Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition)
zurück. »Zieht Euer Hemd aus«, forderte er und besah sich Tristans Wunde, nachdem der Junge ihm Folge geleistet hatte.
Er strich eine dicke Schicht Salbe aus dem Tiegel auf die Verletzung und verrieb sie kräftig. Es brannte dermaßen, dass Tristan die Tränen in die Augen stiegen, aber er biss tapfer die Zähne zusammen.
»Es wird über Nacht wirken, morgen müssen wir das nochmal wiederholen. Seht es als Vertrauensbeweis.« Er lächelte und brachte den Tiegel zurück zu der Truhe.
Kurz darauf brachte Lissann Lord Noldan herein und Banian ließ sich von ihm berichten, was genau er durch seinen Del-Sari gesehen hatte.
Der Runenmeister zwirbelte wieder seinen Bart. »Nun gut. Ich bitte Euch, bei Morgengrauen Euren Del-Sari loszuschicken und die Wolfsmenschen zu suchen. Wir werden sie auf die richtige Fährte locken und ein kleines Scharmützel mit Euch inszenieren.« Er lächelte wieder verschlagen. »Deshalb solltet Ihr nun ruhen, Paladin, damit die Salbe ihre Wirkung entfalten kann. Lissann, zeig den beiden das Gästezelt. Und schick Delassa zu mir.«
Lissann führte die beiden über den Platz zu einem kleinen Zelt, vor dem ein Feuer brannte. Drinnen lagen Felle und Decken. Nachdem die Anspannung etwas von ihm abgefallen war, war Tristan nun sehr müde. Noldan wollte jedoch mehr über Banians Pläne wissen. Gähnend fasste Tristan das Wesentliche zusammen.
»Meint Ihr, wir könnten die Wolfsmenschen mit einer Illusion von mir hinters Licht führen?«
»Eine Illusion kann kein Amulett tragen«, gab Noldan zu bedenken. »Aber vielleicht gibt es einen anderen Weg. Ich werde darüber nachdenken.« Er sah zum Himmel. »Ich frage mich nur, was Banian bewogen hat, sich einzumischen. Soweit mir bekannt ist, haben die Nekromanten die Nurasi bislang in Ruhe gelassen.«
»Er sagte, wenn wir abwarten, werden Tausende Unschuldige umkommen.«
Der Vanamir sah Tristan lange an und ein krächzender Laut drang aus seinem Schnabel. »Das Schicksal anderer Völker interessiert die Nurasi in der Regel nicht. Mit Sicherheit ist das nicht Banians Beweggrund. Wir werden auf der Hut sein müssen.«
12
Auf dem beschwerlichen Rückweg zum Versteck des Widerstandes war die Stimmung unter den Nurasi gedrückt. Martin nahm zunächst an, sie plagte ein schlechtes Gewissen, seit sie wussten, welche Rolle die von ihnen gefertigten Runenpfeile im Krieg spielten. Im Gespräch mit Dalinn, die so etwas wie die Anführerin der Nurasi zu sein schien, erfuhr er jedoch, dass es vor allem die Sorge um ihren Runenmeister Salamus war.
»Was werden sie ihm antun, um ihn zu zwingen, weiterzumachen, nun da wir fort sind? Wir müssen ihn so schnell wie möglich finden, ehe man ihn zur Pfeilhöhle zurückbringt oder unser Verschwinden bemerkt«, sagte Dalinn.
Martin machte sich weniger Sorgen um den Runenmeister selbst als darum, was der gerade jetzt womöglich im Auftrag der Nekromanten tat. Martin wusste nichts über die Fähigkeiten eines Runenmeisters – bis vor ein paar Stunden hatte er noch nie von ihnen gehört – aber die Runenpfeile waren schlimm genug. Wer wusste schon, was die Nekromanten sich als nächste Aufgabe für ihn ausdachten.
Dalinn schwieg sich darüber aus. Die anderen Nurasi ignorierten Martin und sprachen selbst untereinander kaum.
Er hoffte, dass der gefangene Wolfsmann Informationen über die Pläne der Nekromanten preisgeben würde. Bei ihrer Ankunft im Versteck des Widerstandes mussten sie jedoch feststellen, dass Nurif mit seinem Rudel ausgeschwärmt war, um endlich ihre Gefährtinnen zu finden. So war ein Verhör des Gefangenen vorerst nicht möglich, da niemand seine Sprache beherrschte.
Wenigstens konnten sie im Versteck in Ruhe die verletzten Gnome und Nurasi versorgen. Viele der Wunden der Katzenfrauen waren entzündet, da sich in der Pfeilhöhle niemand um sie hatte kümmern können.
»Wie geht es jetzt weiter?«, wollte Katmar von Martin wissen, während sie beobachteten, wie sich Tiana und Vinjala um die Verletzten bemühten.
Martin hob die Schultern. »Was fragst du mich? Ich denke wir warten, bis wir Nurif gefunden haben oder er hierher zurückkehrt, quetschen den Gefangenen aus und machen uns dann auf die Suche nach diesem Runenmeister. Aber das ist nicht meine Entscheidung. Was schwebt dir denn vor?«
»Wir sitzen hier schon zig Stundengläser«, murrte Katmar voller Ungeduld. »Ich finde wir sollten in die Offensive gehen, jetzt wo wir die Runenpfeile haben. Noch wissen die Adepten vielleicht
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