Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)
verwirrte. Sie hießen mich aber recht freundlich willkommen, denn sie konnten jede helfende Hand brauchen, weil die Haushälterin bei ihrer kranken Tochter wachte.
Zum Glück waren unter den Küchenhilfen auch ein paar Frauen, die sehr genau wussten, was man zu Weihnachten servierte. Eine silberhaarige Frau namens Nanny Faggeter war die Anführerin. Sie machte die Weihnachtskuchen, während andere Perlhühner rupften und Kuchenteig und Pudding anrührten. Die Kinder waren für die Überwachung des Feuers und das Schrubben der Töpfe verantwortlich. Ich verbrachte einen herrlichen Morgen damit, Füllungen, feine Pasteten und Hefeteige zuzubereiten. Nach dem Essen fingen ein paar Mädchen an,
I Saw Three Ships
zu singen, und schon bald stimmten alle ein. Ich sang und summte mit, während ich noch arbeitete und dabei die Backzeiten berechnete und mir die Weihnachtsköstlichkeiten aus dem
Schatzbuch der Köchin
ins Gedächtnis rief. Um drei Uhr hatten wir zehn große Bretter mit den schönsten Leckereien gefüllt, und uns klang die Melodie von
All Bells in Paradise
in den Ohren. Die fünf stärksten Frauen waren nötig, um die ersten beiden Weihnachtspasteten aus dem Ofen zu heben, und ich goss geschmolzene Butter durch die Öffnung hinein und betete, dass sie schön saftig und fest blieben.
Im Anschluss daran kümmerten wir uns um den Plumpudding, und die Jüngeren drängten sich um die Wanne, um ihre Wünsche zu äußern, wie es Brauch war. Nachdem sie damit fertig waren, packte ich den hölzernen Schlegel und ging einmal im Kreis um den Trog. Ich dachte dabei an Jem und Mawton. Wenigstens einer meiner Wünsche wurde erhört, denn schon kurz darauf klopfte Mr. Loveday an die Küchentür.
«Du hart gearbeitet, Miss Biddy.» Er schaute grinsend zu den Brettern, auf denen sich die Backwaren türmten. «Du wartest auf Armee?»
Ich wischte mir die Stirn mit einem Geschirrtuch ab. «Nichts ist geschäftiger als englische Öfen zur Weihnachtszeit. Es ist eben der Tag im Jahr, an dem alle satt werden sollen.»
Er überreichte mir eine Holzschachtel, die seit Tagen in der Poststation von Dover auf mich gewartet hatte. Darin war ein Käse von Mrs. Garland, der die kräftige Würze der süßen Weiden von Cheshire verströmte. Außerdem war dem Paket ein Brief beigefügt, den ich erst öffnete, als ich allein in meiner Kammer war. Aufmerksam las ich jedes einzelne Wort.
Meine liebste Biddy,
ich hoffe inständig, dieser Brief wird sicher nach Dover gelangen und dich bei guter Laune antreffen, und dass der Käse unterwegs nicht angeschlagen ist, denn er soll für Weihnachten gut schmecken, und Mr. Pars nimmt sicher auch eine Scheibe, das bestimmt.
Ist hier recht einsam, nachdem du abgereist bist, und ich bete, dass du unsere Trennung nicht in schlechter Erinnerung behalten hast, denn ich wünsche mir immer, mit dir gut zu sein, meine Liebe, denn wir waren so lange gute Freunde und du in allem meine starke rechte Hand. Der Regen und die Kälte haben mir seit deiner Abreise sehr zugesetzt, und der Schmerz ist um nichts besser geworden, aber ich darf nicht klagen, denn es gibt ja Menschen, denen es noch schlechter geht als mir, da draußen auf der dreckigen Straße. Ich bereite alles für ein schlichtes Weihnachtsfest vor, weil unser Haushalt geschrumpft ist. Aber natürlich mache ich trotzdem den Pudding und die Kuchen, ohne mir viel davon zu versprechen oder auf eine große Feier zu hoffen, denn viele von den jungen Leuten sind fort. Teg ist meine letzte Gehilfin, nachdem Sukey entlassen wurde, und sie tut grad so viel, damit ich sie nicht schimpfe. Was nun diesen Mr. John Strutt betrifft, der Mr. Pars’ Pflichten übernommen hat, ist er ganz anders. Ein Störenfried, der nichts gutheißt, wie wir’s bisher gehalten haben und wie’s immer am besten war. Was er dann noch über Mr. Pars sagt, zeigt nur, dass es diesem Mr. Strutt an Dankbarkeit fehlt, wenn du mich fragst.
Jem ist noch derselbe, obwohl ich dir wohl sagen sollte, dass er deine fünf Guineen schon an die hundert Male für die abstrusesten Pläne ausgegeben hat. Du musst mir daher versprechen, das Geld für dich zu behalten und es klug einzusetzen, wie es deine Art ist. Biddy, ich will dir keine Geschichten über andere erzählen, aber er hängt immer noch in der Küche herum, und jetzt ist es Teg, der er aus der Hand frisst. Weil ich deine Freundin bin, sage ich dir das so vorsichtig wie möglich, dass du nicht auf ihn warten solltest, meine Liebe. Und
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