Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition)
dieser hatte keine weißen Federn im Gesicht.
Der Vanamir seinerseits starrte auf das Amulett auf dem Boden, in dem gerade der Lichtzylinder wieder verschwand. »Ihr habt es benutzt«, stellte er leise fest.
Tristan runzelte die Stirn und hob das Amulett auf. »Ja, ich habe meinem Vater eine Nachricht zukommen lassen.«
Der Vanamir taxierte ihn. »Das war nicht besonders klug, Paladin. Die Aura unseres Waldes mag vielleicht das Amulett überdecken, aber wenn Ihr ein Portal öffnet, gleicht dies im Umkreis von ein paar Meilen einem Fanal für jeden, der für derlei Schwingungen empfänglich ist. Doch nun kommt, Hochlord Selron und Lord Noldan erwarten Euch.«
Lord Noldans Anblick ließ nichts Gutes erahnen. Normalerweise hätte Tristan ihn wohl nicht von den anderen Vanamiri unterscheiden können, denen er in der Krone des Lebensbaumes gegenüberstand. Doch Noldans Arme waren hier und da kahl, als habe man ihm die Federn ausgerupft, eines seiner Augen sah entzündet aus und in seinem Schnabel klaffte ein Spalt, der ihm das Sprechen erschwerte, während er den Versammelten Bericht erstattete.
Als Noldan seinen Bericht beendete, nickte er Tristan kurz zu und deutete auf das Amulett. »Das ist unsere letzte Waffe. Mit dem Amulett um den Hals ist Tristan fast unbesiegbar, aber das würde wohl genauso für diesen Nekromanten Mardra gelten, wenn er es trüge. Auf keinen Fall dürfen wir Tristan fortschicken und damit riskieren, dass er den Nekromanten in die Hände fällt.«
»Starke Worte, mein Sohn, aber du kennst offenbar eine Waffe der Nekromanten noch nicht«. Hochlord Selron machte eine auffordernde Geste zu Tristan hin. »Erzählt ihm von den Pfeilen.«
Tristan berichtete knapp von dem, was Darius ihm erzählt hatte und wie sogar Smurk wegen der Pfeile abgestürzt war.
Lord Noldan blickte ihn eine Weile an, als würde er überlegen. Schließlich fuhr er ruckartig zu Hochlord Selron herum. »So gelten meine Worte doch erst recht, Vater. Wenn wir ihn wegschicken, ist er für die Nekromanten eine leichte Beute. Es wäre nur eine Frage der Zeit, bis sie ihn überwältigen. Es ist in unserem Interesse, wenn wir ihm helfen, und sei es nur, indem wir ihn hier verstecken, bis sein Vater zurückkehrt. Wenn Mardra das Amulett in die Hände bekommt, kann ihn nichts und niemand mehr aufhalten, fürchte ich.«
»Mir wurde zugetragen, dass Ihr das Portal hier in unserer Stadt geöffnet habt?«, wandte Selron sich an Tristan, ohne auf die Worte seines Sohnes einzugehen.
Tristan nickte zögernd. Mehr und mehr wurde ihm klar, dass das ein verhängnisvoller Fehler gewesen sein könnte. »Ich wollte meinem ...«
Selron hob die Hand und gebot ihm zu schweigen. »Damit ist unsere Stadt nicht länger ein sicheres Versteck und mit den wenigen Kriegern, die uns geblieben sind, können wir sie nicht verteidigen. Ihr werdet uns bei Morgengrauen verlassen, Tristan. Und du, mein Sohn, wirst ihn begleiten und dafür sorgen, dass die Nekromanten ihn nicht finden.«
Noldan öffnete den Schnabel um etwas zu sagen, doch der Hochlord setzte hinzu: »Meine Entscheidung steht fest. Geht und bereitet eure Abreise vor.«
Lord Noldan begleitete Tristan schweigend zum Gästehaus. Erst als sie dort ankamen, sagte Tristan kleinlaut: »Es war wohl nicht klug, das Portal zu öffnen.«
»Ihr wusstet es nicht besser und es lässt sich ohnehin nicht mehr ändern. Außerdem denke ich, dass die Nekromanten früher oder später ohnehin hier nach Euch gesucht hätten.« Noldan stöhnte leicht und betastete seinen verletzten Schnabel.
»Eure Verletzungen sehen schlimm aus. Kann ich helfen?«
Der Vanamir nickte und hockte sich in der Mitte des Hauses hin. Tristan wählte die Male für einen Knochenheilzauber, an den er sich aus dem Unterricht bei Keldra erinnerte, und wandte ihn auf Noldans Schnabel an. Der Spalt schloss sich beinahe augenblicklich. Ein allgemeiner Heilzauber ließ das Auge abschwellen.
»Ich danke Euch, Tristan.« Noldan klappte den Schnabel einmal weit auf und zu. »Es geht mir nun viel besser.«
»Wie steht es um das Haus der Paladine? Lebt Johann noch?«, fragte Tristan besorgt, da er diesen Teil von Noldans Bericht nicht mitangehört hatte.
»Ich weiß es nicht. Wir kämpften gemeinsam in der Stadt. Als wir vor den Angreifern immer weiter zurückweichen mussten, befahl Meister Johann mir, die letzte Gelegenheit zur Flucht zu nutzen, ehe sie uns bis auf die Straße hinauf zum Haus der Paladine gedrängt und damit von jedem
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