Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition)
das Telefon vergessen haben.
»Verdammt, das kann doch nicht wahr sein.« Tristan hätte heulen können. Enttäuscht stapfte er in das andere Zimmer zurück und knallte den Hörer auf die Gabel. Jetzt konnte er seinen Vater nicht einmal um Rat fragen.
Er zwang sich zur Ruhe, was durch die Schmerzen nicht eben erleichtert wurde. Das wichtigste Mal für den Heilzauber war bereits verschwunden, er fluchte noch einmal. Erschöpfung, Müdigkeit und Schmerzen flüsterten ihm ein, er solle sich hinsetzen, ausruhen, aber Tristan wusste, dass er dann unweigerlich einschlafen würde.
Was sollte er nur tun? Abwarten? Nein, er konnte sich nicht vorstellen, die Schmerzen noch lange zu ertragen, und wenn seine Freunde im Tunnel auf Widerstand stießen, würden sie ihn vielleicht brauchen. Er musste zurück.
Zuvor tippte er noch hastig eine Nachricht auf dem PC. In knappen Worten schilderte er die Situation und bat seinen Vater, sofort nach Nuareth zu kommen. Auf einem Klebezettel hinterließ er einen Hinweis auf die Nachricht.
Ehe er zurück in die Kammer stolperte, gab er seinem Durst nach und trank gierig aus dem Wasserhahn im Badezimmer. Sein Gesicht im Spiegel wirkte fremd auf ihn. Älter, ernster, vor allem aber ungepflegt und erschöpft. Er schaufelte sich noch ein paar Handvoll Wasser ins Gesicht und eilte dann in die Kammer zurück.
Diesmal brauchte er sich nicht zu stechen. Die Wunde von Lissanns Pfeil war aufgebrochen und blutete leicht. Er schmierte etwas auf das Amulett und wartete darauf, dass sich das Portal auftat.
Martin zuckte zusammen, als das Amulett in seiner Hand heftig zu vibrieren begann. Hastig legte er es auf den Boden und schon erhob sich der blaue Lichtzylinder und Tristan trat hindurch. Für einen Augenblick erschrak Martin beim Anblick des Jungen. Sein Gesicht war schmerzverzerrt und ein frischer Blutfleck war an seiner Schulter zu sehen. Doch Tristan entspannte sich schon nach einem kurzen Moment. Hinter ihm schloss sich die Pforte wieder.
»Wo ist dein Vater?«, fragte Martin.
»Er war nicht da«, erwiderte Tristan und berichtete ihm knapp.
»Darius will die Pforte der Nekromanten benutzen?«, unterbrach Martin ihn ungläubig. »Aber so wird er doch selbst einer.« Ein Blick in Tristans Augen genügte, um zu erkennen, dass dem Jungen dieser Gedanke noch nicht gekommen war.
»Meinst du?« Tristan schluckte.
»Mach dir keine Sorgen«, wiegelte Martin hastig ab, doch die Worte klangen hohl in seinen Ohren. »Er wird deine Nachricht erhalten und dann sicher durch das normale Portal kommen. Hier, nimm es.« Er hielt Tristan das Amulett hin.
Der Junge wehrte ab. »Nein, behalt du es. Ich möchte nicht, dass es noch einmal Macht über mich gewinnt. Es verleiht mir auch so genügend Kraft.«
Martin zuckte die Schultern. »Dann komm, wir müssen die anderen einholen.« Er hatte sich als Nachhut bewusst abseits von den anderen gehalten und war zurückgeblieben, damit niemand sah, wie Tristan durch das Portal kam. Nun schlossen sie mit langen Schritten wieder zu der Gruppe auf.
Während Tristans Abwesenheit hatten sie nicht viel geschafft und es dauerte noch einige Stunden, bis sie endlich den Ausgang erreichten.
Draußen war es später Abend, die Monde tauchten die Umgebung von einem sternenklaren Himmel in helles Licht. Noldan und die anderen Katzenfrauen hatten auf sie gewartet und boten ihnen etwas zu essen und Wasser aus ihrem Proviant an. Bis auf Martin und Tristan waren alle so erschöpft, dass sie sich nur wenige Meter vom Eingang entfernt niederließen und gierig das karge Mahl verspeisten. Nicht weit entfernt plätscherte ein Bach die Vulkanflanke herab, hier hatten viele Wolfsmenschen ihr Lager aufgeschlagen.
Noldan hockte sich zu Tristan und Martin. »Ich bin froh, Euch wohlbehalten wiederzusehen. Habt Ihr das Amulett zurückerlangt?«
Martin zeigte es ihm und der Vanamir nickte erleichtert. Er sah sich unter all jenen um, die aus dem Tunnel gekommen waren. »Wie ist es dem Runenmeister ergangen? Ich sehe ihn nicht.«
Martin schaute zu Tristan, aber der Junge blickte betreten zu Boden und so beantwortete Martin die Frage des Vanamirs.
»Eine ehrenhafte Tat«, sagte Noldan ruhig. »Und ein schwerer Verlust für die Nurasi.« Die Gruppe von maskierten Frauen saß beieinander. Einige weinten, ihr Schluchzen drang zu ihnen herüber. »Sie sind nun führerlos«, fuhr Noldan fort. »Ihre Sippe wird sich auflösen und einer anderen anschließen, eine weitere der wenigen Blutlinien der
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