Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
Beutel hervor, den ihm Balodil gegeben hatte. »Riecht daran, und Ihr werdet es vielleicht selbst verstehen. Er gehörte einst einem Zhadär, und ich trank versehentlich davon.«
Ilahin nahm das Gefäß entgegen, öffnete es und fächerte sich den Geruch zu. Alle Freundlichkeit verschwand von seinen Zügen. »Das ist... Elbenblut!«
»Und der Grund, warum Euch die Albae gejagt haben. Sie benötigten es, um daraus den Trank zu brauen, der aus den ausgesuchten Kriegern der Dritten die Zhadär machte«, erklärte er und betrachtete den Elb. »Es war ein Versehen!«, beteuerte er wieder. »Einer der Zhadär meinte, dass nur Elben mich von dem Fluch befreien können, den ich auf mich geladen habe.« Er rieb sich die Nase.
Ilahin erwiderte nichts. Stattdessen rief er Fiea herbei, hielt ihr den Beutel hin und zeigte auf Ingrimmsch. Es entspann sich eine lange Unterredung, die an Hitzigkeit gewann. Der Zwerg hatte den Eindruck, dass das Paar verschiedene Meinungen besaß. Nur zu was?
»Verzeiht, dass ich Euch unterbreche«, rief er nach langem Warten, das an seinen Nerven zehrte. »Gibt es nun ein Mittel gegen diesen Durst oder nicht?« Die Elben starrten ihn an.
Ilahin holte tief Luft. »Es verhält sich so, Boindil Zweiklinge, dass wir es nicht genau wissen«, gestand er. »Die Schuld, die Ihr auf Euch geladen habt, wiegt sehr schwer.« »Ho, verdammt! Ich wusste es doch nicht!«
»Das ist unerheblich«, sagte Fiea gereizt. »Wenn Ihr einen Menschen tötet und vorher nicht gewusst habt, dass es verboten ist, sein Leben auszulöschen, werden Euch die anderen Menschen dennoch jagen und vor Gericht stellen. Ist es nicht so?« Ingrimmsch musste nicken.
»Ihr habt einen Frevel begangen, und die Unwissenheit hatEuch nicht geschützt. Das ist leider eine Gegebenheit«, sagte Ilahin versöhnlicher. »Bei Euch handelt es sich jedoch um einen Wohltäter an unserem Volk, sodass die Schwere der Schuld in den Augen der Göttin vielleicht abgemildert wird und Ihr durch sie Erlösung erfahrt.«
»Ich verstehe nicht: Wie soll das denn vonstattengehen? Was habe ich zu tun?« Fiea nahm den Beutel und zerschnitt ihn. Die schwarze, zähe Flüssigkeit rann auf den Boden und bildete einen münzgroßen Fleck. »Ihr werdet zu Sitalia beten müssen, Boindil Zweiklinge, und sie anflehen, Euch zu erlösen und den Fluch aufzuheben.« »Aber ...« Er betrachtete, wie der Fleck sich immer weiter ausdehnte, bis die Elbin ein Tuch darauf warf, das die Flüssigkeit aufsaugte. Danach flog der Stoff in den Ofen; es zischte, schwarze Flammen entstanden, dann war der Spuk vorbei. »Ich brauche...« »Nein, Boindil Zweiklinge. Jeder neuerliche Schluck davon führt Euch weiter in die Verdammnis«, unterbrach Ilahin ihn.
Ingrimmsch raufte sich die schwarzsilbernen Haare. »Ich kann den Durst nicht anders löschen! Ihr habt keine Vorstellung, wie es in mir brennt!«
Sie sahen sich wieder an, dann löste Fiea ein Säckchen von ihrem Gürtel. »Darin sind Kräuter, Boindil Zweiklinge, die Euch helfen werden, dagegen anzukommen. Doch verschwinden wird der Durst erst, wenn Sitalia Euch verziehen hat. Betet zu ihr, das ist unser Rat. Voller Inbrunst und Demut.«
»Aber ich habe doch nichts getan!« Ingrimmsch kam sich närrisch vor, weil er es unentwegt betonte, doch er wusste sich nicht anders zu helfen.
»Sagt es Sitalia«, riet Fiea. »Wir glauben Euch, denn Eure Taten sprechen für Euch.« Ilahin berührte den verzweifelten Zwerg an der Stirn. »Überzeugt die Göttin. Sie wird sich Euch zeigen, wenn Ihr es richtig angeht.«
»Andernfalls?«, fragte er unsicher.
»Andernfalls werden die Kräuter auch nicht ewig helfen, und Ihr ...« Fiea verzog das Gesicht. »Ihr wisst, was mit Euch geschehen wird, Freund Zwerg.« Sie sahen ihn auffordernd an, und er hatte verstanden.So stand er auf, schlich zur Tür und ging hinaus. »Danke«, sagte er auf der Schwelle und trat auf den Gang. »Zu Sitalia beten«, murrte er vor sich hin. »Die Göttin der Spitzohren anflehen, so weit kommt es noch! Ich bin unschuldig*.« Aus der Niedergeschlagenheit und dem Hadern wurde der bewährte Trotz. »Dann sterbe ich morgen lieber als Held! So. Das haben die Spitzohren jetzt davon!«
Entschlossen stapfte er den Korridor entlang zu seinen Gemächern. Vraccas wird mir helfen.

XXXI
    Das Jenseitige Land, die Schwarze Schlucht, 6492. Sonnenzyklus, Frühsommer.
    Es goss in Strömen. Ein heftiges Unwetter war in der Nacht ausgebrochen und hatte die Festung und die Schlucht mit Niederschlag
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher