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Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition)

Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition)

Titel: Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Benne
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gehörig ins Wanken. Er betrachtete Paliss genauer und bemerkte nun die Falten in ihrem Gesicht und ihm war auch, als schimmere die eine oder andere graue Strähne in ihrem purpurnen Haar. Sie musste weit älter sein als Lissann, die er für eine junge Frau hielt, vielleicht Anfang zwanzig nach irdischen Maßstäben.
    »Ich weiß leider nicht viel«, antwortete er. »Die große Schlacht gegen die Nekromanten soll verloren gegangen sein und die Stadt Nephara wurde mehrfach angegriffen.«
    »Und ihr Paladine? Ich habe gehört, die meisten sollen verschwunden sein, stimmt das?«
    Tristan wurde misstrauisch. Sollte sie ihn auf ihre freundliche Art aushorchen? Er wollte nicht preisgeben, dass er der letzte Paladin war. Womöglich würde es noch nötig sein zu drohen, dass die anderen Paladine nach ihm suchen und ihn befreien würden, falls man ihn hier festhielt.
    Er war froh, dass er um eine Antwort herum kam, da in diesem Moment der Vorhang nach draußen beiseite geschlagen wurde. Tristan sah auf und schnell wieder weg, als er bemerkte, dass es die Nurasi in dem durchsichtigen Kleid war, deren kaum verhüllte Hüfte sich nun auf Augenhöhe zu ihm befand. Sie brachte eine Schale Wasser und einen Holzteller mit einem herzhaft riechenden Braten, der Tristan das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ.
    »Danke, Delassa«, sagte Paliss und die andere Nurasi verschwand mit einem Nicken wieder im Nebenraum.
    Tristan versuchte seine Gier zu zügeln und langsam zu essen, was ihm angesichts des hervorragend schmeckenden Fleisches aber schwerfiel.
    »Ihr wisst wohl nicht viel über unser Volk, wenn ich sehe, wie überrascht Ihr von Delassas Aufzug wart«, stellte Paliss fest.
    Tristan schüttelte kauend den Kopf.
    »Jede Frau hat bei uns eine bestimmt Rolle, sobald sie in ein gewisses Alter kommt«, begann Paliss zu dozieren. »Delassa ist eine Kinderfrau des Meisters. Er ruft sie zu sich auf sein Lager, wenn ihm danach ist, damit sie ihm weitere Töchter schenkt.
    Lissann ist eine Jägerin. Solange der Meister sie unberührt lässt, hat sie Macht über die Katzen. Die Jägerinnen sind unsere Soldaten und sorgen auch dafür, dass wir unseren Gästen so etwas Schmackhaftes bieten können. Es schmeckt Euch doch?«
    Tristan nickte eifrig zwischen zwei Bissen.
    »Andere Frauen, vor allem ältere, übernehmen Aufgaben wie das Kochen, das Weben der Stoffe und Nähen der Kleider, sie bestellen unsere Beete und Felder, beaufsichtigen und lehren unsere Kinder, pflegen die Alten und Kranken und so weiter.«
    Tristan nahm einen Schluck Wasser. »Und die Männer? Was machen die?« Die Frage machte ihn etwas beklommen, denn wenn es bis auf den Meister nur Frauen gab, was machten sie wohl mit neugeborenen Jungen?
    »Oh, natürlich, das könnt Ihr ja auch nicht wissen. Ein Runenmeister zeugt normalerweise nur genau einen Jungen. Wenn er spürt, dass seine Kräfte bald ihren Zenit erreichen und es Zeit wird, einen Stammhalter heranzuziehen, schickt er eine Jägerin zu einem der anderen Stämme. Der schickt ihm dann im Austausch eine extra ausgewählte Braut zur Zeugung seines Sohnes.«
    Tristan war zwar nicht ganz klar, wie die Nurasi sicherstellen konnten, dass nur dieses eine Mal ein Junge gezeugt wurde, aber so genau wollte er das auch gar nicht wissen. Er setzte gerade die Wasserschale wieder an die Lippen, als ein leiser Gong ertönte.
    »Das ist Meister Banians Ruf«, erklärte Paliss. »Bitte, geht nun durch den Vorhang, geradewegs durch den Raum und durch den nächsten Vorhang. Er erwartet Euch.«
    Tristan stand auf und trat zögernd auf den Vorhang zu. Paliss lächelte ihn aufmunternd an und öffnete den Vorhang für ihn. Mit eiligen Schritten durchmaß Tristan den Raum, ohne den Blick vom gegenüberliegenden Vorhang zu wenden, um nicht die halbnackten Nurasi anzustarren. Am Vorhang angelangt, holte er noch einmal Luft und trat dann entschlossen ein. Nun galt es.

    Banians Gemach war bei Weitem größer als die beiden, durch die Tristan gekommen war. In der Mitte prasselte ein Feuer, dessen Rauch durch eine Öffnung in der Zeltdecke abzog, ein Tisch mit ein paar Stühlen stand in der Nähe der Feuerstelle und an den Zeltwänden stapelten sich Kissen. Der Boden war von flauschigen Tierfellen bedeckt.
    Banian war allein im Raum, der zwei weitere Ausgänge hatte. Einen davon musste Lissann wohl benutzt haben. Der Runenmeister saß auf einem Stuhl und steckte sich gerade ein paar kleine Früchte in den Mund. »Setzt Euch«, forderte er Tristan

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