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Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Titel: Das Schatzbuch der Köchin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martine Bailey
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gelacht.
    «Es ist jetzt an der Zeit, dass Ihr geht. Ich habe genug von Euch», sagte ich und stellte meine Tasse weg.
    «Ah, dieser Akzent! Ich liebe ihn. Ist das die irische Klangfärbung Eurer Vorfahren?»
    «Aye», gähnte ich. Inzwischen war es mir komplett egal, was dieser Einfaltspinsel von mir dachte.
    Ehe er ging, erinnerte er mich eindringlich daran, meine Verabredung folgenden Samstag einzuhalten und zu Besuch zu kommen, um vor den Augen seines Bruders die Kokette zu spielen.
    «Und Ihr werdet doch den berühmten Rubin Eures Mannes tragen? Quentin hat mir schon so viel davon erzählt. Ich möchte diesen Juwel unbedingt an Eurem hübschen Hals sehen.»
    Ich runzelte die Stirn. Aber was blieb mir anderes übrig, als mich einverstanden zu erklären? Es war allerdings eine merkwürdige Bitte, und selbst ich fragte mich, woher dieser alte Stutzer von Lady Marias Rubin wusste.
     
    Endlich hörte ich die Kutsche davonrollen und stöhnte erleichtert auf. Ich hatte das Gefühl, gerade auf einer Londoner Bühne eine gefeierte Vorstellung gegeben zu haben. Doch irgendwie tat es mir auch leid, wie alles gelaufen war, denn meine Herrin war von dem Conte vor uns allen bloßgestellt worden. Da sie sich nicht länger in der Öffentlichkeit zeigen musste, scherte sie sich nicht mehr um eine anständige Frisur, noch schminkte sie ihr hübsches Gesicht. Und der Blick, mit dem sie mich bedachte, als der Conte über meiner Hand geiferte, hatte das alte Feuer verloren. Sie war vor Angst wie gelähmt, das sah ich erst jetzt. Dieser Tag war der Wendepunkt unserer Geschichte. Meine Herrin und ich hatten mit vertauschten Rollen gespielt, und irgendwie hatten unsere Rollen sich festgesetzt und konnten nicht zurückgetauscht werden.
    Später an jenem Nachmittag scheuchte uns ein Klopfen an der Tür erneut auf. Nachdem ich ihm zunickte, öffnete Mr. Loveday und stand einem Diener gegenüber, den der Conte mit einem weiteren Geschenk geschickt hatte. Mr. Pars rief, was es denn sei, und als er hörte, es handle sich um ein Paket, kam er aus seiner Kammer nach unten und glotzte auf die Schnur wunderschöner Perlen, die ich in einer Schmuckschatulle fand.
    «Die muss ich in meiner Truhe aufbewahren, damit sie nicht wegkommen», sagte er und wog die Kette in der Hand.
    Ich hätte vor Wut fast den Besen, mit dem ich gerade überall fegte, auf den Boden geworfen. Mr. Pars ließ die schimmernden Kugeln durch die Finger gleiten. Sie waren so tabakgelb, als hätte jemand sie mit Gelbwurz angepinselt. Dann stopfte er sie rasch in seine Tasche.
     
    Ich möchte behaupten, meine Herrin hat diese Perlen nie zu Gesicht bekommen. Doch sie war zufällig unten im Empfangszimmer, als das nächste Geschenk eintraf. Es kam selten vor, dass sie das Bett verließ, denn sie war recht wacklig auf den Beinen und musste sich oft auf meinen Arm stützen, was sie sehr verunsicherte. Dieses Mal hatte der Conte mir ein Reitkostüm geschickt, das sehr modisch aus waldgrünem Samt genäht war. Die Knöpfe blinkten wie Sovereigns, und die Jacke war mit Goldtressen besetzt. Meine Herrin streichelte es, als ich es vor ihr auf dem Sofa auslegte, und ich fand, sie machte einen sehr bedrückten und bemitleidenswerten Eindruck.
    Wir waren allein dort unten, weshalb ich leise erklärte: «Ärgert Euch nicht, Mylady. Schon bald habt Ihr wieder die Figur, um so etwas tragen zu können.»
    Um die Wahrheit zu sagen, konnte ich mir das nur schwer vorstellen. Im letzten schwerfälligen Monat ihrer Schwangerschaft befand sie sich in einem bedauernswerten Zustand. Ihre Beine waren so dick wie Kissen geworden, und ihre Gesichtszüge gingen in dem geschwollenen Fleisch fast unter. Es hatte früher Zeiten gegeben, da hätte sie mir einen Klaps verpasst, nur weil ich andeutete, wir könnten uns ein Kleid teilen. Jetzt musste ich mich immer sauber und adrett kleiden für den Fall, dass Gäste kamen, weil sie zumeist in einem verschmutzten Unterhemd nebst Schultertuch herumlag.
    «Und erwartet er jetzt, dass du mit ihm ausreitest?»
    «Himmel, das hoffe ich nicht, Mylady! Obwohl er auch dieses Damensattel-Dingsbums mit dem Pferd geschickt hat.»
    Sie nahm den kecken Dreispitz zur Hand, der zum Kostüm gehörte. Vielleicht hätte sie ihn sich aufgesetzt, doch dann bemerkte sie ihren traurigen Blick im Spiegel und ließ es bleiben.
    «Ich bin sicher, du kannst so tun, als habe mein Onkel die Reiterausbildung bei mir versäumt. Ansonsten frisst er dir ja wirklich aus der Hand.» Sie warf

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