Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition)
auf.
Tristan gesellte sich zu Martin an eines der kleinen Feuer. »Das Amulett hat nicht vibriert?«, fragte er enttäuscht.
Martin schüttelte den Kopf. »Ist vielleicht auch besser so. Wenn sich das Portal öffnet, könnten die Nekromanten uns auf die Schliche kommen.«
»Kann ich mit dir reden?« Tristan sah auf. Es war Shurma, doch sie hatte nicht ihn, sondern Martin gemeint.
»Natürlich, setz dich.« Martin klopfte neben sich auf das Gras.
Shurma sah kurz zu Tristan und Katmar, die mit am Feuer saßen. »Allein«, sagte sie.
»Oh«, machte Martin und sein Lächeln erlosch. »Nun gut.« Er erhob sich und ging ein paar Schritte mit ihr in die Dunkelheit.
Katmar seufzte vernehmlich. »Das gibt Tränen«, murmelte er.
»Warum?«, fragte Tristan verwundert, doch Katmar winkte ab und schwieg. Er sollte recht behalten. Nach einer Weile eilte Shurma schluchzend an ihnen vorbei, kurz danach stapfte Martin heran. Er ließ sich am Feuer nieder und blickte mit derart finsterer Miene in die Flammen, dass Tristan nicht wagte, ihn anzusprechen.
Tags darauf erreichten sie den Fluss, überquerten ihn an einer Furt und kamen der dort verlaufenden Straße folgend nach Lontona. Die kleine Stadt, in der sie damals nach dem Ausbruch aus der Unterwelt gerastet hatten, war unversehrt, doch anders als bei ihrem letzten Besuch standen diesmal gleich Dutzende von Wachen auf den Wehrmauern. Martin hatte die Wolfsmenschen wohlweislich in den Wald geschickt. Sie sollten einige Meilen nördlich der Stadt wieder zu ihnen stoßen. Noldan und Lissann, die bei den Bewohnern nur unnötige Aufmerksamkeit erregt hätten, waren bei ihnen.
Die Übrigen hielten sich nicht lang in Lontona auf, kauften nur neuen Proviant und tauschten die erschöpften Nobos gegen frische Tiere ein.
Der kurze Aufenthalt genügte, um Tristan einen Einblick in die Verfassung der Bewohner zu gewähren. Sie wurden misstrauisch beäugt, Alte und Kinder sah man allenfalls durch ein Fenster hinausschauen, überall bewaffnete Soldaten. Die allgegenwärtige Furcht war nahezu greifbar. Auf dem Marktplatz standen Zelte, in denen man die Flüchtlinge aus Kreuzstadt untergebracht hatte. Shurma eilte von Zelt zu Zelt, um sich nach Bekannten und vor allem nach Velus, dem Wirt des Ogertrogs , zu erkundigen.
»So wenige«, sagte Martin betrübt, als er die Notunterkünfte sah. »Ich hätte gehofft, es wären mehr entkommen.«
»Vielleicht sind sie schon weitergezogen«, mutmaßte Tiana.
»Weiter?« Martin schüttelte resigniert den Kopf. »Wohin denn? Hier im Süden gibt es weit und breit keine befestigte Siedlung, im Osten und Westen warten die Nekromanten. Was glaubst du, warum die Alten und Kinder noch hier sind? Sie können nirgendwohin fliehen.«
»Für die paar Soldaten hier würde schon eine Meute Wolfsmenschen reichen«, fügte Katmar düster hinzu. »Und das Stadttor schlägt ein Oger mit zwei drei Hieben ein.«
Tristan schluckte und betrachtete die Soldaten mit anderen Augen. Viele bemühten sich zwar um einen grimmigen, entschlossenen Gesichtsausdruck, doch wenn man genauer hinsah, erkannte man bei einigen die Angst und die Sorge. Es waren tapfere Männer und Frauen, die entschlossen waren, ihre Familien und ihr Hab und Gut zu verteidigen, gleichwohl sie wussten, dass es ihnen nicht gelingen würde, wenn die Nekromanten eine Armee sandten.
Shurma kam mit hängenden Schultern von den Zelten zurück. »Ich habe nichts erfahren«, erzählte sie betrübt. »Keiner weiß Genaues darüber, was in Kreuzstadt geschehen ist. Die Flüchtlinge sind alle schon einige Tage hier, es wurde noch gekämpft, als sie flohen. Seither ist niemand mehr aus Kreuzstadt angekommen.« Ihre Stimme zitterte, sie rang um ihre Beherrschung.
Martin seufzte nur und wandte sich zum Tor. Es war Vinjala die Shurma tröstend einen Arm um die Schulter legte. Kaum eine Stunde nach ihrer Ankunft verließen sie Lontona wieder. Voll düsterer Vorahnung zogen sie weiter gen Norden.
Dank Noldans Del-Sari wussten sie genau, was vor ihnen lag. Dazu ritt Lissann im Schutz des Waldes voraus und hielt nach versteckten Feinden Ausschau, aber sie trafen auf niemanden und erreichten den See unbehelligt.
Schon vom Südufer aus konnten sie sehen, was sie in Kreuzstadt erwarten würde. Die einst blühende Stadt war eine riesige Ruine, die Stadtmauer an vielen Stellen eingestürzt. Dünne Rauchsäulen stiegen dort auf, wo noch kleine Feuer schwelten. Viel zu verbrennen gab es allerdings nicht mehr.
Bei der
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