Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition)
allein entscheiden, ob ...« Ihre Stimme brach und sie schluchzte.
Er versuchte, sie zu beruhigen. »Ich glaube, ich kann es schaffen, bring mich nur schnell zu ihr, die Male verblassen bald.«
»Und Tristan?«, fragte sie ängstlich, während sie eilig weiter gingen.
»Er kommt bald nach, es geht ihm gut.« Das hoffte er zumindest. Darius war froh, dass sie nicht weiter nachhakte, sie glaubte wohl, er sei zuhause oder noch im Büro.
Auf der Station begegneten sie dem Oberarzt, Dr. Franke, der offenbar glaubte, Darius unbedingt über den Zustand von Svenja aufklären zu müssen – dabei wollte Darius nur so schnell wie möglich mit ihr allein sein. Da der Arzt keine Anstalten machte sich kurz zu fassen, begann Darius schließlich so unauffällig wie möglich unter den Ärmeln seines Hemdes die Heilzauber zu wählen. Beim ersten Mal übertrieb er, überschätzte seine verbliebenen Kräfte und strauchelte beinahe. Kurz wurde ihm schwarz vor Augen und er musste sich ans Bett klammern. Der Arzt bemerkte es zwar, dachte aber wohl, Darius sei nur so erschüttert wegen des hoffnungslosen Zustandes seiner Tochter. Zum Glück verschwand der Doktor kurz danach.
Als sie endlich allein waren, fuhr Darius mit den Heilzaubern fort, verwendete die Male, die noch nicht verblasst waren, und brachte sich an die Grenze der Belastbarkeit.
Schließlich sank er erschöpft auf das Zustellbett. »Es wird klappen«, versicherte er Katharina. »Glaub mir, morgen früh geht es ihr besser. Aber jetzt muss ich schlafen, und du solltest nach Hause gehen und dich ausruhen.« Sie hatte die ganze Zeit fast jede Nacht im Zimmer ihrer Tochter verbracht, hatte zuhause nur das Nötigste erledigt. Dementsprechend schwach war ihr Widerstand gegen seinen Vorschlag, nun, da sie einmal nach Hause gehen konnte, und wusste, dass Svenja dennoch nicht allein war. Nachdem sie das Zimmer verlassen hatte, war Darius eingeschlafen.
Nun lächelte Darius Svenja noch einmal aufmunternd zu. »Ich rufe mal die Schwester«, erklärte er, während er um das Bett herum zum Ruftaster ging. War vorher noch Zeit für einen Heilzauber, überlegte er. Er schob die Ärmel hoch und bemerkte erst jetzt, dass alle Male verschwunden waren. Seltsam fremd sahen seine Arme für ihn aus, so gänzlich nackt. Ihm wurde bewusst, dass er nun wieder ein ganz normaler Mensch war, schutzlos, schwach und erschöpft. Doch Svenjas Anblick wischte alle negativen Emotionen fort. Er brauchte die Male für den Moment nicht mehr.
Die Schwester kam wenig später herein. Ihr Gesichtsausdruck war mürrisch, aber als sie einen Blick auf Darius geworfen hatte, huschten ihre Augen vor Unglauben geweitet zu Svenja und sie eilte zum Bett. »Meine Güte«, hauchte sie, die Hand vor Überraschung vor den Mund haltend. »Ein Wunder.« So blieb sie sekundenlang stehen und starrte Svenja nur an.
»Sollten wir nicht Dr. Franke rufen?«, fragte Darius.
Die Schwester sah auf die Uhr. »Er hat zwar Hintergrund-Dienst, aber es ist halb drei in der Nacht.« Dann lächelte sie. »Trotzdem denke ich, dass er die frohe Nachricht hören will.« Sie ging Richtung Tür.
»Darf Svenja etwas trinken?«, fragte Darius ihr hinterher.
Die Schwester nickte. »Aber nur ein paar Schlucke.«
Darius goss ihr ein wenig Wasser in einen Becher und stellte den Kopfteil ihres Bettes aufrechter. Behutsam setzte er ihr das Gefäß an die Lippen und ließ sie vorsichtig trinken. Svenja musste dafür den Kopf anheben und ließ ihn schon nach einem Schluck schwer wieder ins Kissen fallen. Sie schüttelte leicht den Kopf und Darius stellte den Becher zur Seite.
Er strich ihr über das Haar. »Du wirst bald wieder zu Kräften kommen«, versicherte er. »Jetzt rufe ich erstmal Mama an, okay?« Darius ging um das Bett herum und griff zum Hörer des Wandtelefons. Einen Moment starrte er ratlos auf die Tastatur und versuchte sich die Nummer ins Gedächtnis zu rufen. Wie weit weg war all das für ihn gewesen, es kam ihm vor, als habe er seit Jahren nicht mehr telefoniert. Zögernd tippte er auf die Tasten, vergaß aber die 0 für einen Außenanruf vorzuwählen und musste noch einmal von vorn beginnen. Es klingelte fünfmal und der Anrufbeantworter sprang an, doch dann wurde die Ansage abgebrochen und Katharina meldete sich. »Hallo?«
»Ich bin‘s. Svenja ist aufgewacht«, sagte er nur.
Er hörte sie laut einatmen, es entstand eine längere Pause. »Du hast es geschafft.« Es klang ungläubig, so als hätte sie es nicht wirklich zu
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