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Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Titel: Das Schatzbuch der Köchin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martine Bailey
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sehen.»
    «Aber meine liebe Carinna …»
    «Ihr geht zu weit, Carlo. Ich bin eine verheiratete Frau. Gebt mir doch um des Anstands willen wenigstens noch ein paar Minuten Zeit.» Ich tat, als müsste ich schniefen, und wischte mir unsichtbare Tränen aus dem Gesicht. Das half endlich, denn mit einer gemurmelten Entschuldigung und unzähligen Verbeugungen zog er sich rückwärts bis zur Tür zurück und ließ mich allein. Fluchend schlüpfte ich aus dem Bett und spähte aus dem Fenster. Was sollte das für ein lästiges Geschenk sein, das zu groß war, um es ins Haus zu bringen? Vor der Villa stand die Kutsche des Conte: eine lächerliche Equipage, über und über mit Blattgold und Wappen verziert. Davor standen sechs wertvolle Pferde. Bei Gottes Reitern, ich sollte wohl lieber sagen, dass es sieben Pferde waren, denn neben den sechs Kutschpferden stand eine weiße Stute, die von einem Stalljungen am Zügel gehalten wurde.
    «Oh nein», stöhnte ich. Was zum Teufel sollte ich denn mit diesem Tier tun? Ich konnte nur so reiten, wie es die Landbevölkerung tat, also rittlings wie ein Mann und allenfalls auf einem braven Klepper. Von diesem ganzen Zeug mit Gerte und Damensattel hatte ich nicht die geringste Ahnung.
    Dann aber wurde meine Aufmerksamkeit von einem viel größeren Unheil beansprucht. Ein richtiger Aufruhr war vor meiner Tür entstanden, und zu meinem Entsetzen erkannte ich die Stimmen sofort – es waren Conte Carlo und meine Herrin. Mir wurde richtig übel vor Angst, und ich kroch zurück ins Bett. Kaum hatte ich die Decke bis zum Kinn hochgezogen, als der Conte auch schon wieder hereinstürmte. Hinter ihm stand die arme Carinna, die vor Entsetzen ganz bleich war.
    «Ist das das Flittchen, das Ihr beschützt?», fragte er und zeigte auf ihren runden Leib. «Das ist ja eine gemeinhin verbreitete Krankheit, will ich meinen. Hat sie sich die wohl bei einem Wüstling in London oder bei einem Schankwirt in Paris eingefangen?», fügte er gehässig hinzu.
    Ich musste meinen Sternen danken, weil Carinna so stumm wie ein riesiges Fass blieb, während er sie so beleidigte. Sie war leichenblass, das arme Ding. Der Schock hatte ihr ordentlich zugesetzt.
    «Bitte, Carlo», flehte ich. «Biddy …» Den Namen benutzte ich, obwohl ich mich dabei innerlich krümmte. «… ist unschuldig.»
    «Unschuldig! Ich habe dieses Flittchen dabei ertappt, wie es an Eurem Schlüsselloch lauschte. Carinna, Ihr seid die Unschuld in Person. Wisst Ihr denn nicht, dass die Diener die Geißel dieser Welt sind? Sie betteln, stehlen und lassen Euch ausbluten, wenn Ihr sie gewähren lasst. Schaut Euch die hier nur an! Ihre Schlechtigkeit steht ihr förmlich ins ordinäre Gesicht geschrieben.»
    Hinter ihm ließ Carinna mich nicht aus den Augen.
    «Lasst sie in Ruhe, Carlo.» Er zuckte schließlich mit den Schultern und schüttelte hochnäsig den Kopf. Aber sie war immer noch in Hörweite, als er zu mir eilte, meine Hand nahm und erklärte: «Carinna, Ihr seid einfach zu gut, mein Liebling. Zu gut. Euer Herz ist viel zu weich.»
    Dann rief der Conte über die Schulter: «Mädchen! Besorg uns englischen Tee!» Sie blickte mich von der Tür stumm an und zuckte verwirrt mit den Schultern. Diese Frau konnte nicht mal einen Kessel von einem Brenneisen unterscheiden.
    Es war Mr. Loveday, der schließlich zehn lange Minuten später mit einem Teetablett erschien, auf dem Milch, Zucker und Porzellantassen standen. Bei seinem Anblick ließ der Conte kurz meine Finger los, die er die ganze Zeit getätschelt hatte, und lobte Mr. Loveday über den grünen Klee.
    «Na, dieser junge Mann ist ja wohl zehnmal so viel wert wie das Mädel», meinte er und taxierte ihn, während mein Freund geübt Tee einschenkte. «Solltet Ihr irgendwann den Wunsch verspüren, ihn zu verkaufen, würde ich Euch einen guten Preis zahlen.»
    «Ich könnte mich niemals von ihm trennen.»
    «Carinna, Ihr seid einfach zu naiv. Ich vermute, seine dunkle Haut unterstreicht Eure eigene zarte Haut, mh? Man sagt doch immer, dass Lilien in der Hand eines Mohren noch schöner sind. Damit kenne ich mich aus.»
    «Er ist für mich mehr als nur Dekoration», protestierte ich und stürzte den Tee hastig hinunter, um den Conte schnell loszuwerden.
    «Ja, ja, ich verstehe schon. Sein Verstand ist fast genauso nützlich wie der eines weißen Mannes.» Ich konnte sehen, wie Mr. Loveday hinter dem Rücken des Conte die Augen verdrehte. Meine Nerven waren so angespannt, fast hätte ich

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