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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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zurückziehen und auf den Angriff des Drachen warten«, widersprach ihm Hargorin. »Ich kenne die Dsön Aklän schon sehr lange. Sie würden für ihre Stadt in Dsön Bharä alles tun, um sie vor Schaden zu bewahren. Sie wollen dort, wie wir gehört haben, ein neues AlbaeReich errichten. Sisaroth muss davon ausgehen, dass Lohasbrand zumindest einen Erkundungstrupp ins Reich der Albae schickt, um den Vorgängen auf seinem Land auf den Grund zu gehen.«
Barskalin wiegte den Kopf. »Das könnte auch sein.«
»Und wenn Elria endlich etwas Gutes tun möchte, könnte sie das Schwarzauge einfach in den Wassermassen ertrinken lassen«, sagte Ingrimmsch gut gelaunt. »Nur für den Fall, dass er doch noch in der Nähe war.«
Durch Tungdils Körper verlief ein heftiger Ruck. Mit einem Stöhnen sank er auf den Tisch und hielt sich den Kopf, zwischen den Fingern floss Blut hervor. Die Zwerge sprangen auf und zogen ihre Waffen, weil sie an einen Anschlag glaubten, doch Ingrimmsch sah, dass sich die Narbe auf der Stirn geöffnet hatte. »Los, helft mir, ihn auf sein Zimmer zu tragen«, befahl er Hargorin und Barskalin.
»Soll ich?« Coira hatte sich erhoben. »Ein Heilzauber ...«»Nein, keine Magie!«, wehrte Boindil rasch ab, weil er nicht vorhersagen konnte, wie die Rüstung darauf reagierte. »Es ist eine alte Wunde. Er hat sich vorhin auf dem Schiff den Kopf gestoßen, dabei ist die Narbe gerissen. Ich werde sie rasch nähen. Morgen früh brechen wir auf, sobald die Sonne steigt.« Er verließ die Versammlung, und sie schleppten den Gelehrten durch den Schankraum in die hinteren Gästezimmer, wo sie ihn auf das Bett legten.
»Danke.« Ingrimmsch sandte die Zwerge hinaus und wartete, bis sie den Raum verlassen hatten.
Die Tür schloss sich gerade rechzeitig.
Tungdil riss das Lid in die Höhe, und Ingrimmsch sah erneut die mysteriösen Farbwirbel um das Schwarz der Pupille.
Mit einem leisen Schmatzen schloss sich die geplatzte Narbe, gleichzeitig verschoben sich die Knochen knisternd im Gesicht und gaben dem Zwerg ein schmaleres Aussehen, das den fassungslos starrenden Ingrimmsch an die Züge eines Albs erinnerte.
»Bei Vraccas!«, stotterte er, wich zwei Schritte zurück und fasste nach dem Stiel des Krähenschnabels. Es machte ganz den Anschein, als verforme sich sein Freund. Feine schwarze Linien zuckten schwarzen Strahlen gleich unter der goldenen Augenklappe hervor und zerschnitten Tungdils Züge, Bluttropfen rannen hervor dann leuchteten alle Runen auf der Rüstung gleichzeitig auf, sodass Boindil geblendet die Augen schließen musste.
Als er wieder etwas erkennen konnte, sah sein Freund aus wie vor seiner Ohnmacht: keine Wunden mehr im Gesicht, die Narbe war verheilt; er hatte sein vertrautes Antlitz, und schwarze Linien gab es ebenfalls keine mehr.
Vorsichtig trat Ingrimmsch an Tungdils Lager. »Was mache ich mit dir, Gelehrter?«, wisperte er und schluckte. »Immer wenn ich denke, dass ich dir vertrauen kann, geschieht etwas, das meine Zweifel nährt.« Er zog einen Schemel heran und entschied, dass es besser war, wenn er die Nacht über Wache hielt.
Dabei konnte er nicht einmal mit Sicherheit sagen, ob er Tungdil vor etwas beschützte oder die Gruppe vor ihm.
    Das Geborgene Land, das einstige Königinnenreich Weyurn, Eingang zum Roten Gebirge,6492. Sonnenzyklus, Frühling.
    Ingrimmsch ritt hinter Tungdil und betrachtete die Hänge des Roten Gebirges. Auch wenn er den Eindruck erweckte, auf die Umgebung zu achten, waren seine Gedanken immer wieder bei der Nacht, in der Tungdil sich für kurze Zeit verändert hatte. Beängstigend verändert hatte ...
Sie hatten darüber nicht gesprochen, und ihre Gruppe glaubte das Märchen vom Schwächeanfall. Woran leidet er? An einem Dämon? An einem Fluch? Seitdem sang der Chor der Zweifler wieder laut.
Auf Tungdils Befehl hatten sie den alten Pfad genommen, der sie zu dem schmalen Tal führen würde, das sich auf einen tiefroten Berg zuschlängelte.
Ältere Erinnerungen stiegen in Ingrimmsch auf, als sie auf den Eingang zuritten. Das Tal besaß fünf Biegungen, und an diesen hatten die Ersten damals Befestigungen errichtet, dicke Wälle mit runengesicherten Toren gegen ihre Feinde. Hier waren sie damals vor den Albae Sinthoras und Caphalor geflüchtet, als sie bei den Ersten einen Schmied gesucht und ihn in einer Zwergin gefunden hatten: Balyndis Eisenfinger, die jetzige Königin der Fünften.
Die Bauten von einst waren verschwunden. Heute erstreckten sich hölzerne Palisaden anstatt

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