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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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freundlich.Ingrimmsch roch den Stein, darunter mischte sich erkalteter Weihrauch und der Duft nach einem starkem Gewürz.
»Zur Treppe.« Tungdil packte Blutdürster mit beiden Händen und stapfte die nächsten Stufen hinauf, die sich wie ein Gewinde nach oben schraubten.
Es war Balyndar und nicht Coira, der nach unzähligen Windungen eine Pause erbat. »Ich spüre meine Füße nicht mehr«, erklärte er leise. »Ich weiß nicht, wie du das in der schweren Rüstung anstellst, Goldhand, aber ich kann nicht mehr.«
»Du kannst nicht mehr?« Tungdil kam ihm zwei Stufen entgegen, packte ihn am Kragen. »Es geht nicht um irgendeine kleine unwichtige Streiterei zwischen den Albae und einem Magus. Es geht um das Schicksal des Geborgenen Landes. Und das Schicksal der Zwerge!« Er zerrte ihn nach oben und versetzte ihm einen Stoß mit Blutdürsters Griff. »Geh vor! Wenn du langsamer werden solltest, steche ich zu.« Coira wusste nicht recht, wie sie die Drohung des Einäugigen einzuordnen hatte. Aber sie genügte, um Balyndar die Beschwerden und das Beschweren vergessen zu lassen. Ihre eigene körperliche Müdigkeit unterdrückte sie, ihr Geist war hellwach. Sie rechnete jederzeit mit dem Auftauchen eines Albs. Oder LotIonans.
Für Licht im Treppenschacht sorgten kleine, leuchtende Kristalle, die abwechselnd dunkelrot und tiefblau leuchteten, Fenster besaß der Turm hier zumindest keine. Nach einhundert Stufen gelangten sie in eine Vorhalle, in der vier tote Albae lagen. Ihre Brustkörbe waren zerfetzt worden, auch die gehärteten Lederrüstungen hatten den magischen Attacken nicht widerstanden.
»Wir kommen ihm näher«, raunte Balyndar aufgeregt und fasste die Feuerklinge fester. Tungdil marschierte durch die Halle und schritt auf die andere Seite des Tores. Sie hatten den Thronsaal gefunden, den die Dsön Aklän gern für sich gehabt hätten, anstatt ihn Aiphatön zu lassen. Ein düsterer, zehn Schritt hoher Raum mit filigranen Metallsäulen darin, die eigentlich zu dünn sein mussten, um den Druck von den Stockwerken darüber auszuhalten. Aber sie taten es dennoch.
Zwischen den Säulen waren Seile gespannt, von denen Fahnen bis auf den Boden hingen und den Blick der Besucher von selbstauf den Stuhl lenkten, der in der Mitte auf einem Podest stand. Sieben Stufen führten hinauf, der Stuhl bestand aus Tionium und Palandium und vereinte damit die Metalle des Guten und Bösen gleichermaßen in sich.
Auf dem Boden lagen sieben weitere tote Albae, sie wiesen verschiedene Brandspuren an ihren Körpern auf; ihre Waffen waren von mächtigen Kräften geschmolzen oder zersprengt worden.
Balyndar wollte etwas fragen, da knisterte es, und ein durchdringendes Leuchten wurde durch viele Stoffbahnen hindurch sichtbar. Ein langer Schrei erklang, gefolgt von einem Lachen einer zweiten Stimme. Es klirrte, als sei eine Waffe zu Boden gefallen.
Tungdils Kiefer mahlten. »Ihr wisst, was es bedeutet«, flüsterte er der Maga und dem Fünften zu. »Wir lenken ihn ab, Ihr, Coira, müsst ihn niederringen, wenn er sich genügend an uns ausgetobt hat.« Sein braunes Auge fixierte sie. »Nicht töten!«, schärfte er ihr ein. »Unterdrückt Eure Rachegefühle und Empfindungen, und seht stattdessen in ihm das letzte Mittel gegen die Bedrohung, die Euer Reich schlimmer treffen würde als zehn Drachen zusammen.« Er gab Balyndar das Zeichen zum Vorrücken. Die Maga wartete, bis sie hinter den ersten Stoffbahnen verschwunden waren, dann folgte sie ihnen. Sie hatte die Arme halb erhoben, damit die Finger die notwendigen Gesten auf der Stelle ausführen konnten. Sie spürte, dass ihr Herz schneller schlug, der Schweiß ihr den Rücken hinablief und sie schreckhaft war. Das Leben als Prinzessin hatte sie auf solche Aufgaben nicht vorbereitet.
Zwar hatte sie seit ihrer ersten Unterrichtsstunde in Sachen Magie darauf gebrannt, den Drachen Lohasbrand zu vernichten, seine Orkheer zu pulverisieren und die ergebensten Vasallen mit Flüchen zu strafen. Aber gegen einen Magus ins Feld zu ziehen, hatte eine ganz andere Bedeutung und war eine niemals da gewesene Herausforderung.
Coira hatte zu keiner Zeit die Gelegenheit erhalten, ihre Macht gegen einen anderen Magischen auszuprobieren. Wie auch? Ihre Mutter hatte sie nicht unterrichten können, sie hatte viel Wissen aus Weys alten Aufzeichnungen bezogen, und wann immer sie Fragen gehabt hatte, hatte sie ihr Anliegen durch umständliche Formulierungen so verschleiern müssen, dass die Wachen nichts davon

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