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Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Titel: Das Schatzbuch der Köchin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martine Bailey
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verwirrst.»
    Die alte Fuchtel hielt den Kopf über die Näharbeit gesenkt und murmelte: «Ihr verschwendet Eure Zeit.»
    «Was hast du gesagt, Jesmire?»
    Sie hob den Kopf, und ihre Worte waren so spitz wie kleine Pfeile. «Dieser Wildfang vom Land könnte niemals eine Fremdsprache lernen. Sie hat dafür nicht die richtige Kinderstube genossen, Mylady.»
    «Also, ich glaube, sie schafft das.» Dann betrachtete sie mich wieder aufmerksam, während ich mit verschränkten Armen vor ihr stand und sie finster anstarrte. «Stell dich doch mal gerade hin, Biddy. Du siehst ja aus wie eine Vogelscheuche.»
    Ich hob meine Schultern und ließ die Hände nutzlos herunterhängen, wie die Ladys es immer taten.
    «Und jetzt sprich mir nach.
Bonjour Monsieur.
»
    «Was heißt das denn?»
    Ich hörte Jesmire schnauben und warf ihr einen giftigen Blick zu.
    «Das heißt ‹Guten Tag, mein Herr›.»
    «Na gut. Bonnjua Missjö.»
    «Ja, aber versuch, es ein bisschen gewählter auszusprechen.»
    Ich versuchte mich so rasch wie ein Eichhörnchen, das Nüsse sammelt, an den «Bonnjuas» und den «Madams» und den «Madmasells». Das war nun wirklich nicht schwer.
    «Das ist nur Zeitverschwendung.» Jesmire war jetzt richtig eingeschnappt. Sie nähte mit so viel Gewalt, als versuchte sie Eiterbeulen aufzustechen. Nach jedem Stich schaute sie über ihre Höckernase hoch. Meine Herrin gähnte und überlegte kurz. «Wir müssen daran denken, dass sie zum Markt gehen muss, wenn wir kein französisches Zeug essen wollen. Sprich mir nach.
Petit déjeuner.
»
    Das hieß Frühstück. «Und was genau braucht man dafür?»
    Noch mehr entrüstetes Beben, als wüsste ich nicht, was man zum Frühstück aß. «Also, zunächst mal gibt’s
pain

    «Wie, ich soll eine Pfanne essen?»
    Sie verzog den Mund. «Schreibt sich p-a-i-n. Brot.» Ich konnte sehen, dass sie sich amüsierte. Und es machte Jesmire schier wahnsinnig, wie ich mit ihr scherzte. Die Wahrheit war nämlich, dass Carinna und ich im selben Alter waren und deshalb miteinander witzeln konnten.
    «Was noch?»
    Ich lernte auch «caffä» und «tä» und dergleichen mehr. Wenn derweil nicht das Weihnachtsessen verschmorte, hätte ich das alles sogar interessant gefunden. Zum Glück wurde meine Herrin zappelig.
    «Das reicht jetzt, Mädel. Ich habe wohl bewiesen, wer recht hat.» Sie grinste Jesmire frech an.
    «Ein plappernder Papagei. Mehr ist sie nicht. Ich bezweifle, ob sie sich noch an irgendwas erinnert.»
    Ich war schon halb aus der Tür, als meine Herrin mich endlich mit einer Handbewegung entließ. Aber ich konnte nicht widerstehen, Jesmire einen letzten Seitenhieb zu versetzen.
    «Ohrevwa, Madams», sagte ich, grinste frech und knickste. Meine Herrin lachte laut.
    Aber Jesmire krähte hinter mir her: «Ich bin für dich immer noch eine
Mademoiselle
, du plapperndes Äffchen!»
     
    Als es Zeit für das Weihnachtsessen war, hatte ich einen Schweinekopf auf einem Teller, der wunderbar gelungen war. Den ganzen Morgen strömten unablässig Leute am Küchenfenster vorbei: junge Familien mit Säuglingen, die sie fest eingepackt hatten, und freche Jungs, die gegen das Fenster klopften und in ihren Atemhauch auf der Scheibe anzügliche Dinge malten. Kranke, Alte, alle wurden von den Karren gehoben oder auf den Rücken ihrer starken Söhne und Enkel herangeschleppt. Diese vielen Leute versammelten sich in der langgestreckten Halle und applaudierten zu meinem Wildschweinkopf, der auf einer Platte hereingetragen wurde. Meine Güte, die Augen dieser alten Leute waren rund wie Murmeln, als sie sahen, dass die Tische höher beladen waren als bei Belsazars Festmahl. Leckerer Eintopf, Mince Pie, Roastbeef, Truthahn mit Salbei und Rotweinsoße – und das war nur der erste Gang. Der zweite Gang gefiel mir besonders gut, denn neben Zunge, Pökelfleisch, Aalen, Enten und Hammel hatte ich ein paar hübsche Schneebälle aus Äpfeln hergestellt, die ich mit einer Zuckerglasur überzogen hatte. Dieses Rezept hatte Lady Maria im
Schatzbuch
notiert.
    Anschließend wurden die Bänke an die Wand geschoben, und die Musiker kamen nach dem Gelage zum Zug. Es wurde viel getanzt, und alle hüpften und sprangen ausgelassen herum, weshalb man irgendwann nur noch lachte, weil man versuchte, die eigenen Zehen vor den krachenden Stiefeln der Jungs zu retten.
    Ich genehmigte mir gerade bei einem Glas Branntwein eine Pause, als ein anderer Diener mir auf die Schulter tippte.
    «Was ist jetzt schon wieder los?», gähnte

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