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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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hatte sich um sie geschlossen, und im nächsten Augenblick prallte die Lichtwand gegen sie.
Knisternd zerbrachen die Spitzen an ihrer Schutzhülle, Blitze zuckten hin und her, ohne dass den dreien etwas geschah. Kiras hatte das Gefühl, dass jedes Stückchen Metall, jede noch so kleine Niete an ihr sich erwärmte und auflud, und sie wurde am ganzen Körper gezwickt.
Dann war der Angriff vorüber.
»Wir haben sie zerstört«, keuchte Sanda erleichtert. Die Sphäre brach zusammen, und sie spürten den starken Wind, der durch den Angriff aufgekommen war. Staub flog ihnen entgegen und bedeckte sie, zwischen ihren Zähnen knirschte es. Die Untergründige drehte den Kopf. »Nein!«, stöhnte sie. Bevor der wallende Dreck ihr die Sicht raubte, sah sie die Lichtmauer, die exakt auf Boendalin und die Truppe zuhielt. Dann war der Staub zu dicht geworden, als dass sie noch etwas hätte erkennen können.
Bandaäl und Sanda zogen sie in die Höhe, und sie hielten sich an den Händen, um nicht in den grauen Schleiern verloren zu gehen. Sie stolperten vorwärts, zurück zum Südtor und dem rettenden Durchlass.
Unvermittelt wendete der Wind und trieb den Staub von ihnen weg. Vor ihnen, keine zehn Schritte entfernt, schälten sich die Umrisse des unbekannten Zwerges aus dem Schmutz. Die Hämmer hielt er rechts und links leicht vom Körper abgespreizt, ihre Köpfe wiesen zu Boden.
Sanda schrie bei seinem Anblick auf und hielt sich eine Hand vor den Mund, Bandaäl sog laut Luft ein.
Kiras dagegen sah an ihm vorbei. Dorthin, wo sich kurz zuvor die Einheit von Boendalin befunden hatte.
Die Männer und Frauen waren auf halbem Weg von dem Zauber eingeholt worden. Ihre Körper lagen lang auf dem Boden ausgestreckt, und nach einer Bewegung innerhalb des Teppichs aus Gliedmaßen hielt sie umsonst Ausschau. Schuldgefühl stieg in ihr auf. Hätte sie Boendalin nicht auf die Streben aufmerksam gemacht, befänden sie sich alle in Übeldamm in Sicherheit.
Der Zwerg hielt den Kopf leicht gesenkt. Eine schwarze Haarsträhne hing ihm in die Stirn und tanzte im leichten Wind. Ohne dass er etwas sagte, flammten schwarze Lohen um die Hammerköpfe auf, und er hob langsam die Arme.
Kiras schob sich vor die Geschwister und packte ihr Schwertbeil. »Versucht, bis zum Tor zu gelangen«, sagte sie. Sie fürchtete sich wie niemals in ihrem Leben zuvor, und sie wusste, dass man es ihr ansah. Bandaäl und Sanda wollten sie nicht allein zurücklassen. »Tut es!«, herrschte die Untergründige sie an. »Ihr seid mehr wert als ich.« Die Geschwister liefen los, und der Zwerg ließ sie passieren. Er hielt die braunen Augen auf Kiras gerichtet. Die Mimik war ausdruckslos, nur auf seinen Wangen zeigte sich Bewegung. Sollte es ein Lächeln sein?
Kiras würgte Speichel die trockene Kehle hinab, er rann zäher als Sirup den Schlund nach unten. »Greif an, wenn du mich tot sehen willst!«, rief sie dem Zwerg entgegen und richtete die Spitze ihrer Waffe gegen ihn. »Du wirst dich wundern ...« Mehr konnte sie nicht mehr sagen.
Der Zwerg bewegte sich so schnell, dass sie seine Handlungen nicht nachvollziehen konnte. Unerwartet stand er neben ihr und schlug ihr den brennenden Hammer gegen die Brust. Ihr Panzer stand an dieser Stelle sofort in Flammen, auch wenn es im Grunde nichts daran gab, was derart gut Feuer fing.
Der zweite Hammer traf sie gegen den Hinterkopf, und siebrach nahezu ohnmächtig zusammen. Sie hörte das Knistern der Lohen sehr nah an ihrem Ohr. Es scherte das Metall ihres Helmes offenbar nicht, dass es eigentlich nicht brennen konnte. Wo die Waffen des Zwerges einschlugen, loderte es.
Im Fallen streifte sie sich den Helm ab und rollte sich auf den Bauch, um den Brand auf ihrer Brust zu ersticken.
Ein Fuß drehte sie auf den Rücken, und das fürchterliche Gesicht ihres Feindes war unmittelbar vor ihr. Wieder schaute er sie an, ein Hammer schwebte vor ihr. Das schwarze Feuer um ihn war erloschen, doch die Hitze, die davon ausging, war deutlich spürbar. Er presste ihr den Kopf gegen die Stirn, zischend brannte sich das Metall in ihr Fleisch.
Kiras schrie auf und verlor das Bewusstsein.
Goda sah die leuchtende Wand auf die Flüchtenden zukommen und vergaß alles, was sie sich vorgenommen hatte. Drei ihrer Kinder standen im Begriff, ihr Leben zu lassen. Untätigkeit würde ihr weder Ingrimmsch noch sie selbst sich jemals vergeben können. Sie sprang durch die Lücke und ließ den Zauber fallen, der die Barriere geöffnet hatte, um Boendalin entgegenzueilen

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