Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition)
vielleicht wichtige Informationen, wir brauchen ihn lebend.«
Einer der Wolfsmänner bleckte drohend die Zähne, doch der zweite hob nur eine Klaue und zeigte mit der anderen auf seine Krallen. Hell und scharf ragten sie aus den kurzen Fingern. Dann deutete er an Martin vorbei auf den Gefangenen.
Martin runzelte die Stirn und drehte sich um. Der Wolfsmensch nutzte diesen kurzen Moment der Unachtsamkeit und schob sich an Martin vorbei, griff den Gefesselten jedoch nicht an, wie Martin befürchtet hatte. Stattdessen stieß er den am Boden liegenden grob auf den Bauch und hielt seine eigene Klaue neben die des Gefangenen, die hinter dessen Rücken gebunden waren.
Jetzt verstand Martin, was der Wolfsmann meinte. Die Krallen des Gefangenen waren länger als die des anderen und dunkel verfärbt. War das das Gift? Aber die Krallen schienen nicht damit bestrichen zu sein, sie waren im Ganzen dunkel. Der Wolfsmensch zeigte von den Krallen des Gefangenen in die Richtung, wo Nurif lag, und bestätigte damit Martins Verdacht.
»Was hat das zu bedeuten?«, fragte Martin sich selbst laut. »Gehört er etwa einer anderen Rasse von Wolfsmenschen an?«
Katmar sah genauso ratlos drein und Rani, die zu ihnen getreten war, hob auch nur in einer Geste der Unwissenheit die Hände.
Martin seufzte. »Noch mehr Fragen, die wir Nurif stellen müssten.« Er ging zurück zu dem bewusstlosen Rudelführer. Tiana kniete noch immer neben ihm. »Wird er sterben?«, fragte er.
Tiana zuckte die Schultern. »Ich bin kein Mediker.«
»Und kannst du ihn aufwecken?«
Sie schüttelte den Kopf. Martin schürzte die Lippen. Sie mussten herausfinden, wo der Runenmeister hingebracht worden war, ehe der vollendete, was auch immer er für die Nekromanten tun musste. »Kümmere dich weiter um ihn, bitte. Ich rede noch einmal mit Dalinn. Sie muss jetzt mit der Sprache rausrücken, wenn sie ihren Meister wiederfinden will.«
Energisch schritt Martin durch die Halle und trat zu der Katzenfrau, die bei den anderen saß und gerade leise mit einer Nurasi sprach. Beide verstummten sofort, als er herankam, und Dalinn sah ihn fragend an. Martin bot ihr die Hand. »Ein Wort unter vier Augen«, forderte er frostiger als beabsichtigt.
Kurz hob Dalinn die Brauen, ergriff mit einem Schulterzucken aber seine Hand und zog sich hoch. »Ihr erlaubt, dass ich mich aufstütze?«
Martin nickte und gemeinsam gingen sie ein paar Schritte, bis er sich außer Hörweite der anderen Katzenfrauen wähnte. »Nurif, der verletzte Wolfsmann, der gerade hergebracht wurde, ist der Einzige, der unsere Sprache spricht. Er ist vergiftet worden und bewusstlos. Ohne ihn können wir den Gefangenen nicht befragen und offenbar stammt das Gift von den Krallen eines Wolfsmenschen. Einige Eurer Schwestern weisen auch Anzeichen einer Vergiftung auf. Wisst Ihr etwas darüber?«
»Ich verstehe nicht, worauf Ihr hinaus wollt«, wich sie aus.
»Ich will Euren Runenmeister finden, aber ohne Nurif ist es nicht möglich, den Gefangenen zu befragen. Ihr müsst Euer Schweigen brechen und uns mehr darüber verraten, was er für die Nekromanten tut.«
»Aber es steht mir nicht zu, über das zu sprechen, was mein Meister ...«
»Hört zu«, unterbrach Martin sie gereizt. »Die Unterwelt ist riesig, Euren Runenmeister ohne jeden Hinweis zu suchen ist aussichtslos. Ihr wollt, dass wir ihn retten? Dann redet. Wurde er schon einmal fortgebracht?«
Sie nickte zögernd.
»Gut. Wie lange war er dann fort? Hat er etwas über den Weg gesagt oder den Ort, an dem er war? All das können schon wichtige Hinweise sein, mit denen wir die Suche eingrenzen können.«
Sie machte den Mund auf, klappte ihn dann aber wieder zu und runzelte nachdenklich die Stirn. Martin wippte ungeduldig auf den Zehen, während sie mit sich rang. »Also gut«, sagte sie schließlich leise. »Er war schon öfter fort, wie lange genau, kann ich nicht sagen, aber zwei- oder dreimal durfte ich schlafen in der Zeit.«
»Gut, weiter«, ermunterte Martin. »Was hat er erzählt?«
»Er ... sie ...« Dalinn zögerte, straffte sich dann aber und ließ den Worten ihren Lauf. »Die Nekromanten züchten eine neue Gattung von Wolfsmenschen. Salamus war entsetzt, er sprach von einer riesigen Kaverne voller Welpen und vielen angrenzenden Höhlen, in denen Wolfsfrauen eng zusammengepfercht sind, fast alle trächtig.«
So plötzlich, wie sie zu sprechen begonnen hatte, verstummte sie wieder und ihre fest zusammengepressten Lippen und der unsichere
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