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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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eine Bresche entstanden war. Eine breite Bresche für so viele Krieger.
Sie bewegte ihre Lippen und versuchte eine erste Kombination aus Formeln. Ganz genau wusste sie nicht, wie sie vorzugehen hatte, doch sie hatte eine Ahnung. Weißlich pulsierende Magie verließ ihre Finger und schlängelte sich auf die Barriere zu, schmiegte und drückte sich dagegen gleich einer Katze am Bein eines Menschen. Die Gegenwehr blieb aus.
Aufatmend verstärkte Goda ihren sanften Angriff und breitete ihn über das Tor aus, und zwar so hoch, dass die Ubariu aufrecht durch die Lücke gehen konnten. Funken stoben auf, der Schirm verfärbte sich an dieser Stelle heller, wurde rosa und blass, bis er gänzlich verschwunden und lediglich das Weiß zu sehen war. »Los«, befahl Goda und hielt ihre Magie aufrecht, die gegenüber der übrigen Barriere als Stütze fungierte. Dort, wo Rot und Weiß aufeinandertrafen, zischte und knisterte es, gelegentlich stoben Funken davon. Wenn sie etwas trafen, hinterließen sie einen schwarzen Brandfleck.
Die Truppe stürmte ohne Geschrei auf die andere Seite und fächerte zu einer langen Linie auseinander, während die Fernkämpfer in ihrem Rücken blieben und sich bereit machten, ihre Pfeile und Bolzen zu verschießen. Der Angriff begann.
Die ersten Zelte und Bauten fielen den Kriegern nahezu lautlos zum Opfer. Erst als Flammen emporloderten und von Leinwand zu Leinwand sprangen, um von dort auf das gesamte Lager überzugreifen, erklang das laute Geheul der Scheusale. Laute Trombonen wurden geblasen, Trommeln riefen die Ungeheuer zu den Waffen. Goda hielt die Arme ausgestreckt und fütterte ihren Zauberspruch mit Magie, um ihn aufrechtzuerhalten. Sie fürchtete, dass sie die Lücke nicht mehr öffnen könnte, wenn sie den Strahl abreißen ließ.
»Vraccas, sei mit euch«, sagte sie wieder leise. Und vor allem mit meinen Kindern! Kiras folgte Boendalin auf dem Fuße.
Sie rannten vorwärts, passierten das Loch in der Barriere. Die Untergründige glaubte, in diesem flüchtigen Augenblick einen Schmerz im Körper zu fühlen.
»Zuerst die großen Maschinen nahe der Mauer und die Zelte«, befahl Boendalin und ließ die Bogenschützen die Brandpfeile vorbereiten. Während die Einheit nach rechts eilte, flogen die brennenden Geschosse in die entgegengesetzte Richtung, um einen Teil der Scheusale mit Löschen zu beschäftigen. Dann trafen sie auf die ersten Gegner. Kiras fiel auf, wie leicht es ihnen gelang, unter den Bestien zu wüten. Sie hatten sie bei ihrem Mittagsmahl und vollkommen unvorbereitet erwischt wie hätten sie auch wissen sollen, dass Goda die Barriere öffnen konnte?
Im Zuge des Durcheinanders, das durch den Angriff ausgelöst worden war, entstanden bald weitere Feuer ohne das Zutun der Angreifer. Kochstellen wurden von Unachtsamen umgeworfen, und die Flammen breiteten sich auch an entlegeneren Stellen aus.
Es dauerte nicht lange, und rund um das Tor gab es keine Maschinen mehr; die größten befanden sich in weniger als dreihundert Schritt Entfernung von ihnen. Doch von dort kam ihnen eine eindrucksvolle Wolke aus den verschiedensten Scheusalen entgegengestürmt.
»Bogenschützen, schießt!« Boendalin ließ den Rest des Kommandos weiterrennen, genau auf den lockeren Verband zu. Pfeileschwirrten über sie hinweg und bohrten sich in die Ungeheuer. Etliche von ihnen fielen verwundet oder tot zu Boden. »Und jetzt macht sie nieder! Dort, zum Katapult«, schrie der Zwerg und schlug seinem Gegner den geschliffenen Rand seines Schildes gegen den Hals. Das scharfkantige Metall durchtrennte den Lederschutz und kappte die Kehle bis zum Rückgrat. So gut wie enthauptet, stürzte die Bestie aus vollem Lauf zu Boden.
Das Kommando schnitt und drosch sich durch die Angreifer, Kiras schickte zahlreiche Feinde in den Tod. Bewundernd musste sie anerkennen, dass Boendalin sein Handwerk verstand, sowohl was das Kommandieren anging als auch das Kämpfen. Ihn würde sie als Gefährten an ihrer Seite schätzen, doch das Traditionsbewusstsein hinderte sie daran, sich näher mit ihm zu befassen. Untergründige und Zwerge passten nicht zueinander. Nicht auf Dauer.
Sie hatten die turmhohe Schleuder erreicht. Während zwei Drittel ihrer Gruppe Deckung gaben, zerschlug der Rest die Halteseile, hackte Stützstreben entzwei und beschädigte die Maschine so heftig, dass ein lautes Krachen zu hören war und ein Zittern durch die Konstruktion lief.
»Weg!«, orderte Boendalin. Er sah wie Kiras, dass sich die Scheusale formierten

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