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Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition)

Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition)

Titel: Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Benne
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gar nicht gespürt hatte, brannten und pochten nun schmerzhaft. Schlagartig fühlte er sich unglaublich müde und erschöpft und musste sich zusammenreißen, um der Versuchung zu widerstehen, sich hinzusetzen und ein wenig auszuruhen.
    Mühsam tastete er sich in der finsteren Abstellkammer bis zum Türrahmen und trat in den Flur. Das ganze Büro war dunkel, durch die Fenster in den einzelnen Räumen fiel schwaches Licht von der Straßenbeleuchtung. Darius war offensichtlich nicht hier, aber damit hatte Tristan gerechnet. Er stolperte in das Zimmer seines Vaters und schaltete das Licht ein. Auf dem Schreibtisch fand er, was er gesucht hatte, nahm den Block mit den Klebezetteln und kritzelte hastig darauf:

Smurk tot, Nephara gefallen, bin bei Vanamiri, beeil dich!

    Er wiederholte das mit mehreren Zetteln und klebte sie an jede Tür. Kurz erwog er sogar, einen an die gläserne Eingangstür zu heften, aber das war ihm dann doch zu heikel, da ja auch Mitarbeiter anderer Firmen draußen über den Flur gingen und die Nachricht sehen konnten.
    Erschöpft trat Tristan wieder in das Zimmer seines Vaters, als er fertig war. Der lederne Chefsessel sah einladend bequem aus, nur ein paar Minuten ausruhen – nein! Die Zeit in Nuareth raste dahin, während er hier herumstand. Wenn er sich setzte und einschlief und währenddessen die Nekromanten die Vanamiri angriffen ...
    Was blieb noch zu tun? Wenn Darius aus dem Krankenhaus zurückkam, würde er die Zettel sehen und sofort durch das Portal gehen. Aber was, wenn er vom Krankenhaus nicht in Büro ging? Was, wenn er am Krankenbett warten wollte, bis Svenja zu sich kam? Er ahnte ja nichts von Tristans Schwierigkeiten. Tristans Blick fiel auf das Telefon. 21 Uhr 52 zeigte das Display. Entschlossen griff Tristan zum Hörer und rief zuhause an, vielleicht konnte er seine Mutter erreichen. Es klingelte fünfmal, dann meldete sich der Anrufbeantworter. Vermutlich war sie auch im Krankenhaus. Tristan legte auf und wähle ihre Handy-Nummer.
    »Der gewünschte Gesprächspartner ist zurzeit nicht erreichbar.«
    Mist. Seine Mutter hatte keine Mailbox eingerichtet, weil sie das Handy kaum benutzte. Wahrscheinlich lag es auch jetzt ausgeschaltet im Handschuhfach des Autos. Was nun? Das Krankenhaus anrufen? 21 Uhr 54, keine Zeit, erst eine Nummer zu suchen und sich dann durchzufragen, der Anrufbeantworter zuhause musste reichen.
    Also rief er wieder an, wartete mit den Fingerspitzen auf die Tischplatte trommelnd die Ansage ab und sprach dann hastig seine Nachricht auf. Seufzend legte er auf. Wer wusste schon, wann sie das abhören würden? Aber nun war es höchste Zeit zurückzukehren.
    Auf dem Weg zur Abstellkammer kam Tristan am Umkleideraum vorbei und entschied nach einem hastigen Blick auf seine zerschlissene, dreckstarrende Kleidung, dass er die paar Sekunden erübrigen konnte, sich frische Kleider zu nehmen. Die schmutzigen Sachen ließ er achtlos auf dem Boden liegen und eilte zur Abstellkammer, wo er das Licht anmachte und auf seinem Finger herumdrückte, bis die kleine Wunde wieder aufbrach und er noch einmal Blut auf das Amulett schmieren konnte. Seine Arme kribbelten, und als Tristan sie sich genauer ansah, konnte er beobachten, wie gerade eines der Male verblasste. »Meine Güte geht das schnell«, murmelte er, dann tat sich auch schon das Portal auf.
    Für einen Moment verspürte Tristan den Drang, einfach hierzubleiben, all die Probleme hinter sich zu lassen und lieber ins Krankenhaus zu seiner Familie zu gehen. Aber das würde ihm sein Vater wohl nie verzeihen – und Tristan sich selbst auch nicht. Also trat er durch den Lichtzylinder, hinter dem er das Innere des Gästehauses sehen konnte ...

    ... und augenblicklich waren Müdigkeit und Schmerzen wie weggeblasen, es war beinahe berauschend. Sein Arm brannte kurz, und Tristan konnte zusehen, wie das verblasste Mal wieder erschien. Er atmete auf. Eine Nachricht hinterlassen zu haben beruhigte ihn irgendwie, er hatte das Gefühl, sein Möglichstes getan zu haben. Nun galt es abzuwarten, wie die Vanamiri entscheiden würden.
    Wie aufs Stichwort kam ein Vanamir herein, allerdings nicht mit den ruhigen, fließenden Bewegungen, die ihnen sonst zu eigen waren. Er sprang förmlich in den Raum. Tristan blickte ihn irritiert an, dieser Auftritt passte nicht zu der höflichen Zurückhaltung, die die Vanamiri sonst an den Tag legten. Er erkannte den Vanamir nicht, was nicht viel zu sagen hatte, aber jedenfalls war es nicht Norwur, denn

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