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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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bietet ihnen keinerlei Schutz vor Pfeilen und Speeren«, sagte Balyndar. »Es macht durchaus Sinn, da es sich in dieser... Stadt anscheinend sehr gut leben lässt.«
»Der Kaiser erwartet Tungdil Goldhand in seinen Audienzgemächern«, sagte der Bote zu ihnen. »Nicht mehr als fünf Gardisten, der Rest wartet im Hof und wird sich nicht von der Stelle bewegen.«
Tungdil nahm Slin, Ingrimmsch, Balyndar und zwei Zhadär mit. »Was immer geschieht: Ihr tötet keinen einzigen Alb«, schärfte er Hargorin und Barskalin ein. Ein anderer Alb übernahm die Führung, während der Bote bei den Zwergen zurückblieb. Sie marschierten zu einem der Aufzüge und schössen in die Höhe; bedient wurde er über einen Hebel, den man in zwei Richtungen schieben konnte. Kordrionmist! Doch ähnlich unseren Konstrukten, dachte Ingrimmsch. Es ging weit hinauf, bis sie anhielten und ausstiegen. Sie standen in einer Säulenhalle, deren Höhe Ingrimmsch auf mindestens zehn Schritt schätzte. Die Wände waren in gedecktem Weiß gehalten und wurden von schwarzen Umrisszeichnungen geschmückt, die an Scherenschnitte erinnerten: Szenen aus Kämpfen, von Stadtgründungen, von der Liebe.
So sehr sich Ingrimmsch umsah, während sie auf den Thron zuschritten, die morbide Kunst, welche die Albae des Nordens zelebrierten, entdeckte er nicht.
Auf dem Thron saß Aiphatön.
Er ist nicht gealtert! Ingrimmsch erkannte das Kind der Unauslöschlichen sofort wieder, denn seine Einmaligkeit war unübersehbar: Brust, Bauch, Unterleib, Schultern und Oberarme waren von einer Rüstung bedeckt, die mit dem weiß schimmernden Fleisch verwachsen war. Der Kopf war kahl, was die spitzen, länglichen Ohren mehr betonte; schwere Panzerhandschuhe umgaben die Hände. Den Unterleib hatte Aiphatön mit einer Art schwarzem Wickelrock verhüllt, nackte Zehen schauten darun ter hervor. In der Rechten hielt er einen schmalen Speer mit einer dünnen Klinge, dessen Runen grünlich leuchteten.
»Tungdil Goldhand ist Großkönig der Zwergenstämme«, rief Aiphatön durch die Halle und sah sie an. Das vermutete Ingrimmsch wenigstens, denn die Augenhöhlen waren von unergründlicher Schwärze ausgefüllt. »So wurden aus uns beiden die größten Herrscher unserer Völker.« Er wartete, bis die Zwerge vor ihm standen, und neigte den Kopf. »Willkommen in Phöseon.«
»Meinen Dank, Kaiser.« Tungdil deutete eine Verbeugung an.
»Ich dachte oft an die Unterredung auf dem Schiff mit dir. Ich hatte dir erklärt, warum ich mir meinen Namen ausgesucht hatte.«
»Nach dem Lebensstern der Elben«, sagte Tungdil. »Er ist verschwunden, wenn ich den Himmel des Nachts richtig beobachtet habe.«
»Ja. Die Dsön Aklän leisteten bei ihrer Rückkehr ganze Arbeit.«
»Was mich nicht verwundert.« Der Einäugige richtete den Blick fest auf den Alb. »Aber als ich vernahm, welchen Weg du einschlugst, war ich sehr überrascht. Du wolltest zuerst zu den Elben, um mit ihnen zu leben. Dann sprachst du auf dem Schiff davon, dass du kein Alb sein möchtest wie deine Eltern.« Er hob die Arme, deutete auf die Mauern. »Nun finde ich dich hier, in dieser Stadt, als Kaiser der Albae und Gebieter über ein gewaltiges Reich!«
»Und du gabst mir den Rat, mich vor den Menschen, Zwergen und Elben zu verbergen. Weil mich keiner von ihnen ohne Furcht und Hass betrachten würde.« Aiphatön lächelte. »Nicht zuletzt meintest du, ich sollte das Geborgene Land verlassen. Deine genauen Worte waren: Suche deinesgleichen.« Er schabte mit der linken Hand über die Metallplatten. »Ich dachte lange darüber nach und wusste nicht: Wie genau sollte ich meinesgleichen finden? Aber ich befolgte deine Worte und verließ das Geborgene Land nach Süden. Ich hegte die Hoffnung, dass ich andere Albae auflesen würde, die von ihrem Wesen her den Elben näher sind. Ich war ein Geschöpf, das keinen Platz fand und nur Feinde hatte.« Er sprach leiser und leiser.
Ingrimmsch stutzte. Dann war der Rat des Gelehrten schuld, dass Aiphatön mit den Albae zurückkehrte!
    »Du sagtest zum Abschied, dass du dir einen Platz schaffen würdest.« Tungdil legte den Kopf leicht schief. »War dies das Ergebnis deiner Überlegungen? Die gewaltsame Eroberung des Geborgenen Landes?«
    Auf Ingrimmsch wirkte Aiphatön müde. Müde und bedrückt, als laste etwas auf seiner Seele. Durch die schwarzen Augenhöhlen war es unmöglich, auf seinen Gemütszustand zu schließen, doch die Linien in seinem Antlitz berichteten umso mehr. Es erinnerte ihn an den

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