückgehe.»
«Ach, halt den Mund.» Sie setzte sich auf und musterte mich. «Wie siehst du überhaupt aus? Als hätt man mit dir den Schornstein ausgefegt.»
Ich versuchte, mir den Ruß aus dem Gesicht zu wischen, aber vermutlich machte ich es damit nur noch schlimmer. «Bitte, Melady», begann ich.
«Meine Jesmire ist überzeugt, du wärst zu dumm, irgendwelche fremden Sprachen zu lernen – abgesehen von diesem nordenglischen Geknurre, mit dem du uns
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