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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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noch eine Weile zum Fenster hinaus, ehe er sein Gemach aufsuchte und dabei den Umweg über den Wandelgang im Freien nahm. Er liebte den frischen Geruch des Wassers.
Niemals hätte er geglaubt, dass er den Alb mit seinen brennenden Bärlappsamen in die Flucht schlagen würde. Er fand es wahrscheinlicher, dass sich das Schwarzauge in Sorge um seine Schwester zurückgezogen hatte. Achtzehn Männer hatte Sisaroth getötet, bevor er gegangen war. Möge Firüsha am Grund des Sees vermodern, wünschte er sich.
In Gedanken versunken, hatte er den Mann nicht bemerkt, der vor ihm aus dem Schatten eines Türmchens trat. Erst als dieser absichtlich hustete, richtete Rodario seine Aufmerksamkeit auf ihn. »Loytan. Mit Euch habe ich gar nicht gerechnet«, log er heiter. »Kommt jetzt die Abreibung?«
Der Graf näherte sich ihm. »Als ich dich über die Spundwand geworfen habe, hätte ich dir Gewichte an die Füße binden sollen, du Schande der Bühne!« Er deutete nach rechts, über den Rand der Mauer. »Heute wird es nicht nötig sein. Der Sturz aus achtzig Schritten sollte genügen, dir das Genick zu brechen. Dann hat es sich ausgeschauspielert! Dir wird niemand nachweinen.«
»Ihr habt mich damals mit dem Angriff überrascht, Graf. Denkt Ihr, dass es Euch heute gelingen wird?«
Loytan lachte ihn aus. »Ohne deine Tricks und Apparate für die falschen Zauber bist du wehrlos. Wertlos ohnehin.« Er streifte sich schwere geschliffene Schlagringe über die Hände.
Rodario grinste. »Aber anscheinend verlasst Ihr Euch nicht allein auf die Härte Eurer Knochen, wie mir scheint. Denkt Ihr, mein Kinn ist so widerstandsfähig?« »Ich möchte so etwas wie dich nicht noch einmal berühren müssen, das ist alles«, gab der Graf zurück.
»Wie genau habe ich mir denn Eure Eifersucht verdient? Ich habe Coira lediglich Trost gespendet. Weiß Eure Gemahlin von Euren geheimen Gelüsten nichts, die Ihr für die neue Königin hegt?« Rodario goss gerne Öl ins Feuer. Aufgebrachte Gegner waren leichter zu schlagen. »Ich werde es ihr gern sagen.«
»Von dir wird nichts bleiben, was einen Satz zustande bringt!« Loytan ging schneller, aber der Schauspieler marschierte rückwärts. »Bleib stehen!«
»Gut. Wenn Ihr es unbedingt wünscht.« Rodario seufzte. »Aber ich warne Euch: Wenn Ihr mich jetzt angreift, wird Euch niemand mehr zu Gesicht bekommen. Nicht einmal mehr Eure Gemahlin.«
»Das träumst du, Schwachkopf! Abgesehen davon: Sie hasst mich sowieso.« Loytan schlug zu und hieb in die Luft!
»Auf der Bühne ist es wichtig, flink und beweglich zu sein.« Rodario hatte eine Rolle vorwärts zwischen den Beinen des Mannes hindurchgemacht und war hinter ihm in die Höhe gefedert. Er trat dem Grafen ins Gesäß, sodass dieser nach vorne taumelte. »Was ist? War das alles?«
Loytan griff erneut an.
»Zu offensichtlich.« Rodario blockte seinen Schlag, ohne dass sein Arm zitterte, und ließ den Ellbogen in sein Gesicht krachen. Er langte in die Haare des Mannes und riss ihn daran nach unten; gleichzeitig schnellte sein Knie in die Höhe und traf die Nase; krachend brach sie. Dann gab er den Grafen frei und trat ihm in den Bauch. Ächzend fiel er auf die Knie. »Dafür stirbst du«, würgte er. »Hattet Ihr das nicht ohnehin mit mir vor?« Rodario tat ver wundert. »Außerdem habe ich noch den nächsten Mordversuch an Euch frei, und nicht umgekehrt. Für die Sache auf dem Schacht.« Er sah zu, wie Loytan die Schlagringe wegwarf und einen Dolch zog.
Zwei Attacken wich Rodario aus, dann unterlief er die dritte und deckte den Grafen mit einer Kette von Hieben und Schlägen ein, dass ihm das Blut aus vielen Platzwunden im Gesicht strömte. Keuchend brach Loytan auf dem Gang zusammen. »Wisst Ihr, man benötigt als Mime zahlreiche Talente. Um einen Krieger beispielsweise darstellen zu können, genügt es nicht, eine Rüstung zu tragen«, erklärte er dem Geschundenen. »Ich muss auch ein bisschen sein wie er. Kämpfen wie er, versteht Ihr? Ich will gar nicht leugnen, dass mir das soeben von Nutzen war.«
Hustend zog sich Loytan an der Mauer hoch. »Das lernt man nicht in wenigen Stunden«, brabbelte er, drei ausgeschlagene Zähne lagen vor seinen Schuhen. Rodario verneigte sich. »Vielen Dank für das Lob. Ihr solltet mal meine Fechtkunst sehen. Darin bin ich meisterlich.« Er lachte. »Ein andermal vielleicht? Wenn Euch der Sinn wieder nach einem Zweikampf steht und Eure Blessuren verheilt sind.« Er überlegte. »Was wolltet Ihr mich eigentlich

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