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Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition)

Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition)

Titel: Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Benne
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Alles ist größer, schöner, friedlicher.«
    Tristan konnte sich das kaum vorstellen. Das hier war ihm schon groß und schön genug. Aber diese Ruhe kam ihm für eine Stadt doch seltsam vor. »Es ist so still. Wie viele Vanamiri leben denn hier?«
    Norwur sah kurz zu Boden. »Seit viele zur großen Schlacht gerufen wurden, nur mehr zweihundert. Wir hoffen immer noch, dass wenigstens einige von dort zurückkehren werden. Einstweilen müssen sogar schon die Alten beim Wachdienst helfen, so wie ich.«
    Tristan sah ihn überrascht an. Alt sah Norwur gar nicht aus, zumindest in Tristans Augen. Ob die weißen Federn ein Anzeichen des Alters waren, so wie graue Haare bei Menschen?
    »Ich war nie in einer Stadt der Menschen«, fuhr Norwur fort. »Aber nach allem, was ich gehört habe, geht es dort sehr laut und eng zu. So etwas gibt es bei uns nicht. Wir sind Geschöpfe der Ruhe, nur wenige von uns können es überhaupt ertragen, in euren Städten zu wandeln.«
    Tristan musste unwillkürlich an den Vanamir denken, den er im Haus der Paladine getroffen und mit dem er Seite an Seite in Nephara gekämpft hatte. »Kennt Ihr Lord Noldan?«, fragte er.
    »Oh ja«, nickte Norwur. »Er ist einer von jenen, denen eure Städte sogar gefallen. Er stammt vom Südvolk und ist nun schon seit vielen Jahren der Abgesandte unseres Volkes im Haus der Paladine. Ich habe ihn lange nicht mehr gesehen. Wurdet Ihr ihm dort vorgestellt?«
    Tristan nickte. »Habt Ihr etwas von ihm gehört? Kurz vor dem Absturz habe ich Nephara vom Rücken des Drachen aus brennen sehen, weiß aber nicht, was dort passiert ist. Eigentlich sollte der Drache mich dorthin bringen.«
    Norwur legte den Kopf schief. »Ich war den ganzen Tag auf dem Wachturm, ich weiß nicht, welche Nachrichten hier derweil eingetroffen sind. Ihr solltet die Frage bei Hochlord Selron vorbringen. Lord Noldan ist sein Sohn, er wird sicher von ihm gehört haben.«
    Nun konnte Tristan es kaum noch erwarten, endlich zum Hochlord gerufen zu werden. Wenn sie Nachricht von Noldan hatten, dann doch sicher auch von Meister Johann. Gleichzeitig machte sich aber ein mulmiges Gefühl in Tristans Magengegend breit. Was, wenn Johann tot war? Was sollte er dann tun?
    Endlich kam ein Vanamir vom Baum gesprungen und zugleich wurde eine Leiter herabgelassen. »Hochlord Selron erwartet Euch.«

    Die Leiter reichte nicht weit nach oben. Kaum das Norwur und Tristan den untersten Rand des Blätterdachs erreicht hatten, endete sie unter einer offen stehenden Luke. Sie gelangten auf ein schmales Plateau, von wo sich eine Wendeltreppe eng an den Stamm geschmiegt nach oben wand. Die Treppe führte nicht gleichmäßig aufwärts, zwischenzeitlich verlief sie eben, um einem Ast auszuweichen, dahinter stieg sie dann umso steiler an. Immer wieder kamen sie auf Plattformen, deren Größe Tristan beeindruckte. Der Boden bestand aus dünnen Holzplatten, die aus toten Bäumen geschnitten worden waren, wie Norwur erklärte. Tristan sah auf den Plattformen einige der nestähnlichen Strohlager und hier und da hockten auch einige Vanamiri beisammen. Norwur führte ihn aber immer weiter nach oben und Tristan war sicher, dass er ohne seine Paladinenkräfte schon ziemlich außer Atem gewesen wäre, als sie eine vergleichsweise kleine Plattform erreichten. Sie sah aus wie die anderen zuvor, doch auf engem Raum waren hier gleich zehn Vanamiri beisammen. Sie alle trugen Hosen, die bei den Vanamiri wohl so eine Art Statussymbol waren, überlegte Tristan, und einer von ihnen hatte eine besonders geschnittene mit farbigen Bändern an den Seitennähten. Das musste Hochlord Selron sein, folgerte Tristan.
    Auf der Plattform herrschte wildes Geflatter. Zig Del-Sari flogen umher – oder kamen und gingen sie? Tristan vermochte es nicht zu sagen. Norwur und er beobachteten das Treiben eine Weile, ohne dass jemand von ihnen Notiz nahm. Immer wieder hüpfte einer der kleinen Vögel einem der Vanamiri auf die Schulter, der ihm dann offenbar zuhörte. Manchmal lehnte der Empfänger der Nachricht sich dann zum Hochlord hinüber und sprach mit ihm, ehe er sich wieder dem Del-Sari zuwandte, um stumm mit dem Vogel zu kommunizieren. Danach – ja, jetzt sah Tristan es – flog der Del-Sari fort.
    Plötzlich stoben wie auf ein stummes Kommando alle Del-Sari davon, Ruhe kehrte ein und erst jetzt schienen die Vanamiri Tristan und Norwur überhaupt wahrzunehmen. Vier standen auf und gingen wortlos zur Treppe, die anderen blieben und sahen Tristan und Norwur

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