Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Titel: Das Schatzbuch der Köchin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martine Bailey
Vom Netzwerk:
Frau.»
    «Vielleicht, Mylady, könnte ich gehen, wenn Ihr ihm sagt, dass Ihr indisponiert seid?»
    «Dann käme er her, um mich zu sehen.»
    Seine Gesichtsfarbe war vom Kinn aufwärtsgekrochen, und er schnaubte wie ein wütender Bulle. «Nicht Biddy, Mylady. Ihr könnt doch nicht
die da
an Eurer Stelle schicken?» Und er zeigte mit dem Finger in meine Richtung, als wäre ich nichts als ein Haufen Dreck.
    Meine Herrin zuckte mit den Schultern. «Auch bei genauer Prüfung wird sie bestehen, das weiß ich.»
    Mr. Pars war inzwischen außer sich vor Wut, aber er wurde gebremst durch sein Bemühen, meiner Herrin gegenüber gewohnt höflich zu bleiben.
    «Hört, Mr. Pars, er erwartet mich um zwei», sagte meine Herrin rasch. «Ich sagte Euch doch schon, dass Biddy eine verblüffende Ähnlichkeit mit mir hat. Und selbst Ihr …», und bei diesen Worten starrte sie ihn finster an, «… habt Euch zuerst von ihr täuschen lassen.»
    Er schaute mich noch einmal höchst eindringlich an und marschierte einmal um mich herum. Sein Blick prüfte jeden Fingernagel und jede Falte. Dann trat er dicht an mich heran und fummelte an der Halsrüsche herum. «Ich dachte, es gäbe wenigstens eine Person, der ich trauen kann», flüsterte er so leise, dass die anderen es nicht hören konnten.
    «Aber Mr. Pars, Sir», wollte ich aufbegehren. Ich wollte ihm erklären, dass dieser Mummenschanz nichts mit mir zu tun hatte. Doch er wandte sich wieder an meine Herrin, verbeugte sich tief vor ihr und verließ das Gemach, ehe ich etwas zu meiner Verteidigung vorbringen konnte. Die Tür schloss sich, und die Stille danach war erdrückend.
    Meine Herrin gähnte schließlich und erklärte: «Es ist so weit, Biddy. Jetzt hol uns diesen Schlüssel, ja? Denk nicht mal dran, das Dummerchen zu spielen.»
    «Meine Liebe, ich werde nie auch nur daran denken, Euch zu enttäuschen», sagte ich mit meiner gezierten Stimme. Und ich knickste nicht mal vor ihr, sondern ging stocksteif die Treppe hinunter und ließ mir von Mr. Loveday in die wartende Kutsche helfen.

XXV Villa Montecchino
Fastenzeit, März 1773
Biddy Leighs persönliche Aufzeichnungen
    Wein von Nattern
    Um ein stärkendes Getränk zu erhalten, das das Leben verlängert und Kraft schenkt, ersäufe man einige Nattern in Wein und trinke diesen bei Bedarf.
    Ein Rezept von Conte Carlo Falconieri von Montecchino, 1773
    S obald das Wirtshaus außer Sichtweite war, klopfte ich gegen das Dach und hieß den Kutscher anhalten. Im Handumdrehen war Mr. Loveday von seinem Fußbrett geklettert und gesellte sich zu mir ins Kutscheninnere.
    «Ich muss einfach mit jemandem reden», sagte ich, als die Kutsche wieder anfuhr. «Ich fürchte nur, Mr. Pars glaubt jetzt, dass ich mich gegen ihn verschworen habe oder irgendeine Albernheit plane.»
    Mr. Loveday nickte und sagte: «Mr. Pars, kein Frieden in seiner Seele wohnt.»
    «Ja, wie von einem Ungeheuer hängt sein heißer Atem mir im Nacken.»
    Ich schaute aus dem Kutschenfenster. Wir kamen gut voran. Nichts konnte mein Schicksal jetzt noch aufhalten, denn die Kutsche fuhr bereits eine sanft ansteigende Straße hinauf, und zu beiden Seiten erstreckten sich die bewirtschafteten Felder eines Landguts. Ich begann, an den hübschen Bändern meines Kleides zu zupfen. Es fühlte sich an, als könnte ich nie mehr den Atem anhalten, solange die Fischbeinstäbe das Leben aus mir herauspressten. Allzu bald bogen wir in eine Auffahrt ein, und ich sah ein recht pompöses Gebäude auf der Hügelkuppe stehen. Die Fenster schienen mich wie zwanzig Glasaugen zu beobachten. Vor der Villa erstreckte sich eine terrassenförmige Gartenanlage mit verdrehten Statuen und plätschernden Fontänen und allerlei anderem Kitsch. Es war sehr überladen, sehr modern und sehr beängstigend.
    «Oh, Mr. Loveday! Du musst mir helfen», sagte ich, doch im nächsten Moment hielten wir an, und ein Lakai mit Perücke öffnete schwungvoll den Kutschenschlag. Ich schaffte es, dem Mann in eine riesige, kathedralenartige Eingangshalle zu folgen, wo mir von der plötzlichen Düsterkeit schwindelig wurde. Diese Reifröcke störten mich, denn ich war es einfach nicht gewohnt, zwei verdammte große Körbe mit mir herumzuschleppen, die links und rechts an meiner Taille hingen und ständig gegen Türrahmen und Geländer stießen. Dennoch schaffte ich es mit einiger Mühe die Treppe hinauf und holte ein paarmal heftig Atem, weil die Angst mich zu überwältigen drohte, ehe ich in den Salon des Conte

Weitere Kostenlose Bücher