Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition)
gegen den Nekromanten gekämpft und ihn getötet«, antwortete Lissann und deutete dann auf Tristan. »Er hatte das Amulett bei sich, nach dem Meister Banian verlangt.«
Die beiden Neuankömmlinge tauschten einen kurzen Blick. Die Kleinere trat vor und kniete sich neben Norwurs Bahre. Sie winkte Lissann, die Fackel näher zu halten, und besah sich die Verletzungen des Vanamirs genauer. »Er braucht schnell Hilfe, worauf wartet ihr hier?«, fragte sie.
»Der Paladin ist erschöpft, ich habe ihn angeschossen«, erklärte Lissann.
»Dann lass uns den Vanamir schon in die Stadt bringen, unsere Katzen sind ausgeruht«, schlug die Kleinere vor. »Ihr könnt uns begleiten«, fügte sie an Noldan gewandt hinzu und deutete auf den Sattel von einer der Katzen.
Noldan nahm das Angebot dankbar an und die Nurasi gingen sofort daran, das Geschirr von Parwalis Sattel zu lösen und an dem von einer der anderen Katzen zu befestigen. Lissann entzündete eine weitere Fackel und reichte sie Noldan, der umständlich in den Sattel der Katze stieg, wo er sich sichtlich unwohl fühlte.
»Zögere nicht zu lange, Schwester«, mahnte die Größere der beiden Nurasi zum Abschied. »Meister Banian wartet schon ungeduldig auf deine Rückkehr.« Sie trieb die Katzen mit einem kleinen Klaps an und die Tiere trabten los, während die beiden Katzenfrauen nebenher liefen.
»Ihr habt es gehört«, wandte Lissann sich an Tristan, als die Dunkelheit die anderen verschlungen hatte und nur noch die Fackel als kleiner Lichtpunkt zu sehen war. »Habt Ihr Euch erholt? Je eher wir die Stadt erreichen, desto schneller bekommt Ihr Eure Kräfte zurück.«
Tristan hätte am liebsten den Rest der Nacht geschlafen, dennoch nickte er und stand schwerfällig auf. »Nutzen die Nekromanten dasselbe Gift?«, fragte Tristan, während sie langsam auf die Stadt zu trotteten.
»Ich weiß es nicht«, gestand Lissann. »Wohl etwas Ähnliches, nach dem was ich gehört habe. Mein Meister kann Euch mehr darüber sagen.«
Tristan blickte mit gemischten Gefühlen auf die näher kommenden Lichter der Stadt. Was erwartete ihn dort? Freund oder Feind? Er musste jedenfalls unbedingt das Amulett zurück erlangen, damit sein Vater endlich herkommen konnte. Oder war es vielleicht hier in Sicherheit? Konnten die Adepten es nun nicht mehr aufspüren? »Was bewirkt Euer Runentuch genau?«, fragte er.
»Es dämpft die Aura des Amuletts. Für Euch ist es deshalb so, als wäre das Amulett viele hundert Meilen entfernt und nicht zum Greifen nahe. Außerdem lässt sich das Portal nicht mehr öffnen.«
»Und kann man es auch nicht mehr aufspüren, wenn es in dem Tuch ist?«
»Nur noch sehr ungenau.«
»Also sind wir vor den Nekromanten sicher?«
Sie schüttelte den Kopf. »Sie können sich denken, woran es liegt, dass das Amulett nur noch schwer aufzuspüren ist. Nach dem Kampf mit dem Adepten wissen sie auch, wo es zuletzt war, und wenn die Wolfsmenschen eure Fährte erst einmal aufgenommen haben, wird es nicht lange dauern, bis sie nach Nur-al-Sunak kommen.«
»Dann bringt Ihr ja die ganze Stadt in Gefahr.«
Lissann sah ihm in die Augen. »Mein Meister hat Pläne mit dem Amulett. Und ehe Ihr fragt, es ist seine Sache, ob er Euch diese Pläne offenlegen will, nicht meine.«
»Aber es ist mein ...« Tristan seufzte und brach ab. Die Diskussion über das Amulett hatten sie ja bereits geführt, es würde nichts bringen, noch einmal davon anzufangen. Mit düsteren Vorahnungen lief er den restlichen Weg stumm neben Lissann her.
Obwohl die Sonne mittlerweile untergegangen war, herrschte in Nur-al-Sunak noch geschäftiges Treiben – zumindest im bewohnten Teil. Zunächst durchschritten sie einen Bereich mit verlassenen, mehr oder weniger verfallenen Häusern, ehe sie endlich in den beleuchteten Bezirk gelangten. Niemand hielt sie auf dem Weg dorthin auf und Tristan sah auch keine Nurasi.
»Gibt es hier keine Wachtposten?«, wunderte er sich laut.
»Doch, Ihr habt sie nur nicht entdeckt«, erwiderte Lissann und klang erheitert.
Dass die Nurasi offenbar alle die Gabe besaßen, sich beinahe unsichtbar zu machen und dann wie aus dem Nichts aufzutauchen, war Tristan zunehmend unheimlich.
Der bewohnte Teil der Stadt umfasste nur ein paar Häuserblocks. Fackeln waren hier und da in Halterungen an den Ruinen befestigt, die meisten Feuer dienten aber zum Wärmen oder Kochen. Im Vorbeigehen linste Tristan in das eine oder andere Haus und sah Nurasi allein oder mit anderen an den Feuern
Weitere Kostenlose Bücher