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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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vorsichtshalber.
»Den beiden beizustehen, werden wir uns sparen können«, meinte Balyndar und ging zum Fenster, um nach dem Kordrion zu sehen. Ab und zu huschte sein Schatten über Phöseon, dann stieß vor dem Fenster eine breite, weiße Lohe senkrecht nach unten. Schreie erklangen, und schwarzer, stinkender Rauch stieg auf. »Er hat die Schwarzaugen zwei Stockwerke unter uns weggebrannt«, meldete er nach hinten. »Ich kann mir gut vorstellen, dass sie gegen einen solchen Feind kein Gegenmittel haben.« Slin tätschelte seine Armbrust. »Damit fühle ich mich gleich wohler.« Ingrimmsch grummelte vor sich hin, bis er sich entschieden hatte: »Los, alle zum Aufzug. Ich möchte aufs Dach dieser seltsamen Stadt. Die eingeschränkte Sicht hier behagt mir nicht.«
»Entzückend! Da kann ich besser auf den Kordrion zielen.« Der Vierte lief neben Boindil her, Balyndar und die Zhadär folgten ihnen zögernd.
Sie rauschten nach oben und standen auf dem leicht abschüssigen Dach der Stadt. Von hier aus betrachtet, sah es aus wie ein glatter Felsboden, der von unnatürlich geraden, symmetrischen Schluchten durchzogen war. Dazwischen erhoben sich in unregelmäßigen Abständen rechteckige Türmchen mit senkrechten Schlitzen. Der Wind pfiff durch die Spalten und erzeugte ein leises Säuseln. Kaminschächte? Schwarze Leinensegel spannten sich an manchen Stellen, und darauf lag Nahrung zum Dörren; an anderen Stellen hatten die Albae schwarze Ledersäcke von gewaltigem Ausmaß ausgebracht.
Ingrimmsch vermutete, dass sich darin Wasser befand, das von der Sonne aufgewärmt wurde. Ihm stockte der Atem, als er gewahr wurde, wie weit sich Phöseon in die Länge erstreckte. »Das müssen nochmals ... zwei Meilen sein!«Slin machte sie auf Geschütztürme aufmerksam, die auf fahrbaren Rampen standen und an jede Ecke des Daches manövriert werden konnten.
Aber mit der Wendigkeit und der Geschwindigkeit eines Kordrion hatten die Erbauer nicht gerechnet: Drei der drehbaren Kuppeln waren bereits besetzt und schleuderten unablässig Pfeile und Speere nach dem Monstrum. Zu langsam! Gegen ein Heer am Boden wären sie vernichtend gewesen, schon allein weil die Geschosse viele hundert Schritt fliegen würden, bis sie aufschlugen. Aber gegen einen solchen Feind wie den Kordrion richteten sie von zufälligen Treffern abgesehen so gut wie nichts aus. Slin sah auf seine Armbrust. »Ich glaube, mein Bolzen ist ein wenig zu klein«, seufzte er.
»Das hört ihr von euren Frauen sicherlich ständig«, kam es unter einem Zhadärhelm hervor, der andere lachte.
Erbost wandte sich der Vierte um, die Armbrust halb im Anschlag. »Für dich wird er reichen, Schandmaul!«
»Wie hat er das gemeint?«, fragte der Zhadär scherzhaft. »Behalte ihn. Ich will deinen Bolzen nicht.«
»Ruhe, ihr Gnomenhirne! Wie könnt ihr jetzt anfangen, euch gegenseitig zu verhöhnen?«, rief Ingrimmsch erbost und rückte den Helm zurecht, spannte den Kinnriemen nach, bis er unangenehm fest, aber sicher saß. »Der Kordrion will mich? Dazu muss er sein Leben aufs Spiel setzen: Ich werde ihn vor die Geschütztürme locken.« Er befahl den Zhadär, den Albae in den Türmen Bescheid zu geben, was er beabsichtigte. »Mutig«, meinte der Vierte nur. »Aber sehr gefährlich.« »Oh, mir macht das nichts! Ich mag Herausforderungen«, wiegelte Ingrimmsch ab und packte den Krähenschnabel, dann bleckte er die Zähne. »Komm schon, Drecksvieh! Hier ist der Mörder deiner Brut!«
Die Zhadär eilten von Turm zu Turm. Als sie sieben davon über das Vorhaben des Zwerges unterrichtet hatten, war es so weit. »Er kommt zurück«, warnte Balyndar sie. »Er hält auf uns zu!« »So soll es auch sein!« Boindil hetzte los und rannte auf einen Punkt des weitläufigen Daches zu, an den alle sieben Geschütztürme feuern konnten. Die Schwingen des Kordrion erzeugten ein dunkles Rauschen und Pfeifen, das Ingrimmsch sehr genau zeigte, wie schnell das Scheusal heranflog aber nicht in seine Richtung!Er blieb keuchend stehen und wandte sich um. »He! Du hässliche Missgeburt mit den Glubschaugen!« Er reckte den Krähenschnabel, um auf sich aufmerksam zu machen. »Ho! Hier steht der Vernichter deiner Nachkommen! Bist du blind?«
Ungläubig verfolgte er, wie sich der grauhäutige Kordrion auf dem Dach niederließ und mit dem Kopf voraus in einen Schacht schlüpfte. Vier hundeähnliche Läufe trugen den breiten Leib, die vorderen beiden glichen mehr Armen, die Klauen waren kräftig und sehr beweglich. Der

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