Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition)
unbekannten Sprache. Und abrupt kehrte Ruhe ein.
Martin drehte sich auf den Rücken. Der Fuß des Felsenfressers schwebte vielleicht zwei Meter über ihm, die Kreatur rührte sich aber nicht, als sei sie tatsächlich zu Stein erstarrt. Hastig kroch Martin unter dem Fuß hervor und sprang auf. Auch der zweite Felsenfresser stand wie vom Donner gerührt vor Tristan. Der Junge selbst schaute überrascht in die entgegengesetzte Richtung. Martin drehte sich um und sah einige Nurasi und einen Mann auf dem Platz stehen. Der Mann hatte die Hände erhoben, während die Frauen einen Kreis um ihn bildeten.
Martin hätte am liebsten laut aufgelacht. Sie hatten es tatsächlich ... Im Augenwinkel erahnte er die Bewegung mehr, als dass er sie sah, und rannte los. Aufheulend setzte sich der eine Felsenfresser wieder in Bewegung, wandte sich nun aber dem Mann zu. Der sprach wieder das fremde Wort aus und die Kreatur erstarrte, dafür bewegte sich nun der zweite kurz, ehe er auf den Befehl des Mannes wieder zum Stehen kam.
»Geht!«, rief der Mann. »Lauft fort, sprengt den Tunnel, solange ich sie noch aufhalten kann.«
Eine der vermummten Katzenfrauen drehte sich zu ihm um. »Aber Meister Banian, Ihr könnt doch nicht ...«
»Widersprich nicht!«, donnerte der Runenmeister. »Geht in den Tunnel. Bereite einen Blitzzauber vor, Tristan. Ich komme nach. Beeilt euch! «
Widerwillig setzten sich die Frauen in Bewegung, Martin ließ sich hingegen nicht zweimal bitten, packte Tristan am Arm und zog ihn in den Tunnel. Zwanzig, dreißig Meter drangen sie vor, ehe sie anhielten. Draußen hörten sie zweimal die Felsenfresser aufheulen, jeweils gefolgt von dem Befehl Banians. Seine Stimme klang schon weniger fest als zuvor. Ob es an der Entfernung lag?
Die ersten Katzenfrauen eilten an Martin und Tristan vorbei, zuvorderst diejenigen in den zerlumpten Kleidern, die Martin aus der Pfeilhöhle kannte. Die anderen zögerten jedoch.
»Lauft weiter oder ihr werdet verschüttet«, befahl Tristan und die Kälte in seiner Stimme machte klar, dass er nicht zögern würde.
»Kommt, Meister«, rief eine der vermummten Frauen.
Noch einmal rief Banian den Befehl, dann hörten sie seine Schritte. Tristan tippte auf die Zaubermale und zeigte auf den Tunneleingang. »Weiter zurück«, befahl er den anderen.
Banian tauchte im Eingang auf, hinter ihm heulten die Felsenfresser und ihr Stampfen ließ den Tunnel erzittern. Der Runenmeister taumelte, schien am Ende seiner Kräfte. Eine der maskierten Nurasi sprang auf ihn zu. Da verdunkelte die Gestalt eines Felsenfressers den Tunnel. Ein Arm schoss herein, die Klaue griff blind um sich und ertastete den Runenmeister. Banian schrie gequält auf, als sich die Finger erbarmungslos um ihn schlossen.
Tristan feuerte in die Decke, doch der Arm zog sich zurück, noch ehe die ersten Felsbrocken von der Decke fielen und den Tunnel versperrten. Die Nurasi, die Banian hatte helfen wollen, entkam dem Steinschlag nur mit knapper Not.
»Wird sie das aufhalten?«, fragte Martin. Das Heulen der Felsenfresser war noch immer leise zu hören.
»Bring die Katzenfrau weg«, befahl Tristan nur, tippte erneut auf die Zaubermale und ein weiteres Segment des Tunnels brach unter seinem Blitzzauber zusammen. Er wiederholte das wieder und wieder, bis sie endlich zu der Höhle gelangten, wo die Oger Tristan und die Nurasi gefangen genommen hatten. Auch die Halle ließ er noch einstürzen, erst dann war er zufrieden.
Mit steinerner Miene trat Tristan zu Martin, seine Hände zitterten heftig, als er ihm das Amulett hinhielt. »Nimm es«, flüsterte er. Martin zögerte. »Bitte«, fügte Tristan mit flehendem Blick hinzu und Martin nahm es an sich.
Kaum hatte er das Amulett losgelassen, wankte Tristan gegen die Tunnelwand und sackte laut aufschluchzend in sich zusammen.
17
Tristan brachte seine aufgewühlten Emotionen nur allmählich wieder unter Kontrolle. Noch immer sah er vor seinem inneren Auge, wie sich die Finger des Felsenfressers um den Leib des Runenmeisters schlossen, und er malte sich aus, welche Schmerzen Banian erlitten haben musste. Die unnatürliche Kaltblütigkeit, mit der Tristan all das mit angesehen hatte, ekelte ihn nun an. Was das Amulett aus ihm machte, war beängstigend und Tristan wollte es am liebsten nie wieder berühren.
Das Heulen der Felsenfresser war nicht mehr zu hören, dafür aber das Schluchzen der Katzenfrauen. Selbst die sonst so unnahbare Lissann ließ ihren Tränen freien Lauf. Darunter
Weitere Kostenlose Bücher