Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
Immer wieder fiel der Name Sisaroth. Balyndar blickte hilflos zu Tungdil. »Was ist mit ihr?«
»Was soll mit ihr sein? Der Tod hielt sie schon gepackt, und sie spürte Schmerzen, die sogar einen ausgewachsenen Kämpfer irre machen könnten.« Der Einäugige verstaute Blutdürster. »Sie wird vielleicht lange benötigen, bis ihr Verstand sich erholt.« »Oder gar nicht?« Balyndar betrachtete sie mitleidig. Es stand ihm nicht zu, sie in den Arm zu nehmen und ihr Trost zu spenden. Nicht nur wegen des Größenunterschieds. »Umso wichtiger, dass wir LotIonan haben.« Tungdil bückte sich und hob einen Onyxsplitter auf. »Du hast seinen Stab zerbrochen. Das schwächt ihn zwar, wie er mir sagte, aber er ist nach wie vor imstande, Zauber von gewaltigem Ausmaß zu wirken.« Balyndar sah nach dem Magus. Der Mann blickte ihn nicht an, die Augen wanderten über den Zwerg hinweg, als sei er ein beliebiger Gegenstand. »Kann er nicht selbst sprechen?«
»Nicht mit dir oder einem anderen Wesen. Er sieht euch als nicht ebenbürtig an.« »Aber dich?«, sagte Balyndar lauter und verächtlicher, als er beabsichtigt hatte. »Ich bin sein Ziehsohn.«
»Wenn wir etwas von ihm wollen, müssen wir über dich mit ihm sprechen?« Balyndar fasste es nicht. Tungdil hatte einen weiteren Weg gefunden, die Zwerge und die Bewohner des Geborgenen Landes gleichermaßen von sich abhängig zu machen. Der Einäugige nickte. »Genauso ist es. Mir passt es auch nicht, aber er will es so.« »Er will?« Balyndar lachte auf. »Er hat nichts zu wollen! Er ist unser Gefangener!« »Er hat sich freiwillig gestellt. Das ist ein Unterschied.«
»Dann machen wir ihn zu unserem Gefangenen.« Balyndar schwenkte die Feuerklinge. »Ich kann ihn niederschlagen. Die Waffe gibt mir die Möglichkeit dazu, und er wird nichts dagegen unternehmen können.«
Tungdil verzog den Mund, er war unzufrieden. »Du weißt, dass es nicht so ist. Er kann dich unter der Turmdecke begraben lassen, und die Feuerklinge müsste es zulassen.« »Aber...«
Tungdil machte einen Schritt auf ihn zu. »Mäßige dich, Balyndar Eisenfinger! Du bist ein ausgezeichneter Krieger mit einer legendären Waffe, aber ich bin dein Großkönig! Höre auf mein Wort, oder ich lehre dich Respekt. Und bei den Infamen: Ich werde es tun!« Er sah zum Ausgang. »Wir sind noch nicht fertig hier. Der Alb namens Sisaroth ist uns entkommen. Er hätte uns beinahe die Maga genommen.« Er marschierte los, LotIonan folgte ihm, ohne Balyndar anzusehen.
Der Zwerg ging zu Coira und berührte sie am Arm. »Verzeiht, Königin, aber wir brechen auf«, sprach er leise.
Sie fuhr sich mit den Ärmeln übers Gesicht und wischte sich die Tränen ab; dann versuchte sie ein Lächeln und folgte den anderen. Dabei huschten ihre Blicke umher, schweiften über dunkle Ecken und Nischen.
Balyndar fiel auf, dass sie sich dicht in seiner Nähe aufhielt. Sie fürchtete sich anscheinend schrecklich vor dem entkommenen Alb.
Hoch aufmerksam verließen sie den Thronsaal, in dem Aiphatön vor nicht allzu langer Zeit residiert hatte. Das war Vergangenheit. Wie der Kordrion. Wie der Drache Lohasbrand und seine Gesellen.
Balyndar fand, dass der Name LotIonan sehr gut in die Aufzählung toter Scheusale passte.
Während er am Ende der kleinen Gruppe die Treppe nach unten ging, legte er die Rechte an das Sigurdazienholz. Er würde dafür sorgen, dass es geschah und der Magus nach der Schlacht an der Schwarzen Schlucht nicht ins Geborgene Land zurückkehrte. Balyndar sah den kahlen Hinterkopf von LotIonan vor sich.
Was gab es alles für Geschichten über ihn. Aus dem freundlichen Magus war ein Schreckensherrscher geworden, dessen Grausamkeiten und Gleichgültigkeit gegenüber dem Leben anderer berüchtigt waren. Und er hatte die Zwerge vom Stamm der Zweiten beinahe vollständig ausgerottet.
Allein diese Gedanken spülten Balyndars Zorn nach oben, kochten in ihm heißer als flüssiges Eisen und ließen ihn schnauben. Er glaubte jetzt und in einhundert Zyklen nicht, dass LotIonan sich ihnen ohne einen Hintergedanken anschloss. Er und Tungdil haben etwas ausgeheckt. Vielleicht hatten sie sich das Geborgene Land aufgeteilt? Was hätte er dafür gegeben, die Unterredung zwischen den beiden mit angehört zu haben. Ganz in Überlegungen versunken, wurde er von der Feuerklinge vor dem Hinterhalt gewarnt.Die Intarsien leuchteten stärker auf, und Balyndar zuckte mit einem Schrei herum, die Axt zum Schlag erhoben, um den Alb, der sich angeschlichen hatte, zu

Weitere Kostenlose Bücher