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Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Titel: Das Schatzbuch der Köchin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martine Bailey
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zuckte schließlich mit den Schultern. «Zurück nach Paris? Oder in die Kolonien? Ich kann kochen. Wenn wir uns trennen, können sie uns nicht verfolgen.»
    Er packte meine Hand, und ich blickte in sein offenes Gesicht. «Oder du holst morgen Schlüssel. Dann wählen wir Tag wegzugehen. Dieser Kerl klingt wie Mund nicht halten können. Du nur Kopf nicken und Schlüssel nehmen. Du bessere Lady als sie, Biddy. Du bessere Schauspielerin als die in Covent Garden. Ich flüstere dir ins Ohr, wenn du tust falsche Sachen.»
     
    Meine Herrin schickte um acht Uhr am nächsten Tag nach mir, was für ihre Verhältnisse mächtig früh war. Ich hatte mich die ganze Nacht hin und her gewälzt und erst Schlaf gefunden, als die Vögel kurz vor der Morgendämmerung ihr Lied anstimmten. Sie lag noch im Bett, das Gesicht vom Schlaf verquollen, aber hellwach.
    «Heißes Wasser, Jesmire», befahl sie. «Ich will mit Biddy reden.»
    Ich wagte nicht, in Richtung der alten Zofe zu schauen, die wutschnaubend das Zimmer verließ.
    «Ich habe vom Conte gehört», sagte meine Herrin und wedelte mit dem Brief. Sie hatte vermutlich nicht gemerkt, dass das Siegel aufgeschnitten und anschließend wieder verschlossen worden war. «Du musst um kurz nach eins aufbrechen. Eine schöne Verspätung wäre mir auch recht.»
    «Mylady, sollte ich nicht wissen, was er schreibt?» Es schenkte mir eine gewisse Befriedigung, ihre Ehrlichkeit auf die Probe zu stellen.
    «Ach, nichts Besonderes.» Sie gähnte nervös und drückte Bengo gegen ihre milchig weißen Brüste. «Du darfst dich nur nicht von ihm herumschubsen lassen. Mir kommt es so vor, als hätte mein Onkel es versäumt, ihn zu benachrichtigen, damit das Haus hergerichtet wird. Aber wenn Conte Carlo möchte, dass du bei ihm bleibst, sag ihm, du seist zu erschöpft, um ihm Gesellschaft zu leisten.»
    «Erschöpft.» Ich probierte das Wort aus.
    «Du wirst jedenfalls nicht bei ihm bleiben, verstehst du?»
    «Bei meiner Seele nicht, Herrin. Er kann sich zum Teufel scheren.»
    «Das mag ich an dir, dein Temperament. Versuch nur, es etwas zivilisierter auszudrücken.»
    «Eure Exzellenz, ich fürchte, ich bin zu erschöpft …» In dem Moment klapperte Jesmire herein, und meine Herrin wurde abgelenkt. Sie gab Anweisungen.
    «Wofür ist das alles, Mylady?», fragte ich und zeigte auf den großen Krug mit heißem Wasser. Sie erklärte mir, meine Haare und mein Körper müssten gewaschen werden. Darüber war ich nun nicht besonders glücklich. Schließlich wusste doch jeder, dass Waschen zur Schwächung der Konstitution führt.
    «Aber ich muss meinen Verstand beisammenhaben», protestierte ich. «Außerdem habe ich mich schon vor drei Monaten gewaschen.»
    «Deine schönen Haare müssen ihn von deinem dreckigen Mundwerk ablenken», antwortete meine Herrin vom Bett aus.
    Aber sie hatte nicht mit Jesmire gerechnet, die schon das ganze Gespräch mit leisem Geplapper untermalte und mit den kleinen Füßen aufstampfte, während sie hin und her lief, um die Wanne zu füllen.
    «Jetzt mach schon, Jesmire. Wasch das Mädchen», befahl Lady Carinna.
    «Das werde ich nicht tun. Nachher fange ich mir noch was ein!»
    «Dann wäschst du dich selbst, Biddy. Jesmire, du bleibst.»
    Ich verließ das Gemach und beäugte misstrauisch die Wanne im Ankleidezimmer. Zunächst machte es mir nichts aus, meine Gesundheit aufs Spiel zu setzen, indem ich den Dreck abwusch und so der Gifthauch von Krankheiten leichtes Spiel hatte. Also begann ich, meine Arme abzuspülen. Es fühlte sich kalt und unangenehm an. Ich war überzeugt, schon den ersten Anflug von Unpässlichkeit zu spüren. Nebenan hörte ich Mylady zu Jesmire sagen, sie könne ja nach England zurück laufen, wenn sie so bockig war. Ich verharrte mitten in der Bewegung, um zu lauschen, weshalb ich auch noch nicht besonders weit war, als Jesmire in den Raum huschte.
    «Du. In die Wanne mit dir», fauchte sie. Und dann stieß sie mich überraschend heftig hinein.
    Jetzt musste ich mich doch beklagen. «Ich werde sterben!», kreischte ich. Das Wasser war wirklich so heiß, dass ich mich fühlte wie ein überbrühtes Schwein. Dann machte Jesmire sich mit Gewalt über meine Haare her und zerrte daran wie an einem Knäuel ineinander verknoteter Wolle und rieb ein Öl hinein. Ich fühlte mich geschwächt wie ein neugeborenes Kalb, als ich schließlich aus der Wanne durfte. Gott allein wusste, ob ich diese Behandlung überleben würde. Wenigstens lag ein warmes Unterhemd bereit,

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