Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition)
unverwandt an.
Norwur trat vor und hockte sich hin. »Mein Hochlord, dies ist der Paladin Tristan, Sohn des Darius.« Er sprach den Vanamir mit den besonderen Hosen an und deutete dabei auf Tristan. »Er stürzte mit einem Drachen nahe unserer Grenzen ab, wie ich bereits meinen Del-Sari mitteilen ließ.«
Schweigen. Tristan wusste nicht recht, wie er sich verhalten sollte, und verneigte sich steif, da ihm nichts Besseres einfiel.
»Willkommen in der Stadt des Südvolkes«, begrüßte ihn der Hochlord endlich. »Entschuldigt, dass wir Euch warten ließen, aber ganz Nasgareth ist in Aufruhr und wir schicken und empfangen ständig Nachrichten durch die Del-Sari. Wir sind etwas überrascht zu sehen, dass Ihr das Amulett bei Euch tragt. Warum ist dem so?«
»Es war die Entscheidung meines Vaters, des Anführers der Paladine. Das Amulett war im Krater des Vulkans versteckt, und da ein Ausbruch bevorzustehen scheint, mussten wir es fortbringen.«
»Und wo ist Euer Vater jetzt?«, hakte einer der anderen Vanamiri nach.
Tristan erzählte die Geschichte in stark gekürzter Form. »Ich sollte mit dem Amulett zu Meister Johann nach Nephara fliegen und es ihm aushändigen«, schloss er. »Doch ich sah die Stadt brennen, ehe mein Drache abstürzte. Habt Ihr Neuigkeiten aus Nephara?«
»Viel wissen wir nicht«, antwortete der Hochlord. »Der Fürst der Menschen ist geflohen. Euer Meister stellte sich dem Kampf mit den Untoten, aber zuvor schickte er Lord Noldan fort. Er ist auf dem Weg hierher und kann uns dann sicher mehr berichten. Unsere Del-Sari haben nur gemeldet, dass die Stadt mittlerweile gefallen ist, aber um das Haus der Paladine wird noch immer gekämpft.«
»Könnt Ihr ihnen denn nicht helfen?«, bat Tristan.
Der Hochlord schüttelte auf die ruckartige Weise seines Volkes den Kopf. »Nein. Die große Schlacht, die Euer Meister führen wollte, hat viele unserer Krieger das Leben gekostet. Es sind kaum mehr genug da, um unsere Stadt zu bewachen, geschweige denn sie zu verteidigen. Wir können niemanden entbehren.«
Selrons Tonfall war neutral, dennoch glaubte Tristan, einen Vorwurf herauszuhören. Daher wählte er seine nächsten Worte mit Bedacht. »Ich bedaure das und erbitte Euren Rat. Wenn Meister Johann fällt, weiß ich nicht, wohin ich mich wenden soll, und offenbar können die Nekromanten das Amulett aufspüren. Trotz meiner Kräfte bin ich ihren Giftpfeilen nicht gewachsen.«
Kurzes Schweigen. Dann wandte sich einer der Vanamiri dem Hochlord zu und flüsterte etwas so leise, dass Tristan es nicht verstehen konnte. Sie alle wirkten auf ihn abweisend, so als wollten sie ihn einfach nur schnell wieder loswerden.
»Gleichwohl das Amulett die Nekromanten herführen könnte, dürft Ihr vorerst bleiben«, sagte der Hochlord schließlich nach einer quälend langen Pause. »Wir hoffen, dass die Aura unserer Stadt ihnen die Suche erschweren wird. Wir werden uns mit den anderen Hochlords beraten und wollen auch hören, was Lord Noldan dazu zu sagen hat. Er sollte bald hier eintreffen.
Norwur, führe den Paladin ins Gästehaus und sei ihm zu Diensten, wir werden euch zu gegebener Zeit rufen.«
»Wie Ihr wünscht, Hochlord.« Norwur erhob sich.
»Ich danke Euch«, sagte Tristan erleichtert und verneigte sich nochmals, ehe er Norwur die Wendeltreppe hinab folgte.
Das Gästehaus war eine Überraschung. Tristan hatte eine Behausung oben in einem der Bäume erwartet, stattdessen führte Norwur ihn zu einer kleinen Holzhütte am Boden, die im Schatten eines der großen Bäume stand. Die Außenwände waren von rankenden Pflanzen überwuchert, drinnen gab es nur einen großen Raum mit Strohlager, Tisch und zwei Stühlen, der durch die vielen Fenster halbwegs hell war.
»Habt ihr öfter Menschen zu Gast?«, fragte Tristan.
»Nicht mehr. Als damals die ersten Paladine kamen, haben wir die Häuser für sie errichtet. Zu jener Zeit gab es sogar mehrere in jeder unserer Städte. Die meisten haben wir mittlerweile verfallen lassen, doch eins steht noch in den meisten Vanamiri-Städten, denn hin und wieder sind doch Paladine bei uns, so wie Ihr nun.«
Tristan setzte sich auf einen der Stühle und streckte die Beine aus. Norwur blieb neben der Tür stehen und beobachtete ihn. Nein, bemerke Tristan, als er genauer hinsah, der Vanamir starrte das Amulett an. Tristan nahm es ab und hielt es Norwur hin. »Wollt Ihr es Euch ansehen?«
Norwur trat einen Schritt vor, machte aber keine Anstalten, das Amulett in die Hand zu
Weitere Kostenlose Bücher