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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Anführer. Er wird sie nicht vernichten, sondern sie zusammenschließen wollen. Ein Heer, das niemand mehr aufhält.« Sie fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. »Bei Ubar! Bewahre uns davor, dass meine schreckliche Befürchtung Gewissheit wird.«
Goda öffnete eine weitere Nachricht. Verblüfft senkte sie den Brief. »Er ist von Rognor Sterbenshieb, dem König der Dritten ... Er schreibt, dass er seine Truppen aus dem Braunen Gebirge und aus den Höhlen der Freien abzieht, um sich gegen LotIonan zu richten.« Sie leerte ihren Becher. »Du siehst mich fassungslos, Kiras. Fassungslos bis ins Mark!«
»Sämtliche Dämonen und bösen Geister stehen Goldhand bei«, giftete sie und schlug gegen die Zinne. »Er muss Sterbenshieb mit einem Zauber belegt haben, um seinen Verstand weich zu machen und seinen Willen zu beherrschen.«
»Es gibt keinen derartigen Zauber.«
»Keinen, den du kennst, Goda.« Die Untergründige stand kurz vorm Weinen jedoch aus Wut. »Niemand sieht, was wir sehen«, flüsterte sie verzweifelt. »Sie rennen ihm nach. Ins Verderben.« Sie barg den Kopf in ihren Händen. »Das wird er ihnen bringen: Verderben«, sagte sie undeutlich.
Die Maga überflog nochmals die Schreiben, um sicherzugehen,nichts davon falsch verstanden zu haben, danach rief sie den Ubari zu sich. »Trommele die Offiziere zusammen. Sie sollen sich in den Besprechungsraum begeben. Wir werden einen Ausfall unternehmen.«
Kiras richtete sich auf und wischte verstohlen eine Träne von ihrer Wange. »Ich gehe mit«, verkündete sie. »Ich will mit eigenen Augen und aus der Nähe sehen, was sich getan hat.«
Goda warf ihr einen besorgten Blick zu.
Knarrend und rumpelnd setzte sich der Öffnungsmechanismus des großen Südtors, vor dem die vierhundert Mann starke Truppe Aufstellung genommen hatte, in Gang. Die Spitze bildeten einhundert Zwerge, danach folgten zweihundert Ubariu sowie einhundert Untergründige; am Schluss gingen einhundert Menschen, Bogen und Armbrustschützen, um den Kriegern Deckung zu geben und feindliche Angriffe im Keim zu ersticken.
Goda schaute zu ihrer Tochter Sanda und ihren Sohn Bandaäl, die neben Kiras vorne bei den Zwergen standen. Sie waren die magisch Begabten ihrer Kinder und einigermaßen im Umgang mit Sprüchen und Formeln erprobt. Beide winkten ihrer Mutter.
Die Maga sandte sie deswegen mit, um notfalls einen Schutz gegen feindliche Zauberangriffe sprechen zu können. Es bereitete ihr Unbehagen, ihr Fleisch und Blut auf die andere Seite zu schicken, aber es gab keine andere Möglichkeit. Denn sie selbst würde genug damit zu tun haben, die Lücke im Schirm offen zu halten; das gelang ihren Kindern nicht.
Und noch einer ihrer Nachkommen befand sich unter den Tapferen. Er hatte sich durch nichts an dem Oberbefehl über das Kommando hindern lassen: Boendalin Machtschlag, ihr ältester Sohn, ein herausragender Kämpfer wie sein Vater. Er stand stolz in der ersten Reihe, den Schild und das zweischneidige Beil haltend. Er grüßte seine Mutter mit einem selbstbewussten Nicken, seine Augen leuchteten vor Kampfeslust. Sein heißes Blut kontrollierte er besser als Ingrimmsch, weswegen sie ihm getrost die Führung überlassen konnte. Und er führte seine Waffen besser als jeder Kämpfer in Übeldamm.
Ein Spalt entstand zwischen den Torflügeln, und rotes Schimmern leuchtete hindurch. »Vraccas sei mit euch«, rief Goda laut. »Ihr habt eure Befehle:Geht und vernichtet so viel, wie es euch möglich ist, und kehrt unverzüglich wieder, wenn die Gegenwehr zu stark wird. Sich aufopfernde Helden benötigen wir für einen anderen Umlauf.«
Kiras hob die Hand. Sie hatte eine Lederrüstung angelegt und hielt ein Schwertbeil in der Hand, eine Waffe, welche die Untergründigen in den letzten achtzig Zyklen für sich entdeckt hatten. Auf der einen Seite saß eine Klinge, auf am Ende hingegen ein schmaler Beilkopf, der vor allem gegen Schilde und Helmträger eingesetzt wurde. Sanda und Bandaäl trugen nach guter Zwergensitte Kettenhemden, Helm und Schild; die Äxte blieben im Gürtel. Ihre Aufgabe bestand in erster Linie darin, sich um Magie zu kümmern. Dazu hatte ihnen Goda jeweils zehn Diamantsplitter überlassen. Zuerst sollten sie die fremde Kraft aufbrauchen, ehe sie an die inneren Reserven gingen. Goda hob die Arme und konzentrierte sich. Sie beging nicht den Fehler und versuchte erneut, den Schirm mit Gewalt brechen zu wollen. Stattdessen wollte sie ihn mit ihrem Zauber sanft abschaben, schmirgeln und zerreiben, bis

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